Essen. . Prügelei, Autounfall oder Versicherungsbetrug: Beim WAZ-Polizeiforum erläutert ein Experte Fälle und richtiges Verhalten. 100 Leser sind eingeladen.

Eine Prügelei, ein schreiendes Kind in der Nachbarwohnung oder ein Autounfall: Es sind Situationen, in die jeder geraten kann – und die Zivilcourage erfordern, sagt Ulrich Schmitz. Der Kriminalhauptkommissar arbeitet im Bereich Kriminalprävention und Opferschutz im Polizeipräsidium Essen und sagt deutlich: „Zivilcourage hat nichts mit Heldentum zu tun.“

Beim WAZ-Polizeiforum wird der Experte erklären, welche Möglichkeiten jeder hat. Was jeder Bürger tun kann und was besser nicht: „Zivilcourage – es geht uns alle an“, heißt es am Mittwoch, 6. Mai, dazu sind 100 Leser eingeladen.

Hemmnisse beim Helfen

Ulrich Schmitz wird zudem erläutern, welche Hemmnisse Menschen vom Helfen abhalten. „Jede Situation ist anders, weil jeder von uns anders ist“, sagt der Kriminalhauptkommissar, der rund 20 Jahre im Bereich Sexualdelikte und Kindesmisshandlung arbeitete, bevor er zum Opferschutz wechselte. Der 53-jährige Vater eines erwachsenen Sohnes gründete zudem in Essen die Kinderschutzallianz, die er bis heute leitet. Seit 2008 bringt er dabei Parteien wie Rechtsmedizin, Kliniken und Staatsanwälte an einen Tisch, die sich mit dem Delikt Kindesmisshandlung befassen.

Anmeldung für das WAZ-Polizeiforum

Das WAZ-Polizeiforum „Zivilcourage – es geht uns alle an. Experte schildert Alltagssituationen und diskutiert richtiges Verhalten“ findet am Mittwoch, 6. Mai, in der Zeit von 18 bis 20 Uhr statt. Ort: Polizeipräsidium, Büscherstraße 2-6.

Das Forum ist für Besucher kostenlos. Eine Anmeldung ist erforderlich und ab sofort möglich unter: 0800 60 60 710 (gebührenfrei).

Bei Zivilcourage denken derzeit viele an den Fall Tugce, der vor Gericht verhandelt wird: Die junge Frau schritt bei einem Streit ein und wurde selbst tödlich verletzt. Zivilcourage, das sind aber auch Fälle, die nicht zwangsläufig mit Gewalt zu tun haben: Wenn sich jemand im Imbiss vordrängelt oder die Füße in der Straßenbahn auf den Sitz legt, so dass ein anderer Fahrgast nicht sitzen kann. In beiden stellt sich die Frage: Was kann und soll der Einzelne tun, ohne sich selbst zu gefährden. Immer müsse der Einschreitende überlegen, inwieweit er bereit ist, Nachteile in Kauf zu nehmen.

Schmitz: „Jeder hat individuelle Möglichkeiten, um zu helfen.“ Das hängt davon ab, ob jemand ein eher schüchterner oder dominanter Typ ist; eine Ausnahmesituation bleibt es für alle. Wichtig sei, seine Grenzen einschätzen zu können. „Hilfe rufen kann aber jeder“, sagt Schmitz. Jeder könne zudem die Situation beobachten, um der Polizei später Hinweise zu geben. Falsch sei der Gedanke: „Das ist Sache der Polizei.“ Vielmehr sollten Zeugen sich bewusst machen, dass ihre Aussage wichtig sein kann.

Jeder kann Opfer oder Zeuge werden

Beherzt eingreifen, sich zwischen Streitende stellen und womöglich laut werden, dazu rät die Polizei heute ohnehin nicht mehr. Es gilt der Grundsatz der Deeskalation: Ruhig und sachlich bleiben, eine Armlänge Abstand halten.

Mut sei manchmal sogar bei vermeintlich kleineren Begebenheiten erforderlich: „Mache ich etwa den Mund auf, wenn Freunde die Hausratversicherung betrügen?“, nennt der Kriminalhauptkommissar ein ganz anderes Beispiel für Zivilcourage und sagt deutlich: „Ohne die geht es im Zusammenleben nicht.“ Auch, weil jeder Opfer oder Zeuge werden kann. Von den meisten aber, die Zivilcourage bewiesen haben, gebe es übrigens Rückmeldung: „Ich würde es wieder tun.“