Essen. . David Garrett ist der Rockstar unter den Klassik-Geigern. In der Philharmonie spielt er nun allerdings Brahms’ Violinsonaten mit Klavierbegleitung.
David Garrett ist der Rockstar unter den Klassik-Geigern, der mit seinen spektakulären Crossover-Programmen normalerweise in den großen Konzert-Arenen der Welt zu Hause ist. Am kommenden Montag, 23. März, ist der Musikstar in der Essener Philharmonie aber mal ohne Queerbeet-Musikauswahl und Orchester-Bombast zu erleben. „David Garrett spielt Brahms“ heißt es dann. Bevor Garrett an diesem Abend erstmals alle drei Violinsonaten von Johannes Brahms interpretieren wird, erreichte ihn Redakteurin Martina Schürmann zwischen Neapel, London und Berlin noch für ein Telefoninterview.
Herr Garrett, von Johannes Brahms sagt man, er war ein Frühaufsteher. Ist Ihr Tagesablauf ähnlich?
David Garrett: Ich war heute morgen jedenfalls schon im Fitness-Studio und habe geübt. Wenn man so viel auf Tour ist wie ich, muss man schon darauf achten, seinen Tagesablauf möglichst aktiv und produktiv zu gestalten. Es ist momentan halt wirklich viel Programm, mit Brahms und Bruch, da muss man gut vorbereitet sein. Früh aufstehen ist da schon Pflicht.
Statt den gefeierten Rock-Virtuosen rauszulassen, gehen Sie nun wieder ganz klassisch aufs Konzertpodium, mit Brahms’ berühmten drei Violinsonaten. Braucht das noch einmal andere Disziplin?
Garrett: Nein, ich bin ja ein klassischer Künstler. Ich spiele jeden Tag Klassik, wenn ich mich vorbereite. Und wenn ich dann abends auf der Bühne Crossover präsentiere, ist das gewissermaßen wie ein musikalischer Abenteuerurlaub. Aber da ich Brahms zuletzt auch für mein Album „Timeless“ aufgenommen habe, dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit, damit auch in die Konzertsäle zu gehen.
Können Sie sich noch an die allererste Begegnung mit Brahms erinnern?
Garrett: Ich habe früh mit den großen Konzerten angefangen. Beim Brahms-Violinkonzert muss ich 13 Jahre alt gewesen sein, also noch sehr, sehr jung, die dritte Brahms-Sonate habe ich sogar schon mit elf gespielt. Die Sachen sind schon lange in mir gewachsen. Aber natürlich verändert sich der Zugriff auch, man geht stärker in die Details, lässt all das Unnötige weg, was man als Kind aus Instinkt gemacht hat. Ich habe da ein wunderbares Konzept: Jedes Mal, wenn ich ein Stück wieder neu einstudiere, besorge ich mir neue Noten und fange gewissermaßen wieder bei Null an. Das ist wichtig, damit man die alten Probleme nicht verschleppt. Man sollte sich immer wieder hinterfragen, warum man etwas macht. Wenn man keine Antworten hat, sollte man es weglassen.
Und statt Zigtausende in den großen Arenen zu begeistern, sorgen Sie in der Philharmonie mit 2000 Plätzen geradezu für einen intimen Rahmen.
Garrett: Ich mag beides. Bei 2000 Leuten im Konzertsaal ist es nicht verstärkt, da hat man die Möglichkeit, mit einem tollen Instrument die Leute akustisch zu begeistern. Gerade in Essen gibt es eine schöne Konzerthalle, in der ich besonders gerne spiele. Insofern freue ich mich sehr auf den Besuch.
Zuletzt hat man Sie auch auf der Leinwand als Teufelsgeiger Paganini erlebt. Ist Film künftig eine weitere künstlerische Option?
Garrett: Ich hab den Film ja in erster Linie gemacht, um die Filmmusik zu schreiben, das war für mich das Allerwichtigste. Und natürlich wollte ich Paganini einmal einem Publikum präsentieren, das vielleicht gar nichts mit dem Namen anfangen kann. Momentan gibt es kein Nachfolgeprojekt. Aber ich hätte nichts dagegen, in Zukunft noch einmal Filmmusiken schreiben zu können. Das macht mir schon großen Spaß.