Essen. In den Ferien sollen in den Essener Bürgerämtern keine Wartemarken mehr gezogen, sondern nur noch Termine vergeben werden. Mitarbeiter schickten Wartende weg.

Der Unmut in den Essener Bürgerämtern wächst: In Kupferdreh berichten Besucher von heftigen Diskussionen mit den Mitarbeitern. Denn diese schickten jetzt Wartende unverrichteter Dinge weg und verwiesen sie an andere Bürgerämter. Andere brauchten nach eigenen Angaben drei Anläufe, bis sie ihre Reisepapiere endlich hatten.

Zwar hatte die Stadt vor Staus an den Schaltern vor den Sommerferien gewarnt. Doch dass es so heftig würde, haben manche offenbar unterschätzt. In Kupferdreh war es Ende der vergangenen Woche nicht mehr möglich, ein Ticket zu ziehen. „Der Apparat wurde einfach ausgeschaltet“, beschwert sich ein Bürger. Dabei habe das Amt seit der Tandem-Lösung mit Kettwig ohnehin nur noch an zwei Tagen in der Woche geöffnet. Dann hätten die Mitarbeiter ihnen nahegelegt, Kupferdreh zu meiden und Bürgerämter in anderen Stadtteilen anzusteuern. Denn auch die Online-Reservierung ist hier erst für Juli wieder möglich. Tatsächlich sind die Mitarbeiter sogar angewiesen, den Nummern-Apparat abzuschalten, wenn absehbar ist, dass zu viele Überstunden drohen, erklärt Stadtsprecher Stefan Schulze. Da greife die Arbeitsschutzverordnung, länger als zehn Stunden dürfe die Arbeitszeit nicht dauern.

Zeitaufwand der Anliegen wird vorab erfasst

Nach nur einer halben Stunde hielt Sandra Beyer hingegen den Ausweis für ihren Sohn (15) im Gildehof in Händen. „Wir sind heute morgen um acht Uhr direkt hier gewesen“, sagt die 40-Jährige. Morgens sei weniger los, die Wartezeiten nicht so lang. Insgesamt hat der Antrag 50 Minuten gedauert. „Das ging schon recht schnell.“

Aus Altenessen berichtet eine Rentnerin (78): „Ich war letzte Woche drei Stunden hier – vergeblich. Und heute rechne ich noch mal damit, zwei Stunden warten zu müssen.“ Nicht ganz so gelassen sehen das Eltern mit kleinen Kindern. „Für die Kinder ist es kein Spaß, hier zu sitzen. Aber im Internet konnte ich keinen Termin mehr reservieren, die waren auf Wochen ausgebucht“, erklärt eine 36-Jährige.

Stadt will nur noch mit Terminen arbeiten

Bald will die Stadt nur noch mit Terminen arbeiten: Die gibt es dann entweder online oder am Terminal im Amt. Das soll Wartezeiten verringern. Die alten Nummerndrucker werden abgestellt. Trotzdem bleibe die Terminvergabe vor Ort noch recht spontan, sagt Uwe Siemon, Abteilungsleiter der Bürgerämter: „50 Prozent aller Termine können online reserviert werden, die anderen 50 Prozent werden am jeweiligem Tag vor Ort vergeben. „Wer als erster da ist, bekommt auch den ersten Termin – oder wählt einen in zwei Stunden“, sagt Siemon.

Gleichzeitig werde erfasst, wie zeitaufwendig das Anliegen ist: So könnten Online- und Vor-Ort-Termine besser abgestimmt werden. „Zur Zeit sind alle Onlinetermine ausgebucht“, bestätigt Siemon. Besonders lang dauere es in Altenessen und Stoppenberg, die auch wechselweise geöffnet sind. Die Terminals in den Ämtern sind miteinander verbunden. „Sollte jemand unbedingt an diesem Tag noch einen Termin bei uns wahrnehmen müssen, sieht er, ob es an einem anderen Standort einen früheren Termin gibt.“ Anders gesagt: Die Stadt schickt Bürger zum Ämter-Hopping durch Essen.