Essen. Folkwang-Universität und Rathaus-Theater präsentieren Musical-Kooperation: „City of Angels“ führt zurück in die Zeit von Schlapphut und Scheibentelefon.

So ist das in der Generation Smartphone. Bevor man bühnenreif singen und tanzen kann, muss man erst mal wieder das Telefonieren trainieren. Eine Drehung links, eine Drehung rechts, und schon herrscht auf der Probebühne der Folkwang-Universität der herrlichste Kabelsalat.

Kein Anschluss mehr für Mister Stine. Dabei soll der Mann ja was Großartiges schreiben, mit schwachen Frauen und starken Männern, mit Ganoven im Trench und Privatdetektiven mit großen Schlapphüten. So wollte es schon das Genre des Film Noir und so will es auch das Musical „City of Angels“ als clevere Parodie auf diese Kino-Klassiker der 1940er Jahre. Am 8. Mai feiert das Stück Premiere im Rathaus-Theater. Viele Rollen, anspruchsvolle Songs, dankbares Studentenfutter. Die Kooperation zwischen dem Studio Landgraf und dem Studiengang Musical der Folkwang-Universität geht bereits in die dritte Saison. Alle zwei Jahre zeigen die dritten und vierten Jahrgänge, dass Musical nicht nur klanglich komplexer sein kann als vieles, was auf dem Markt heute möglichst langlebig und massentauglich produziert wird.

Das Stück von Cy Coleman, Larry Gelbart und David Zippel, das immer wieder lustvoll zwischen Bühnen-Realität und Film-Fiktion wechselt, hat dabei auch Regisseur Henner Kallmeyer sofort überzeugt, dabei ist „City of Angels“ sein erster Ausflug ins Musical-Fach. „Ich liebe den Film Noir“, erklärt Kallmeyer, den man als Regisseur aus dem Grillo-Theater kennt.

Zur atmosphärischen Einstimmung hat er sich mit den Studenten Klassiker wie „Dick Tracy“ und „Der Malteser Falke“ angeguckt, schließlich würden diese Vorlagen „dieselben Klischees bedienen“. Also gibt es große Schlapphüte und Schreibmaschinen und natürlich nostalgische Scheibentelefone. Die Requisite muss so manches Antiquariat durchstöbert haben. Mit ihren schweren Bakelit-Bäuchen sorgen die Dinger an diesem Vormittag bei den Proben aber nicht nur für echte Kraft- sondern auch Geduldsproben.

Der Produzent muss nämlich nicht nur seinen Drehbuchautor am Telefon akustisch einwickeln, sondern soll gleichzeitig auch noch seine Kommilitonen als Karawane am Kabel hinter sich herziehen. Choreografin Karen D. Savage zieht alle Strippen der kniffligen Tanznummer, bis Mister Stine am Ende tatsächlich wieder am richtigen Apparat zu hören ist, während Folkwang-Professorin Patricia Martin am Klavier übernimmt, was auf der Bühne demnächst von einem sechsköpfigen Live-Orchester zu hören ist. Es jazz und swingt, und vielen wird es am Ende gehen wie Kallmeyer: „Man geht jeden Tag mit einem anderen Ohrwurm nach Hause.“