Essen. Die beiden Musicalstars feiern im Colosseum sich selbst und ihre größten Musical-Hits. Das begeisterte Publikum dankt es mit Standing Ovations.

„Die größten Musical-Hits aller Zeiten” versprachen die Genrestars Pia Douwes und Uwe Kröger, die mit ihrer Revue an zwei Abenden das Colosseum füllten. Etwas euphemistisch ist der Titel schon geraten, da das Paar neben den üblichen Verdächtigen, zum Beispiel aus der Webber-Maschinerie, auch eher unbekanntere Songs aus Stücken wie „The Addams Family” und „Der Besuch der alten Dame” zum Besten gab. Allesamt Musicals, in denen die beiden unlängst aufgetreten sind. Schon früh wurde klar: Es handelte sich um „Pias und Uwes größte Musical-Hits”.

In Essen ist das Duo besonders beliebt – das zeigte schon der volle Saal in einer Zeit, in der Musicals nicht mehr per se zu den Erfolgsgaranten eines Veranstaltungskalenders zählen. Auch das Colosseum hatte bekanntermaßen seine Schwierigkeiten mit dieser Musiktheaterform, weshalb die Stage Entertainment hier ihren En-Suite-Spielbetrieb 2010 einstellte. Doch ein Stück stach damals heraus, es soll gar das einzige gewesen sein, das in Essen schwarze Zahlen schrieb: „Elisabeth”. 2001 lief es an, und Uwe Kröger und Pia Douwes begeisterten in der Premierenbesetzung das Publikum.

Elisabeth begeisterte in Essen

Auch an diesem Abend feiert das Publikum die Songs aus „Elisabeth“ frenetisch. Es ist, als seien die Stars endlich nach Hause gekommen. Sich als Stars zu inszenieren, davor haben Douwes und Kröger keine Scham. Auch wenn die achtköpfige Band um Herwig Gratzer ständig auf die Bühne präsent ist, auch wenn sich die beiden Verstärkung durch vier Tänzer und ein exzellentes A-Capella-Quartett namens „Gudrun” geholt haben: Die rund zweieinhalbstündige Show lässt keinen Zweifel daran bestehen, wer hier im Mittelpunkt steht. Und so sind nicht nur die Songs Thema, sondern auch die beiden Protagonisten. Schnell geben sie den Anlass für die Revue preis: ihr jeweiliger 50. Geburtstag, den beide im Vorjahr feierten. Und so ist die Show vor allen Dingen eine Retrospektive auf ihr bisheriges – vor allem gemeinsames – Schaffen. Ein Video Douwes und Kröger zeigt die Anfänge ihrer Karriere: Gerade die Frisuren des jungen blonden Mannes mit wehender Mähne und die Dauerwellen behaftete Diva sorgen für Lacher.

Es bleibt eine Stärke der Show, dass Selbstbeweihräucherung und Selbstironie Hand in Hand gehen. So wird der Song „Bist du ein Addams” gleich zu Beginn auf das Duo umgemünzt: Mit „Bist du erst fünfzig” machen sie sich über die ersten Alterserscheinungen lustig. Und wenn man ehrlich ist: Zu Pia Douwes war das Alter doch etwas gnädiger als zu Uwe Kröger – auch stimmlich passt nicht jeder Song mehr so gut zu ihm wie noch vor zehn, 20 Jahren. So wird seine Stimmfarbe nicht mehr wirklich den Anforderungen von „Jesus Christ Superstar” gerecht, die tragende Travestienummer „Ich bin was ich bin” aus „La Cage Aux Folles” passt dafür umso mehr. Douwes’ Stimme ist so hell und klar wie eh und je. Ihr „Ich gehör’ nur mir” aus „Elisabeth” ist es schließlich, dass das Publikum von den Stühlen holt – so werden die Zugaben mit Standing Ovations gefeiert.