Das Wegbrechen fest gebuchter Einnahmen und hausgemachte Versäumnisse bringen Essen in eine schwierige finanzielle Lage. Die Folgen können dramatisch sein.
Schon seit vielen Jahren vollführt Essen finanzpolitisch den Ritt auf der Rasierklinge, und eigentlich war immer allen Beteiligten klar: Die Rückkehr zu vertretbaren Etat-Verhältnissen kann klappen, aber außerplanmäßig sollte nicht viel schiefgehen. Und dann passierte es: Die RWE-Dividende brach wegen der Energiewende ein, das Franken-Debakel verkürzt schmerzhaft die Spielräume. Und die Spar-Hausaufgaben wurden bei einigen großen Stadttöchtern allenfalls halb, mitunter auch kaum ansatzweise erledigt.
Die Kommunalaufsicht sieht sich besonders beim Thema Stadion-Finanzierung hinters Licht geführt und bewertet den wegen des GVE-Skandals mittlerweile berühmten Cash-Pool als eine Art ungenehmigten Schattenhaushalt. Folge: Der Stadt wird umstandslos verboten, den Töchtern weiter mit Krediten beizuspringen. Kein Cash und keine Kredite bei laufenden Kostenverpflichtungen - das nennt man für gewöhnlich Insolvenz. Der Evag - um nur den größten Brocken zu nennen - könnte schlicht das Geld ausgehen. Das sind die Abgründe, in die am Montag die Chefs und Aufsichtsräte der städtischen Holding EVV blickten.
Die Lage ist ernst. Natürlich hat Essen noch Vermögenswerte, die man verscherbeln kann, etwa Anteile des Allbau. Damit lassen sich kurzfristig Löcher stopfen, und zwar genau einmal. Und dann? Bitter und schändlich, dass es soweit mit unserer Heimatstadt gekommen ist.