Essen. Smartphones lenken Verkehrsteilnehmer ab. Zahl der verunglückten Senioren schnellt weiter hoch: Rund 250 waren es 2014. Jahresbericht der Polizei.

Die Polizei ist mit der Entwicklung auf Essens Straßen ganz und gar nicht zufrieden, sagt Dittmar Hoga, Leiter der Direktion Verkehr. Mit 22 801 Unfällen im Jahr 2014 ist der höchste Wert in diesem Jahrzehnt erreicht. Auch die Zahl der Verletzten stieg im Vergleich zum Jahr 2013 um 204 auf 2154 an. Insgesamt verzeichnete die Polizei im Vorjahr 1738 Unfälle mit Personenschaden, 2013 lag die Zahl mit 1552 auf einem erfreulichen Tief.

Dabei hatte die Polizei bereits zu Beginn 2014 den Eindruck, es könnte noch schlimmer kommen: „In den ersten drei Monaten explodierten die Unfallzahlen“, so Hoga. Um 20 Prozent seien sie wegen des milden Winters gestiegen, da alle draußen waren: Motorradfahrer, Radler und spielende Kinder.

Während sich die Lage hier im Laufe des Jahres entspannte, stieg die Zahl der verunglückten Fußgänger erheblich: 378 Passanten wurden im Straßenverkehr verletzt, das sind 40 mehr als 2013. In Essen ist das ein Plus von zwölf Prozent. Dass diese Zahl im NRW-Schnitt sogar um 0,2 Prozent sank, erklärt Hoga mit niedrigen Unfallzahlen in ländlichen Bereichen.

Mehr Unfälle wegen Alkohol und Drogen

Besorgt zeigt sich der Polizeidirektor vor allem über Fußgänger und Radfahrer, die sich mit dem Smartphone beschäftigen, statt auf den Verkehr zu achten. Auch nach Unfällen mit Autos will die Polizei künftig verstärkt prüfen, ob der Fahrer etwa während der Fahrt telefoniert oder Nachrichten verschickt hat. Dann würden Sanktionen verhängt, sagt Hoga, „bei Fußgängern bleiben unsere Möglichkeiten beschränkt“. Die sollen angesprochen und über Gefahren aufgeklärt werden. Immerhin starb sei 2014 in der Nachbarstadt Mülheim sogar eine Fußgängerin gestorben, weil sie offenbar unachtsam – und mit Kopfhörern – bei Rot auf die Straße trat.

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In Essen kamen im Vorjahr drei Menschen im Straßenverkehr ums Leben, das ist bei aller Tragik eine besonders niedrige Zahl. Als Hauptunfallursache stehen Abbiegen und Wenden ganz oben (1097). Während diese Ursache genau wie überhöhte Geschwindigkeit (-16) sinkende Zahlen aufweist, gibt es eine deutliche Zunahme bei Unfällen, die wegen Alkohol und Drogen am Steuer passieren (+8,7 Prozent).

Zahl verunglückter Kinder gestiegen

Besorgniserregend ist zudem die Zahl der verunglückten Senioren, die Zunahme liegt mit mehr als 15 Prozent fast doppelt so hoch wie in NRW. In Essen waren es 249 ältere Menschen, von denen allein 89 als Fußgänger in Unfälle verwickelt waren. „Das ist die Gruppe mit dem größten Anstieg“, sagt Dittmar Hoga. Er erklärt das unter anderem damit, dass die Gesellschaft älter werde – und die Älteren auch länger am Verkehr teilnehmen. Nicht nur als Passanten, sondern ebenso als Motorradfahrer oder auf E-Bikes. „Für uns ist das ein Schwerpunktthema; und die Zahlen werden sich noch verstärken.“

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Gestiegen ist aber auch die Zahl verunglückter Kinder (201), vor allem auf dem Schulweg nahm sie um 4 Prozent zu – entgegen dem Landestrend (-0,26). Eine Ursache sieht Hoga in gefährlichen Situationen vor den Schulen, die Eltern verursachen, wenn sie den Nachwuchs auf den letzten Drücker mit dem Auto zum Unterricht bringen.

Drei Menschen starben

Geschwindigkeit bleibt als eine Hauptunfallursache für die Polizei Top-Thema. „Das Tempo entscheidet über die Folgen eines Unfalls“, sagt Polizeidirektor Dittmar Hoga. Dass die Geschwindigkeit aber als Ursache rückläufig ist, führt er auf die Konsequenz der Polizei und Aktionen wie den Blitzmarathon zurück. „Diese Strategie verfolgen wir weiter.“

Bei den drei Toten im Straßenverkehr, spielten Raser keine Rolle. In Heisingen erfasste eine Fahrerin einen Fußgänger (90) beim Anfahren. Auf der Wiedtfeldstraße stürzte ein Skater (30) so unglücklich, dass er vor Ort starb. Auf der Rellinghauser Straße kollidierte ein Rollerfahrer (30) mit einem Pkw, dessen Fahrer wohl von der Sonne geblendet wurde.