Essen. . Stephania Fischer-Weinsziehr hat am 31. März ihren letzten Tag als Chefin der Behörde an der Büscherstraße. Tags drauf wird nur noch ein Foto in der Galerie der ehemaligen Essener Präsidenten an die Pensionärin erinnern

Der Rahmen ist fertig, das Foto ist ausgesucht, doch aufgehängt in der Galerie der ehemaligen Essener Polizeipräsidenten wird das Konterfei Stephania Fischer-Weinsziehrs erst am 1. April. Tags zuvor hat die 65-Jährige die Tür ihres Büros an der Büscherstraße zum letzten Mal hinter sich geschlossen. Ab Dienstag ist die Juristin wie die anderen nur noch ein Bild an der Wand: Nahezu neun Jahre als Behördenleiterin in Essen sind dann um. „Schnell“ sei die Zeit vergangen, sie habe sich „keinen Moment gelangweilt“, sagte die angehende Pensionärin in einem Gespräch mit der NRZ.

Jede Menge Erinnerungen wird sie aus Essen mitnehmen, darunter einige, die „mir nie aus dem Kopf gehen werden“: An die Loveparade, gegen die sie immer war, weil sie Sicherheitsbedenken hatte und deswegen „als Spaßbremse“ galt, an das munter-engagierte 100-jährige Jubiläum der Essener Polizei, an die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres im Schneegestöber, das eine weiße Winterlandschaft auf des Bischofs Hut zauberte, und die Vereidigungsfeier des Landes in der Grugahalle mit dem letzten Bullen, Henning Baum.

Ihre Vorgänger waren durch die Bank Präsidenten, ihr Nachfolger ist ebenfalls einer, doch Stephania Fischer-Weinsziehr hadert damit bis heute nicht, war immer Frau genug, um sich durchzusetzen an der Spitze einer eher maskulin tickenden Behörde: „Ich hatte das Problem nicht, ob es die Männer hatten, weiß ich nicht.“ Jeder interpretiere seine Rolle, wie er kann.

Eben: Nach innen galt sie „als harter Hund“, nach außen aber als eine umgänglich-charmante Behörden-Chefin mit Humor, zuverlässig und zielgerichtet, eine, die sich einbrachte, wenn es notwendig war und eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt befürwortete, wenn es um die Sicherheit der Bürger ging.

Probleme bleiben

Nur die Neubaupläne zunächst in Rüttenscheider Zentrumslage, danach auf dem Gelände der alten Polizeischule an der Norbertstraße sind in ihrer Amtszeit keinen Deut vorangekommen, die Zustände für die dort untergebrachten Beamten sind „katastrophal“, wie die Chefin selber einräumt: Jede Woche gebe es Wasserschäden, die Heizung falle regelmäßig aus, Legionellen fanden sich im Duschwasser und „es ist nicht absehbar, wann das fertig wird“, sagt Stephania Fischer-Weinsziehr, die „Hochachtung“ hat vor Kollegen, die sich ob der untragbaren Zustände „nicht mit Fahnen und Trompeten vor die Tür stellen“, um gegen den Umgang ihres Dienstherrn mit seinen Beamten zu demonstrieren.

Das alles ist nicht der Behörden-Chefin Schuld, die alle Polizei-Probleme nun hinter sich lassen kann und es erklärtermaßen genießen wird, nicht mehr jeden Morgen um 5.15 Uhr aufstehen zu müssen. Ein Preis, den Fischer-Weinsziehr in den vergangenen Jahren zahlte, nachdem sie Sohn und Mann versprochen hatte, dass die Familie nicht nach Essen umziehen müsste. Jetzt geht auch sie zurück nach Münster, und sie geht zufrieden, so klingt es zumindest, wenn sie sagt: „Mir fällt nichts ein, was ich anders gemacht hätte.“