Essen. . Essen Marketing wirbt bei der Tourismus Börse. Chefin Eva Sunderbrink über Essens Vorzüge, rückläufige Erlöse und einen Blick in die Nachbarschaft.

Touristen aus Deutschland und aus aller Welt schauen ab Mittwoch nach Berlin: Dort beginnt die Internationale Tourismus Börse, die größte Reisemesse der Welt. Die Essen Marketing GmbH (EMG) wirbt in der Hauptstadt für ihre Heimatstadt. Thorsten Schabelon sprach vorab mit Geschäftsführerin Eva Sunderbrink.

Frau Sunderbrink, womit kann Essen in Berlin punkten?

Sunderbrink: Essen hat Alleinstellungsmerkmale und ein Profil mit einer Bandbreite vom Grünen bis zur Industriekultur. Damit wollen wir unseren Gästen Erlebnisse bieten. Die Industriekultur lockt Touristen an. Wenn die dann hier sind, sehen sie, was es noch an Geschichte und Kultur vor Ort gibt. Und somit, dass Essen eben noch mehr ist.

Die Bilanzzahlen bei Touristen und Übernachtungen haben zugenommen. Wo sehen Sie noch Potenzial?

Sunderbrink: Ich denke vor allem beim grünen Essen, beim Radtourismus, bei den Radtrassen. Und beim Gesundheitstourismus. Wir sind mit den Krankenhäusern und Kliniken in der Stadt exorbitant gut aufgestellt.

Wo sehen Sie Defizite, wo könnte mehr passieren?

Sunderbrink: Wir haben kein Markenbild und keinen Markenaufbau für die Stadt. Dafür fehlt leider das Geld. Und Akteure wie Hotels oder Gastronomen werben für sich selbst. Für eine gemeinschaftliche Maßnahme gibt es dann keinen Etat.

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Würden Sie sich mehr Unterstützung aus der Stadt wünschen? Von Essener Bürgern, von der Politik?

Sunderbrink: Die Bürger sollen stolz auf ihre Stadt sein und sind es in der Regel auch. Sie sind unsere besten Botschafter. Die Politik hat den Wirtschaftsfaktor Tourismus erkannt und ist auf den Zug aufgesprungen.

Trotzdem müssen auch Sie Geld sparen. Das erschwert Ihre Arbeit.

Sunderbrink: Das stimmt. Wir haben unseren Beitrag zum Sparpaket geleistet. Mit weniger Geld kann die EMG nicht den selben Standard halten.

Zuletzt war aus Ihrem Aufsichtsrat zu hören, dass die EMG-Bilanzzahlen hinter der Kalkulation bleiben.

Sunderbrink: Wir bilanzieren im Sommer, bis dahin halten wir den Ball flach. Unsere Erlöse, bei Werbeplakaten oder unseren Gesellschaftern Stadt und Essen Marketing Service, sind rückläufig. Da müssen wir tätig werden.

Und Personal einsparen?

Sunderbrink: Nein. Wir haben seit zehn Jahren 33 Mitarbeiter und leisten heute erheblich mehr als damals. Wir können künftig Leistungen, wie gewisse Touren, nicht mehr bieten oder werden Broschüren nicht auflegen.

Was ist noch denkbar?

Sunderbrink: Wir müssen auf Aufgaben verzichten, um Anderes zu leisten. Wir entwickeln ein Innenstadtkonzept, das im Juni im Rat präsentiert wird. Nur ist für die Umsetzung der Maßnahmen kein Geld da. Bochum hat uns einiges voraus, da wurde viel Geld in die Hand genommen. Das ist manchmal enttäuschend. Man will ja nicht nur verwalten, sondern auch gestalten.

Sie sind 2007 bei der EMG. Wo hatten Sie Gelegenheit, zu gestalten und Bleibendes auf die Beine zu stellen?

Sunderbrink: Ich habe den Bereich Tourismus neu und anders aufgestellt. Marktforschung und Evaluation haben Einzug gehalten, wir überprüfen ständig unsere zielgruppenspezifischen Maßnahmen und richten sie bei Bedarf neu aus, im Sinne von: Was wird wo benötigt? Konzeptionell ist zudem einiges passiert. Und wir setzen weniger Geld präziser ein.

Noch eine ganz persönliche Frage zum Abschluss: Wo lässt es sich die Tourismusexpertin in Essen gut gehen?

Sunderbrink: Das hängt vom Gemütszustand ab. Grundsätzlich gehe ich gerne Essen. Dann fahre ich gerne mit der Kulturlinie 107 oder lasse mich zum x-ten Mal über den Baldeneysee schippern. Ich gehe ins Grend, ins Grillo, in die Oper oder bummel’ über die Rüttenscheider. Egal, was ich brauche, ich finde es in Essen.