Essen. . Wie soll man reagieren auf die wachsende Gewalt vor allem auf Fußballplätzen? Die Politik will es bei einer Resolution nicht belassen. Sie lässt die Stadt jetzt prüfen, wie man die Täter befristet aussperren kann
An weisen Worten mangelte es wieder mal nicht, und die Politik reagierte, wie sie gerne reagiert, wenn sie sich nicht anders zu helfen weiß: Eine Resolution musste her.
Diesmal ging es nicht um mehr Geld für die Evag oder gegen Straßenausbaugebühren für Kleingärten, nicht um das Transatlantische Freihandelsabkommen oder Hubschrauberflüge an der Stadtgrenze, sondern – um Gewalt im Essener Sport. Darum, dass man sich sorgt um zunehmende körperliche wie verbale Entgleisungen vor allem auf dem Fußballplatz, dass man Fairplay und Toleranz anmahnt, und, klar, alle sollen mitmachen.
Da gingen am Dienstag im Sportausschuss des Rates sämtliche Finger hoch, aber mit dem Signal „Vorfahrt für das Gutgemeinte“ soll es diesmal nicht sein Bewenden haben.
Im Gegenteil, die Politik macht ernst, will prüfen lassen, „ob bei Straftatbeständen wie beispielsweise Körperverletzungen während Sportveranstaltungen im Rahmen des Hausrechts befristete Platzverbote für sämtliche städtische Sportanlagen erteilt werden können“.
Schwamm-drüber-Mentalität herrscht
Es ist der – fast kann man sagen: verzweifelte – Versuch, dem Platzverweis des Schiris eine zusätzliche Strafe folgen zu lassen, um verlotterten Spielsitten zu begegnen. Denn oft genug, so klagt Wolfgang Rohrberg, der Geschäftsführer des Essener Sportbunds (Espo), herrscht in der Kicker-Szene eine regelrechte Schwamm-drüber-Mentalität: Brutalste Fouls werden durch ein paar Euro für die Mannschaftskasse „erledigt“, Vereins-Strafen durch einen Vereinswechsel umgangen. Motto: „Der schießt Tore, mehr interessiert uns nicht.“
„Oft sind die Vereine machtlos“, sagt Rohrberg, aber mit den beiden Essener Fußballkreisen ist man sich einig: Eine Ausweitung der Strafen könnte disziplinierend wirken. Konkret wird überlegt, die Entscheidung von Sportgerichten dadurch zu flankieren, dass der jeweilige Missetäter für den gleichen Zeitraum ein Platz- und Hallenverbot erhält, was bedeutet: Er darf nicht trainieren und auch nicht zuschauen. Die Bereitschaft der Vereine, eine solche Regelung als Vorwort zur Sportstätten-Nutzungsverordnung zu akzeptieren, sei hoch, glaubt der Espo-Geschäftsführer, weil sie Kumpanei ausschaltet: Die Vereine riskieren im Notfall ihr Spielrecht auf dem jeweiligen Platz.
"Man kann sich auch totbesprechen"
Bei SPD und CDU, Bürger Bündnis und FDP findet die Idee großen Anklang, zumal man sich vom Westdeutschen Fußballverband nicht ernstgenommen fühlt: Der habe, so Siegfried Brandenburg (CDU), „das Thema in den letzten Jahren immer runtergespielt“, und auch Ingo Vogel (SPD) fordert Taten, „denn man kann sich auch totbesprechen“.
Eher skeptisch die Grünen: Sie machen „erhebliche rechtliche Bedenken“ geltend, so Dirk Kindsgrab, und warnen, in Aktionsmus zu verfallen. Doch die anderen wollen nicht warten, sondern „knallhart durchsetzen“. Und die Stadt soll sagen, was geht und was nicht.
„Wir brauchen das Signal“, beteuert auch Wolfgang Rohrberg vom Espo: Wenn einem Brutalo-Spieler das Platzverbot nicht passt, „dann lasst ihn doch klagen“. Eine noch so gut gemeinte Resolution allein jedenfalls „bringt uns nicht weiter“.