Essen-Frohnhausen. Nach 35 Jahren haben sich Rosmarie und Heinz Furtmann aus ihrem Restaurant verabschiedet. Sie führten das Frohnhauser Lokal in der dritten Generation.
Für Rosmarie und Heinz Furtmann wird dieses Osterfest ein besonderes, denn sie haben seit 35 Jahren zum ersten Mal an dem Feiertag frei: Am Sonntag haben sie sich mit Menü und Fassleerung im Kölner Hof verabschiedet von Gästen und von ihren Mitarbeitern, die sie ihre große Familie nennen.
Seit Wochen war das Frohnhauser Restaurant an diesem Tag ausgebucht und wie schon in den Tagen zuvor kam kein Gast ohne Blumen und Erinnerungen an Taufen, Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. Stammgäste und Freunde saßen ein letztes Mal an den Tischen, die Rosmarie Furtmann dekoriert hat, während ihr Mann Jakobsmuscheln, Nordsee-Steinbutt und Taubenbrust in der Küche zubereitete.
Alles gemeinsam gemacht
Das Haus kauften die Großeltern von Heinz Furtmann 1919. „Meine Oma war mit 17 Essens jüngste Wirtin.“ Später führten es seine Eltern, während er mit dem Dreirad durchs Lokal fuhr. Mit 13 machte er seine Ausbildung zum Konditor bei Overbeck, später folgten Kochlehre und der erste Job in Schottland. „Eine Liebe meines Lebens“, sagt der 63-Jährige. Die wahre Liebe wartete in der Schweiz, dort traf er seine Frau. Sie hätten das Land wohl nicht verlassen, wäre nicht eines Tages der Hilferuf der Eltern aus Frohnhausen gekommen. Der Koch Sohn eilte in den Kölner Hof, um ihn abzuwickeln – und blieb. Sein Grund: „Heimat.“ Rosmarie Furtmann hat ihre verlassen, sagt nun aber: „Ich weiß nicht, ob es schwerer war damals den Kölner Hof zu übernehmen oder ihn jetzt zu schließen.“
Kochen wird Heinz Furtmann aber weiterhin, „denn ich kann es nicht“, sagt seine Frau lachend. Sie wollen viel Radfahren, Skilaufen und die Familie in der Schweiz besuchen, da sie morgens die Stufen aus ihrer Wohnung nicht mehr ins Lokal hinabsteigen müssen. Sie haben alles gemeinsam gemacht, sind sich beruflich aber nie in die Quere gekommen, weil sie beide Chefs waren: sie im Service, er in der Küche. Um 10 Uhr begann dort die Arbeit. „Zuvor war ich oft einkaufen“, sagt Heinz Furtmann. Feierabend war regelmäßig nicht vor Mitternacht.
Fahne in Frohnhausen hochgehalten
Montag und Dienstag blieb der Kölner Hof zu, da stand Büroarbeit an. „Wir haben nichts vermisst“, versichern beide: „Das war unser Leben.“ Jahrzehntelang kamen Freunde und Gäste zu ihnen, auch Ostern, Weihnachten und Silvester. „Wir waren immer ein Teil von ihnen und die Gäste sind ein Teil von uns“, sagt der 63-Jährige, der in seiner Ausbildung für Willy Brandt und in Essen für Familien wie von Bohlen und Halbach kochte: das erste Mal bei ihnen zu Hause zur Konfirmation der Tochter.
Im Restaurant stand 1948 Kraftbrühe mit Einlage auf der Speisekarte, die Menschen zahlten sie mit Essensmarken. Später wichen kalte Buffets Menüs. Im Saal, in dem früher Lebensmittel und Renten verteilt wurden, feierten später Gesellschaften. Die Kegelbahn wurde zum Raucherraum, als die Clubs ausblieben.Geblieben ist die Furtmannsche Leidenschaft für den Beruf und die Überzeugung: „Die Fahne in Frohnhausen hochzuhalten, war nicht verkehrt.“ Nun wird ein Nachfolger gesucht.