Essen.. Derzeit erhitzen sich die Gemüter, ob die Beitz-Villa unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Im Grunde geht es jedoch um die Frage der angemessenen Erinnerungskultur.
Denkmal oder nicht? Die Diskussion um die Beitz-Villa wird erbittert geführt. Doch im Grunde hat sie eine ganz andere Debatte um den verstorbenen Berthold Beitz ausgelöst: Wie will sich Essen künftig an den Top-Industriellen und Mäzen und sein Wirken für die Stadt erinnern? Was sind die richtigen Erinnerungsstätten? Ist es tatsächlich eine inzwischen geräumte, blutleere Privat-Villa?
„Die Denkmalwürdigkeit der Villa sehe auch ich nicht“, sagt Essens Stadtdirektor und Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. „Doch ich halte die begonnene Diskussion für sehr wichtig.“ Essen müsse sich die Frage stellen, an was und wie sich die Stadt künftig an die Person Beitz erinnern will. Erst jetzt mit dem geplanten Verkauf und drohenden Abriss der Villa – anderthalb Jahre nach dem Tod Beitz’ – bricht offensichtlich das Bedürfnis auf, sich mit der richtigen Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Aus Bests Sicht gibt es jedoch andere denkmalverdächtige Gebäude in der Stadt, die mit dem Namen Beitz eng verbunden sind und um deren Denkmalschutz man deshalb frühzeitig diskutieren sollte. Statt der Villa bringt er den Folkwang-Neubau und das Thyssen-Krupp-Hauptquartier in die Diskussion.
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Auch Petra Beckers von der Denkmalschutzbehörde der Stadt bleibt nach eingehender Prüfung zusammen mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege bei ihrem Standpunkt: Die Villa Beitz ist kein Denkmal. Die Entscheidung ist gut begründet, und dennoch hat sie starke Emotionen, ja Gegenwehr ausgelöst. So will der Bund Deutscher Architekten (BDA) Essen den Befund in öffentlicher Runde nochmals in Frage stellen. Beitz-Biograf Joachim Käppner sprach gar davon, es sei eine „Schande“, würde die Stadt einen Abriss nicht verhindern. Doch geht es dabei wirklich nur um den rein architektonischen Blick? Petra Beckers fühlt sich in der derzeitigen Diskussion instrumentalisiert. „Ich soll einen Neubau verhindern, indem ich das Alte bewahre“, sagt sie.
Die Erinnerung an Beitz liegt im Stiftungsgebäude
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Aus ihrer Sicht könne es nicht Auftrag des Denkmalschutzes sein, die Erinnerung an eine verdiente Persönlichkeit aufrechtzuerhalten. „Ich muss meine Entscheidung an Steinen festmachen“, sagt Petra Beckers. Und so sieht auch sie in der Debatte vor allem die Frage mitschwingen: „Wie wollen wir uns künftig an das Wirken von Beitz erinnern?“
Die Villa ist aus ihrer Sicht nicht der geeignete Ort. So sieht es auch der Thyssen-Krupp-Konzern. „Berthold Beitz hat das Haus ausschließlich privat genutzt. Ort der Erinnerung und des Gedenkens an Berthold Beitz und sein Wirken für den Konzern sind uns das Stiftungsgebäude und die Villa Hügel“, sagt eine Konzernsprecherin. Wobei das Gebäude der Stiftung hierfür wichtiger erscheint. Hier wirkte Beitz, hier stand sein Schreibtisch, hier fielen die wichtigen Entscheidungen. Bis heute soll das Arbeitszimmer im Park von Villa Hügel noch so aussehen, wie Beitz es zurückgelassen hat. Nur hat es einen Schönheitsfehler: Als Erinnerungsstätte ist es für die Öffentlichkeit verschlossen.