Essen. . Der Vorstoß des Landschaftsverbandes Rheinland stößt im Rat der Stadt überwiegend auf Skepsis. Die städtische Denkmalpflege vermisst kreative Ideen.
Soll das Grugabad unter Denkmalschutz gestellt werden? Das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) schwimmt mit dieser Forderung nicht gerade auf einer Sympathiewelle. In der Politik überwiegen Skepsis bis Ablehnung. Eine schlüssige Antwort, wie es weitergehen soll mit dem zentralen Freibad dieser Stadt, bleiben die Entscheidungsträger jedoch schuldig.
Denkmalschutz wäre für die CDU-Fraktion jedenfalls keine Lösung. „Das bringt uns nicht weiter“, sagt Uwe Kutzner, planungspolitischen Sprechers der Christdemokraten im Rat der Stadt. Im Gegenteil: Bei jeder weiteren Entwicklung des Grugabades sei Denkmalschutz nur hinderlich. „Am Ende kostet es die Stadt nur mehr Geld“, sagt Kutzner und wirbt dafür, „nach einer soliden Lösung“ zu suchen. Welche das sein könnte? Eine Antwort darauf bleibt Kutzner schuldig.
Vielen Essenern liegt es am Herzen
Die große Koalition im Rat würde das Thema wohl längst abhaken, wäre die SPD nicht noch bei der Meinungsfindung. Deren Planungs- und Sportpolitiker werden sich dazu noch austauschen, sagt Thomas Rotter, Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses. Dort steht der Denkmalschutz für das Grugabad Ende des Monats auf der Tagesordnung. Eine Entscheidung wollen die Sozialdemokraten vertagen. Man darf unterstellen, dass dabei auch die bevorstehende Oberbürgermeisterwahl eine Rolle spielt. Das Grugabad liegt vielen Essenern am Herzen. Und dass sich eine Wahl mit einem emotionalen Thema entscheiden lässt, hat schließlich die SPD 2009 mit der Debatte um den Erhalt des Dellwiger Freibades „Hesse“ bewiesen.
Wohin die Tendenz beim Grugabad gehen könnte , deutet Planungspolitiker Rotter an: „Denkmalschutz nicht um jeden Preis.“
Während die Grünen für den Erhalt des Bades plädieren, sich in der Denkmalschutzfrage aber noch finden müssen, sind andere Fraktion knallhart dagegen wie die FDP und die Partei-Piraten. „Der Stadt steht das Wasser bis zum Hals“, formuliert deren Fraktionsvorsitzender Kai Hemsteeg und wirft die Frage auf, ob die Stadt sich solch ein Bad überhaupt noch leisten könne.
„Sinnvolle Erhaltung oder Nutzung“
So ist allein die Linke dafür diese „architektur-historisch bedeutende Anlage“ zu erhalten – auch um sie vor dem Zugriff zu schützen. Was Denkmalschutz bedeutet, darüber sei zu reden, betont Fraktionssprecherin Gabriele Giesecke.
Das Denkmalschutzgesetz würde die Stadt zu einer „sinnvollen Erhaltung oder Nutzung“ verpflichten. Das lässt Interpretationsspielraum zu, weshalb Petra Beckers, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde der Stadt, um so mehr darüber verzweifelt, dass es nicht gelungen sei das Thema Denkmalschutz positiv zu besetzen. „Was wäre ohne den Denkmalschutz aus den Alleinstellungsmerkmalen des Ruhrgebiets geworden“, fragt Beckers in Anspielung an die als Industriekultur gefeierten Relikte der Zeit von Kohle und Stahl. Für den Umgang mit dem Grugabad wünscht die Denkmalpflegerin mehr Kreativität und Inspiration wie sie ein Karl Ganser einst für die Internationale Bauausstellung mitbrachte.
Einem Votum der Politik will Beckers sich beugen. Was bliebe ihr anderes übrig. Vom Tisch wäre der Denkmalschutz fürs Grugabad damit nicht. Die Denkmalpfleger des LVR könnten Landesbauminister Michael Groschek zu einer Entscheidung drängen. Monetäre Argumente, heißt es von Seiten der Denkmalpflege, spielten bei der Bewertung durch das Land keine Rolle.