Wie man vom Angsthasen zum „muTiger“ wird, erfahren die Teilnehmer von zwei Kursen, die am Mittwoch, 24. September, 12 bis 16 Uhr, und am Samstag, 25. Oktober, 10 bis 14 Uhr, in der Villa Rü an der Girardetstraße 21 stattfinden. Organisiert werden sie von „muTiger“, einer Stiftung für Zivilcourage, die 2011 vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Sicherheitsdienstleister Kötter-Unternehmensgruppe ins Leben gerufen wurde. Seit 2012 hat die Stiftung rund 100 Kurse mit insgesamt etwa 1500 Teilnehmern in NRW durchgeführt. In Essen war die Stiftung bisher schon in Kooperation mit der Bürgerschaft Kupferdreh tätig. Neuer Partner in Sachen Zivilcourage ist jetzt das Bürgerzentrum Villa Rü. „Das passt natürlich gut zu unserem Konzept. Wir bieten ja seit langem Gewaltprävention in Schulen und ähnliches an“, sagt Werner Settels, Leiter der Villa Rü.

Die Kurse sind für die Teilnehmer kostenlos, da die Einrichtung die Räume ebenfalls kostenlos zur Verfügung stellt und die Kurse von Ehrenamtlichen geleitet werden. „Viele Menschen haben schon Situationen erlebt, in denen andere bedroht werden. Oft weiß man nicht, wie man reagieren soll“, erläutert Johannes Bachteler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Jeder Mensch sei anders und man müsse erst mal selbst herausfinden, ob man in einer solchen Situation verbal oder körperlich eingreife oder doch eher das Handy nehme und Hilfe hole. „Das ist einerseits Mentalitätssache, andererseits aber auch abhängig von der eigenen Konstitution. Es macht wenig Sinn, wenn zum Beispiel eine ältere Frau bei mehreren jugendlichen Männer dazwischen geht“, beschreibt Bachteler eine mögliche Situation.

Die Kurse mit neun bis zwölf Teilnehmern seien eine gute Gelegenheit, sich selbst kennenzulernen. Nach einer Einführung können die Teilnehmer in Rollenspielen üben, einzugreifen, wenn andere bedroht werden. Auch rechtliche Grundlagen, wie die Folgen bei unterlassener Hilfeleistung, werden thematisiert. „Bei uns geht es um Zivilcourage, nicht um Selbstverteidigung. Um die zu erlernen, wären die vier Stunden auch zu kurz“, so Bachteler. „Die Täter suchen Opfer, nicht Gegner. Deshalb ist es wichtig, sich ihnen als Gegner entgegenzustellen.“

Am Ende des Kurses erhalten die Teilnehmer den „muTiger“-Pass und eine Trillerpfeife, um notfalls Angreifer akustisch einschüchtern zu können. Ziel ist es, einzugreifen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, den Blick dafür zu entwickeln, was gerade geschieht und wie man helfen kann. „Dem Opfer zu helfen, steht im Vordergrund. Immer richtig ist, die Polizei zu rufen und sich mit anderen zusammenzutun, um stärker zu sein“, erklärt Johannes Bachteler.

Der VRR und die Kötter-Unternehmensgruppe wollen mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass die Menschen sich wieder mit mehr Respekt begegnen. Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Bahnsteigen komme es immer wieder zu unangenehmen oder gar bedrohlichen Situationen, so Bachteler. Die Stiftung arbeitet bereits mit einigen Familienbildungsstätten in verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens zusammen, weitere sollen folgen. Ziel ist ein möglichst verzweigtes Netzwerk. Bachteler: „Wir wollen noch viele andere Einrichtungen, auch gern Firmen, mit ins Boot holen.“ Ein spezielles Konzept erarbeite man für die siebten und achten Klassen der Schulen.