Essen. Der Essener Sternekoch Nelson Müller hat fürs ZDF Deutschlands Discounter unter die Lupe genommen. So gut sind die Lebensmittel von Aldi, Lidl und Co.

16.000 Discount-Filialen gibt es in Deutschland, ihr Umsatzanteil an der Lebensmittelbranche liegt bei 40 Prozent. 65 Prozent der Deutschen kaufen regelmäßig bei einem der großen Discounter ein. Viele Zahlen, doch letztendlich dreht es sich nur um das eine: das Zahlen. Daher ist billig bei Aldi, Lidl, Penny und Netto das Hauptverkaufsargument. Doch ist billig ebenso gut wie Geiz geil ist?

Die Sendung „Aldi, Lidl & Co. - Wie gut sind Discounter-Lebensmittel?“ mit Promi-Prüfer Nelson Müller unterteilt ihren Test in unterschiedliche Kategorien: Qualität, Frische, Fairness, Geschmack und Preis. Vergeben werden Sterne als Beurteilung. Gegeneinander treten die Einzelhändler Aldi, Penny, Lidl, Netto und ein „normaler“ Supermarkt an.

30 Prozent günstiger

Der erste Punkt geht direkt an die Discounter: Bei Einkauf vergleichbarer Produkte sind diese etwa 30 Prozent günstiger als im Supermarkt. Dabei ist Kaffee einer der größten Preisbrecher, mit Unterschieden von mehreren Euro. Solche Lockpreise sollen jedoch Preisanstiege anderer Produkte verschleiern. So liegen Discounter und Supermärkte bei Preiserhöhungen im Jahr 2014 fast gleich auf. Dennoch gibt es von den Testern fünf von fünf Sternen.

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Kommen wir zur Qualität. Auch hier ist Kaffee zunächst Testobjekt der Begierde. Qualität ist dabei eine Frage des Geschmacks, und so siebt der testenden Kaffeesommelier zwei Sorten aus. Der Rest liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg, ohne ein entscheidendes Zielfoto.

Doch wie steht es um verarbeitete Lebensmittel? Untersucht wurde das Lieblingsessen der Deutschen: Nudeln. Erste Anlaufstelle dafür ist das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“. Die Recherche ergibt, dass die günstigen Tortellini und das Markenprodukt vom selben Hersteller kommen. Doch steckt auch das Gleiche drin? Nein, manche Nudeln sind eben gleicher als andere. So werden bei den Aldi-Nudeln Eier aus Legebatterien und normaler Gouda für die Zubereitung verarbeitet. Bei Markenprodukten sind es Freilandeier und Edelkäse.

Strecken, Dehnen und Aufpumpen

Diese Sparmaßnahmen bei den Zutaten unterliegen allen gesetzlichen Vorschriften, versichert der Hersteller. Lebensmittelskandale bedrohen eben die Existenz von Fabrikanten. Des einen oder anderen Tricks bedient die Industrie sich dann doch. Möhrensaft-Pflanzenfett-Schmelzsalz-Emulgator-Speisestärke-Käse klingt halt nicht so schmackhaft wie Schmelzkäse. Besonders lecker ist dieser auf Pizza, Toast Hawaii oder in der Tiefkühllasagne. Bon Appetit! Zwei von fünf Sternen.

Zumindest fischt Fischers Fritz frische Fische. Die Tester nickten die getesteten Forellen mit einem befriedigend ab. Die Seelachfilets waren der teureren Ware vom Fischhändler im Frischegrad gar überlegen. Sehr gut schnitt ebenfalls der Tiefkühlfisch ab. Auch bei Obst und Gemüse punkten die Discounter, da diese Produkte sich schnell verkaufen und Frische jeden Tag neu hinzukommen. Dafür gibt es vier Sterne.

Spielen die Discounter aber auch nach den Fairplay-Regeln? Auf jeden Fall diktieren sie die Preise in der Branche. Aldi hat zuletzt vorgelegt und die Milchpreise um 10 Cent gesenkt. Was gut für den Verbraucher ist, ist schlecht für die Bauern. So kostet ein Liter Milch etwa 50 Cent bei der Herstellung, die Discounter zahlen beim Einkauf aber maximal 29 Cent. Somit können nur EU-subventionierte Massentierhaltungsbetriebe bei solchen Verkaufspreisen produzieren. Am Ende zahlen Tier und Steuerzahler die Zeche. Ein Stern!

Guten Geschmack gibt's eher nicht beim Discounter

Der Preisunterschied zwischen Discounter und Supermarkt ist gewaltig. Beim Geschmack – vor allem bei Fleisch – können die Discounter nicht ganz mithalten, selbst wenn ein Sternekoch wie Nelson Müller das Mahl zubereitet. Hier gibt es drei Sterne. Als Faustregel lässt sich merken: Lebensmittel anspruchsvoll, dann Discounter nicht so toll.