Essen. . Geschäftsführer: Plakat mit Jesusmotiv sei keineswegs als Provokation gedacht. Bahn entfernt Poster auch in Duisburg, Dortmund und Köln
Die Leitung der Ruhrtriennale bedauert die Entscheidung der Deutschen Bahn, das umstrittene Jesus-Werbeplakat aus den Hauptbahnhöfen von Essen und anderen Städten der Region zu entfernen. „Ich bin selbst praktizierender Katholik“, betont Geschäftsführer Lukas Crepaz, „und wundere mich über den großen Widerstand, auf den das Plakat stößt“.
Irritiert zeigen sich die Macher des Kulturfestivals über die Informationspolitik der Bahn. „Wir haben von der Abnahme der Werbeposter aus der Presse erfahren.“
Im Essener Hauptbahnhof hatten sich römisch-katholische Christen mit Protesttafeln („Jesus ist kein Fußabtreter“) am Montag in einer stillen Demo schützend vor das Plakat mit dem Jesusmotiv gestellt. So wollten sie verhindern, dass Passanten auf das Foto einer Tätowierung traten, die das Bildnis des gekreuzigten Gottessohnes mit Dornenkrone zeigt.
Protest führte zu Ansammlungen
Kulturspektakel in Industriedenkmälern
Das Kulturfestival Ruhr-Triennale präsentiert Schauspiel, Musiktheater, Tanz und Konzerte in alten Kokereien, Lohnhallen, Maschinenhäusern und Gebläsehallen – dieses Jahr vom 14. August bis 26. September.
Intendant ist der Theater- und Opernregisseur Johan Simons.
Weitere Infos online unter ruhrtriennale.de
Die Bahn ließ das umstrittene Bodenposter daraufhin entfernen. Begründung: Es sei während der Protestaktion zu Ansammlungen gekommen. Deshalb sei der reibungslose Zugang zu Bahnsteigen und Fahrplänen nicht mehr gewährleistet gewesen.
Lukas Crepaz weist darauf hin, dass sich die Ruhrtriennale-Verantwortlichen lange und intensiv mit dem jetzt so umstrittenen Plakatmotiv beschäftigt hätten. „In unserer neuen Kommunikationsstrategie setzen wir bewusst nicht auf schöne Bilder“, fügt der Geschäftsführer hinzu. Im Vordergrund stehe vielmehr die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Stücken. Das Jesus-Poster, eines von 16 Plakatmotiven, wirbt für das Eröffnungsstück „Accattone“ auf Zeche Lohberg, das sich auf den gleichnamigen Pasolini-Film bezieht. Es handele sich um eine weltliche Passionsgeschichte, die musikalisch passend mit Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion unterlegt sei. „Das Werbeposter ist keinesfalls als Provokation gedacht“, betont Crepaz.
Im Laufe des Dienstags entfernte die Deutsche Bahn das umstrittene Ruhrtriennale-Poster auch aus den Hauptbahnhöfen von Duisburg, Dortmund und Köln.Wenige Stunden zuvor hatte das Kulturfestival auf seiner Website noch trotzig erklärt: „Wir halten an dem Plakatmotiv weiterhin fest und haben nicht vor, das Plakat zurückzuziehen; die Ruhrtriennale ist ein Festival der Künste und die Kunst ist frei.“ Das Bistum Essen verfolgt die Aufregung um das Jesusbild offenbar mit gebremster Empörung. Auf Anfrage erklärte das Bischöfliche Generalvikariat: „Dass mit solch einem Plakat die religiösen Gefühle einzelner Christen verletzt werden können, sollten die Werbeagenturen im Blick haben und berücksichtigen.“