Essen. Das Schauspiel Essen erinnert mit einer großen Nachtlesung vom 8. auf den 9. Mai an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren. Mehr als 70 Vorleser machen mit.

Das Zitat der langen Lese-Nacht kommt von Käthe Kollwitz: „Denn jetzt ist alles Zukunft“. Die Texte, die zwölf Stunden lang von Politikern und Schauspielern, von Kirchenleuten und Journalisten vortragen werden, stammen von großen deutschen Autoren wie Thomas Mann oder Siegfried Lenz, Wolfgang Borchert oder Hermann Hesse, aber manchmal auch vom eigenen Vater, der noch genau weiß, wie das war, als der Zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 ein Ende hatte. Dem 70. Jahrestag gedenken der Evangelische Kirchenkreis und viele städtische Einrichtungen dieser Tage mit einer großen Veranstaltung-Reihe unter dem Titel „Frieden zählt!“

Ein zentraler Programmpunkt ist die Nachtlesung vom 8. auf den 9. Mai im Grillo-Theater. Mehr als 70 Vorleser machen mit, vom Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Norbert Lammert, bis zum Oberbürgermeister Reinhard Paß. Uwe Henry Welthe, Hauptmann der Bundeswehr, ist ebenso dabei wie Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge, Stadtdechant Jürgen Cleve und Superintendentin Marion Greve, die sich über diese große „Bandbreite des Lebens“ freut, die sich da in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai im Schauspiel Essen begegnen soll.

50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht

Begegnung steht im Mittelpunkt, denn zwischen 22 Uhr abends und 10 Uhr morgens kann jeder kommen und zuhören und im Theatercafé bei frischem Brot und köstlichen Suppen zwischendrin auch einfach verweilen oder reden – über Gott und die Welt, über Krieg und Frieden. Das derzeit mehr als 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht seien, das „muss uns zu denken geben“, sagt Schauspiel-Intendant Christian Tombeil, der das Grillo-Theater an diesem Abend in seiner wichtigsten Rolle sieht – als „Haus der Stadt und ihrer Bürger“. Wie viele am Abend kommen und vielleicht bis zum frühen Morgen bleiben – bei freiem Eintritt und musikalischen Intermezzi (beispielsweise vom Katakomben-Theater), wird man sehen. Aber spätestens, wenn am 8. Mai um 19 Uhr stadtweit die Kirchen-Glocken klingen, wird das Einstimmung sein auf eine vielsagende Nacht.