Essen. Die Kettwiger Autorin Astrid Korten berichtet von einem Übergriff, nachdem sie in Leipzig eine Ehrenmord-Passage las. Der Staatsschutz ermittelt.

Mord, Totschlag und Gewalt: Von diesen Taten handeln die Bücher von Astrid Korten. Die Schriftstellerin schreibt in erster Linie Psycho-Thriller. Doch nun schildert sie einen Überfall, bei dem sie in die Opferrolle geriet. Nicht im Roman, sondern im wahren Leben: „Ich wurde in Leipzig überfallen und als Feindin Allahs beschimpft“, sagt sie mit zitternder Stimme.

Zuvor hat sie auf der Leipziger Buchmesse eine Ehrenmord-Passage aus ihrem Roman „Eiskalter Plan“ gelesen – ohne dass es da irgendwelche Anfeindungen gegeben hätte. Über einen Zusammenhang zum späteren Angriff kann sie daher nur mutmaßen. Astrid Korten hat Anzeige bei der Leipziger Polizei erstattet, der Staatsschutz ermittelt. Sie selbst geht jetzt in die Offensive, „nachdem ich mir vorwerfen lassen musste, mich für die rechte Gesinnung instrumentalisieren zu lassen.“

Neben viel Mitgefühl habe es heftige Vorwürfe in Internet-Blogs gegeben

Nach der Lesung sei sie abends spazieren gegangen, „als mich zwei junge Männer erst anpöbelten, dann angriffen und verletzten“. Als sie am Boden lag, habe einer gerufen: „Man hätte das Recht mich zu töten, wenn ich behaupten würde, dass Muslime ihre Kinder töten“, erinnert sie sich. Eigentlich, sagt Astrid Korten, wollte sie das Erlebte nicht öffentlich machen. Nach der Tat habe sie sich zurückgezogen, versuchte, mit Todesangst und Hilflosigkeit fertig zu werden, „bevor ich zur Polizei gehen und überhaupt darüber sprechen konnte“.

Tief getroffen haben sie dann manche Reaktionen, als ihr Fall bekannt wurde: Neben viel Mitgefühl habe es heftige Vorwürfe in Internet-Blogs gegeben, die „mir braunes Gedankengut unterstellten“ oder gar Zweifel an der Attacke äußerten und über eine Werbe-Aktion spekulierten. Rechte Schreiber „schlachteten den Übergriff aus, um Angst zu schüren“, sagt sie, während die Gegenseite forderte, sie müsse sich klar gegen rechte Ansichten positionieren.

"Ich lasse mich nicht in die braune Ecke schieben"

Astrid Korten fand sich in einer Position wieder, Rede und Antwort stehen zu müssen. „Ich lasse mich nicht in die braune Ecke schieben“, stellt die gebürtige Niederländerin klar, die Nazi-Terror selbst in ihrer Familie erlebte: „Mein Großvater war im Konzentrationslager.“

Mit Blick auf die Ehrenmord-Passage sagt sie: „Die ist sehr sensibel geschrieben und schildert Gedanken einer Protagonistin.“ Als Autorin steht sie auch bei solchen Themen für Meinungsfreiheit: „Ich kann doch nicht für etwas bestraft werden, das ich schreibe.“

Die beiden Täter schätzt sie als unreife Menschen ein, die wohl gar nicht wissen, was sie angerichtet haben. Astrid Korten aber will sich die Leidenschaft für das Schreiben nicht nehmen lassen. Ihre Bücher entstehen allesamt in Kettwig, wohin sie einst wegen der Liebe zog und wo sie nun wieder am Schreibtisch sitzt. Das Erlebte will sie irgendwann als Krimistoff verarbeiten. Derzeit hofft sie, dass „mir der Überfall die Freude auf Dauer nicht nehmen kann.“