Essen. Katholiken sahen ihre religiösen Gefühle verletzt, weil Passanten auf ein „Ground Poster“ der Ruhrtriennale mit dem Bildnis des Gekreuzigten traten.

Nach dem stillen Protest empörter Katholiken hat die Deutsche Bahn Montagmittag ein umstrittenes Werbeposter der Ruhrtriennale mit dem Bildnis des gekreuzigten Heilands aus dem Essener Hauptbahnhof entfernt. Im wörtlichen Sinne anstößig finden die Gläubigen dieses so genannten Bodenposter. „Es verletzt unsere religiösen Gefühle, wenn Passanten Jesus Christus tausendfach ins Gesicht treten“, schimpft Albert Brandhorst, der in der Leither St. Josef-Gemeinde als Lektor wirkt.

„Selbst Moslems haben kein Verständnis dafür, dass hier auf Jesus herumgetreten wird“

Es ist Montagmorgen um elf, als die vier Aktivisten des Bibelkreises Kray, einem unabhängigen Zusammenschluss römisch-katholischer Christen, im Hauptbahnhof aufziehen. Schauplatz ihres stummen Protestes ist die Zwischenebene, die mit ihrer langgezogenen Imbiss- und Bistropassage zu den am meisten frequentierten Stellen des Verkehrsknotenpunktes zählt. Da haftet das umstrittene Triennale-Jesus-Poster noch auf dem Fußboden – zwischen einem Fahrplan und einem Bistro. Albert Brandhorst und seine drei Mitstreiter haben sich schützend vor das „Ground Poster“ gestellt, damit Passanten nicht mehr auf dem Gottessohn herumtrampeln können. Sie halten selbst gebastelte Tafeln in die Höhe, auf die sie mit Wut im Bauch dies geschrieben haben: „Jesus ist kein Fußabtreter“.

Bürger protestieren gegen Jesus-Plakat

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    Ulrich Walter, Organist von St. Laurentius, freut sich über den regen Zuspruch der Vorbeieilenden. „Selbst Moslems haben kein Verständnis dafür, dass hier auf Jesus herumgetreten wird“, sagt er. Die Protesttafeln halten Fars Altuwny und seine Frau Ilham, die im Irak verfolgt wurden und seit gut drei Jahren in Essen in Sicherheit leben. Am Mittwochmorgen vor Fronleichnam hatte Fars Altuwny voller Entsetzen das Jesus-Poster entdeckt. Und sofort Alarm geschlagen. „Würde dasselbe Poster an der Wand hängen, wären wir gar nicht hier“, fügt Brandhorst hinzu.

    DB-Sicherheitspersonal entfernt das Jesus-Poster in Essen und Bochum

    Stiller Protest im Hauptbahnhof: Katholik Ulrich Walter aus Kray hat sich schützend vor das Jesus-Poster gestellt.
    Stiller Protest im Hauptbahnhof: Katholik Ulrich Walter aus Kray hat sich schützend vor das Jesus-Poster gestellt. © FUNKE Foto Services

    Das Jesus-Poster gehört mit 15 anderen Motiven zur aktuellen Plakatkampagne des Kulturfestivals Ruhrtriennale. Beworben wird damit das diesjährige Eröffnungsstück „Accattone“, das auf einem Pasolini-Film basiert, der die Leidensgeschichte eines Arbeitslosen erzählt. Das Werbeplakat mit der Aufschrift „Arbeit“ + „Stinkt“ zeigt das Foto eines Oberkörpers, auf den Jesus mit der Dornenkrone und dem Satz „Dein Wille geschehe“ eintätowiert sind. „Es war und ist in keiner Weise beabsichtigt, den christlichen Glauben zu diffamieren oder religiöse Gefühle zu verletzen“, bekräftigt eine Triennale-Sprecherin.

    Doch die Bahn reagiert. Am frühen Montagnachmittag entfernt Sicherheitspersonal das umstrittene Jesus-Poster. „Ein Erfolg unserer Aktion“, frohlockt Ulrich Walter. Auch in Bochum musste die Triennale-Werbung verschwinden. Begründung der Bahn: „Durch die Proteste kam es zu Menschenansammlungen, so dass der reibungslose Zugang zu Bahnsteigen und Fahrplänen nicht mehr gewährleistet war.“

    Kurios: In Köln und Duisburg durften die umstrittenen Triennale-Poster liegen bleiben.