Essen. . Auf der A40 wurden am Wochenende 604 Autofahrer geblitzt. Anscheinend war keiner zu schnell. Straßen NRW hätte nicht Tempo 120 km/h anzeigen dürfen.
Nach dem Blitzgewitter auf der Autobahn 40 in Richtung Duisburg am vergangenen Wochenende steht nun fest: 604 Mal löste die Kamera vor der Ausfahrt Frillendorf aus. Das teilt die Stadt Essen am Dienstag mit. Geschossen wurden diese Bilder allein in der Zeit von Samstagabend, 18.15 Uhr, bis Sonntagmittag, 12.23 Uhr, sagt Stadtsprecherin Nicole Mause. Wie viele der gemessenen Fahrzeuge jedoch tatsächlich zu schnell unterwegs waren, ist derzeit völlig offen, denn offenbar sind viele Fahrer zu Unrecht geblitzt worden (wir berichteten). Nicole Mause: „Wir gehen davon aus, dass es sich ausschließlich um Fehlmessungen handelt.“
Was genau passiert ist: Während die elektronische Schilderbrücke über der Fahrbahn eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde anzeigte, fotografierte die Kamera der Geschwindigkeitsüberwachungsanlage jedes Fahrzeug, das schneller als 100 km/h fuhr – die beiden Geräte waren sind nicht aufeinander abgestimmt. Das habe mitnichten etwas mit dem Ausbau der Autobahn oder einer Erneuerung der Schilderbrücken zu tun, erklärt The Vu Phan, Einsatzleiter der Verkehrszentrale von Straßen NRW.: „Eine Kopplung des städtischen Blitzers und der Tempotafeln, für die Straßen NRW zuständig ist, hat nie bestanden.“
Ordnungsamt gleicht jedes Bild mit Schaltprotokoll ab
Die Stadt Essen regelt ihr Messgerät stattdessen manuell und passt dieses der auf der elektronischen Tafel angegebenen Höchstgeschwindigkeit nur an, wenn diese für einen längeren Zeitraum gilt wie etwa während Bauarbeiten. Das hat zur Folge, dass das Ordnungsamt immerzu jedes Fotos eines mutmaßlichen Temposünders mit dem Schaltprotokoll von Straßen NRW abgleichen muss, um die zum jeweiligen Zeitpunkt vorgeschriebene Geschwindigkeit festzustellen – und nicht unberechtigte Bußgeldbescheide zu verschicken.
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Während das städtische Ordnungsamt nun also Hunderte von Blitzbildern auswerten oder gar aussortieren muss, stellen sich für die Verkehrszentrale des Landesbetriebes weitere Fragen. Warum zeigte die Anlage am Samstag eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h an, obwohl dort grundsätzlich maximal 100 Stundenkilometer erlaubt sind? Sicher ist inzwischen, dass es sich bei der Anzeige von 120 Kilometern pro Stunde um eine Fehlschaltung handelte, sagt Phen. Ob diese nun durch den Fehler eines Mitarbeiters ausgelöst wurde oder durch ein technisches Problem, sei unklar: „Wir suchen noch nach der Ursache.“
Computer in Leverkusen steuert Geschwindigkeit auf der A 40
In der Regel werden die Schilderbrücken von Leverkusen aus per Computer gesteuert. Dazu laufen dort die Messungen des Verkehrsaufkommens und der Wetterbedingungen auf den Autobahnen zusammen, nach denen die Geschwindigkeit gedrosselt oder angehoben wird.
Nun hätte aber genau auf dieser Tempotafel die Zahl 120 überhaupt nicht auftauchen dürfen, sagt Einsatzleiter Phen: „Diese Anlage ist so programmiert, dass an der Stelle die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ist.“ Hinzu kommt, dass vor allem am Samstag allein wegen der Wetterverhältnisse wohl eher Tempo 60 oder 80 angebracht gewesen wäre.