Essen. Acht Festnahmen, 60 Strafverfahren und Rauschgift im zweistelligen Kilobereich: Das ist das Ergebnis nach Ermittlungen des Rauschgiftkommissariates.
Den Ermittlern ist ein Schlag gegen Rauschgiftkriminalität gelungen, dabei sah es anfangs gar nicht nach einem Handel in so großem Stil aus: Jetzt sitzen fünf Essener und drei Niederländer in Untersuchungshaft, weil sie mit Drogen im zweistelligen Kilobereich gehandelt oder sie geliefert haben sollen.
Es laufen 60 Strafverfahren, auch gegen Weiterverkäufer und Konsumenten. Federführend waren drei Haupttäter (24, 29, 32) aus Altenessen und Karnap. Zwei von ihnen sind Familienväter, einer selbst drogenabhängig. Gemeinsam ist allen, dass sie von Sozialleistungen leben. Und: Eine Höllenangst davor hatten, die Drogen selbst über die Grenze aus Holland zu schmuggeln. Dafür nutzten sie Lieferanten – einer wurde in Frohnhausen, ein weiterer im Gerlingviertel festgenommen. Hinzu kommen drei Niederländer, die ebenfalls als Lieferanten und Kurierfahrer dienten.
Anfang Mai verdichteten sich die Hinweise für Frank Kühne und Jessica Both vom Rauschgiftkommissariat auf die Täter aus dem Essener Norden. Dabei war für die Ermittler zunächst unklar, um welche Mengen es sich handelt und vor allem wie die Täter vorgehen: „Die haben so unstrukturiert und spontan gehandelt, dass wir erst immer hinten dran waren“, sagt Kühne.
Arbeitsteilung der Täter
Erst die Überwachung führte zum Erfolg: Die Verdächtigen fuhren mehrfach in die Niederlande, wo sie das Rauschgift hauptsächlich kauften, es folgten Übergabe und Zugriff: In der Nacht zum 2. Mai stellte die Polizei in einer Krayer Wohnung drei Kilogramm Marihuana und zwei Kilogramm Amphetamine sicher. Verkauft haben die Händler aber auch Kokain. Das Rauschgift boten sie vor allem in der Innenstadt und in Borbeck an. „Ihr jüngster Käufer war gerade einmal 15 Jahre alt“, sagt Both. 750 Verkäufe haben die Ermittler allein seit Anfang Februar dokumentiert.
Die drei Haupttäter teilten sich die Arbeit: Zwei beschafften Drogen, während der 24-Jährige die Straßenverkäufe übernahm. Aus kaufmännischer Sicht nicht immer erfolgreich: Wenn er für ein paar verkaufte Gramm mit dem Taxi von Altenessen nach Borbeck fuhr, dürfte nicht viel Geld übrig geblieben sein, sagt Jessica Both. Insgesamt war der Verkaufserlös eher mager: So kauften sie etwa ein Kilo Marihuana für 6000 Euro ein, das sie für 8500 Euro verkauften. „Bei den synthetischen Drogen lag die Gewinnspanne allerdings deutlich höher“, sagt Kühne, der zu Anfang der Ermittlung ohnehin nicht an ein solches Ausmaß geglaubt hatte. Jetzt lautet der Vorwurf: „Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen“, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk. Das Strafmaß reicht von einem bis zu zehn Jahren. Da die Täter mehrfach gehandelt haben, „wird sich da was summieren.“