Essen. Die Evag war an Rhein und Ruhr eines der ersten Verkehrsbetriebe, die ein schwedisches Feuerlöschsystem im Motorraum ihrer Linienbusse installieren ließen – Ursachensuche nach dem Feuer in Moers.

Das Feuer in einem Moerser Linienbus, bei dem vor zwei Tagen 30 Schüler vom Busfahrer noch rechtzeitig vor dem Rauch und den Flammen gerettet werden konnten, bevor das Fahrzeug völlig ausbrannte, beschäftigt auch die Essener Evag. Sie will die Brandursache wissen, um zu prüfen, ob hier möglicherweise noch mehr in puncto Sicherheit gemacht werden kann.

„Grundsätzlich kann so etwas auch bei uns passieren. Ausschließen kann man das nie“, betont Jörg Walter, Leiter der Evag-Buswerkstätten. Dabei ist die Gefahr, dass in Essen ein Bus in Flammen aufgeht, deutlich geringer als in manch anderen Städten. Denn die Evag hat vorgesorgt und für knapp eine halbe Million Euro alle 186 Linienbusse mit automatisch auslösenden Feuerlöschern ausgestattet.

350 bis 400 Busbrände pro Jahr

Den Rauchmelder an der Wohnzimmerdecke kennt jeder. Dass bereits Sprinkleranlagen in U-Bahnen getestet werden, ist noch relativ neu. Aber dass die Evag schon seit Jahren schwedische Feuerlöschanlagen an Bord hat, die bei Überhitzung den Motorraum einnebeln, um die Flammen zu ersticken, wissen nur die wenigsten Fahrgäste. Die Evag hatte hier quasi eine Vorreiterrolle übernommen. Denn verpflichtet war sie dazu nicht.

Auch wenn es schon über zwei Jahrzehnte zurückliegt, dass ein Evag-Linienbus am Hauptbahnhof in Flammen aufging (2010 brannte auch der Bus eines privaten Kooperationspartners), ließ die Spezialisten hier das Thema nicht los. Schließlich werden bundesweit jährlich 350 bis 400 Busbrände in Deutschland registriert, wovon allein 85 Prozent im Motorraum entstehen. Genau dort wollte die Evag den Schutz weiter verstärken.

Zeit gewinnen

Nach mehreren Bränden bei Berliner BVG-Bussen plädierten in Essen schließlich die Teams von Jörg Walter und dem Fahrbetriebsleiter Torben Skuballa für Feuerlöschanlagen im Motorraum, die in Schweden sogar vorgeschrieben sind. Der Evag-Vorstand stimmte zu. Ab 2011 wurden in der Ruhrmetropole sukzessive Linienbusse mit Geräten der schwedischen Firma Fogmaker nachgerüstet. In neuen Bussen zählen sie zum Standard – inzwischen auch bei den Via-Partnern in Duisburg und Mülheim.

Entgegen erster Erwartungen verlangen die Versicherungen hier solche Vorrichtungen zwar doch nicht, aber Jörg Walter ist davon überzeugt, dass sie im Falle des Falle Leben retten können. „Wir hatten einen richtigen Schritt gemacht.“ Schon ein paar Tropfen Öl aus einer geplatzten Leitung können ein Feuer auslösen. Dann steht ohne zusätzlichen Schutz der gesamte Motorraum in nur 20 Sekunden in Flammen, ist der Bus nach zehn Minuten komplett ausgebrannt ist.

„Uns geht es in erster Linie darum, dass unsere Fahrgäste unverletzt evakuiert werden, bevor sich ein Feuer ausbreiten kann. Und deshalb müssen wir Zeit gewinnen“, betont Walter. Da können sogar Sekunden entscheidend sein.

"Ruhe bewahren"

Die Evag setzt auf ein simples mechanisches System, das unabhängig von jeder Elektronik arbeitet. Entlang aller Teile – vom Motor bis zum Rußfilter – die sich überhitzen können und mögliche Entzündungsquellen darstellen, verläuft eine sechs Meter lange sogenannte Detektor-Leitung, die mit zwei großen Feuerlösch-Behältern unter dem Dach der Fahrgastkabine verbunden ist. Bei 190 Grad Celsius schmilzt diese Leitung. Durch den dabei entstehenden Druckabfall löst sich die Sperre an den Feuerlöschbehältern. Im Nu spritzt aus zehn Düsen im Motorraum ein extrem verdichteter Wassernebel, der das Feuer eindämmen soll.

Sobald die Düsen aktiviert sind, wird beim Busfahrer vorne ein Feueralarm ausgelöst. Eine rote Lampe leuchtet, gleichzeitig ertönt ein lauter Summer im Bus. Ein Aufkleber neben dem Lenkrad erinnert den Fahrer daran, was in einem solchen Fall zu tun ist: Sofort „an geeigneter Stelle“ anhalten und die Fahrgäste auffordern, den Bus zu verlasen.

Und vor allem: „Ruhe bewahren“