Essen. Des Deutschen liebstes Kind, nach Reinheitsgebot gebraut: das Bier. Der Essener Sterne-Koch Nelson Müller hat es im ZDF nach fünf Kategorien getestet.

Die Auswahl an Sorten, Marken und Geschmäckern ist gigantisch, doch ist deutsches Bier wirklich so gut wie sein Ruf? Nelson Müller hat in der ZDF-Sendung "Wie gut ist unser Bier?" getrunken und getestet. Das nüchterne Ergebnis wird aus diesen Kategorien extrahiert: Vielfalt, Geschmack, Qualität, Preis und Gesundheit.

Große Vielfalt: rund 5000 Biersorten in Deutschland

Hopfen und Malz, Gott erhalt's. Das sind neben Wasser die Grundzutaten, mit denen Deutschlands Braumeister ihre Biere brauen. Je dunkler das Malz, desto dunkler das Bier. Hopfen sorgt indessen für den typisch herben Geschmack. Die Stammwürze ist dabei für jedes Bier genau festgelegt und entscheidend für dessen Alkoholgehalt, der mit Hilfe von Hefe steigt. Dieser Prozess kann bis zu zwei Monate dauern, dann erst ist das Bier bereit für Flasche oder Zapfhahn.

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1349 Brauereien gibt es in Deutschland, 131 davon in Nordrhein-Westfalen. Jede von ihnen kocht ihr eigenes Süppchen beziehungsweise Bierchen. Unterm Strich macht das etwa 5000 verschiedene Biersorten in der gesamten Republik. Jedoch fließen mehr als 60 Prozent des deutschen Bieres aus den Braukesseln der Großbrauereien Radeberger, Anheuser-Busch, Bitburger und Oettinger. Letztere ist die meist verkaufte Gerstensaftsorte des Landes. Pils ist mit 50 Prozent Marktanteil die beliebteste Variante. Test-Ergebnis: vier von fünf Sternen.

Der Geschmack gleicht sich oft

Die Hallertau in Bayern ist das größte Hopfenanbaugebiet der Welt und gilt als Seele der deutschen Bierherstellung. Da die Deutschen es aber traditionell mögen, setzen die großen Brauereien auf bewährte Hopfenarten. Was zu einer gewissen Geschmacksgleichheit führt. Die Blindverkostung zeigt dann auch, dass sich über Geschmack streiten lässt. Erst recht, wenn die Tester nicht einmal ihr eigenes Lieblingsbier herausschmecken.

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Auch zwischen Marken- und Billigbieren können sie keine signifikanten Unterschiede erschmecken. Gleichförmige Biere ohne Besonderheiten konstatiert auch der Labortest. Fürs Einheitsbräu gibt es drei von fünf Sternen.

Das Reinheitsgebot sorgt für gute Qualität

Das berühmte deutsche Reinheitsgebot von 1516 gilt noch heute, allerdings in einer modernen Interpretation. Seit 1993 heißt es offiziell Biergesetz und erlaubt neben den Grundzutaten eine ganze Reihe an "Hilfsstoffen", wie das Filtermineral Kieselgur oder den Kunststoff PVPP.

Kunststoff im Bier? Erhält die goldklare Farbe! Aber kein Grund zur Sorge, diese Mittel werden aus dem fertigen Bier wieder herausgefiltert. Bei dunklen Bieren darf mit Zuckercouleur, einem Gemisch aus Zucker, Natron, Essig und Wasser, für den richtigen Farbton gesorgt werden. Trotz 60 einsetzbarer Hilfsstoffe: Pure Chemie ist nicht darunter. Vier Sterne.

Bier kostet weniger als manches Mineralwasser

In den Jahren 2006 und 2008 gab es Preisabsprachen unter den großen Bierbaronen, was Mehrkosten von einem Euro pro Kasten zur Folge hatte. Das Bundeskartellamt verhängte Strafen von insgesamt 338 Millionen Euro.

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Bier ist heute günstig wie sonst nur Grundnahrungsmittel, vor allem bei den Discountern. Teilweise sogar preiswerter als Mineralwasser. Bier ist billig. Bei der Fairness zahlen die kleinen Brauereien aber die Zeche. Daher nur zwei Sterne.

Gesundheit

Wie viel ist zu viel? Bereits drei Bier pumpen 60 Gramm Alkohol ins Blut und können für bis zu einem Promille Alkoholgehalt im Blut sorgen. Heißt: Auto fahren ist ab jetzt Tabu. Schon ab 0,8 Promille vervierfacht sich das Unfallrisiko. In Maßen genossen dagegen soll Bier sogar gut fürs Herz und gegen Entzündungen sein.

Das mutmaßlich Beste zum Schluss: Der sogenannte Bierbauch wächst nicht vom Bier! Ein Glas Milch hat fast doppelt so viele Kalorien wie ein Glas Bier. Dick macht es dann trotzdem, da die Bitterstoffe im Hopfen den Appetit anregen. Dieses Dilemma bringt nur zwei Sterne.