Essen-Kupferdreh. . Nach massiven Beschwerden der Anwohner darf die Betreiberin des Reiterhofes in Kupferdreh Pferde nicht auf offener Straße säubern. Pferdemist muss im Container deponiert und zeitnah entsorgt werden

Harmonie, Ruhe und Gelassenheit – so lauten die drei Säulen, auf denen der Reiterhof von Bettina Hagemann fußt. Doch zuletzt wurde der Singscheider Hof in Essen-Kupferdreh bis in seine Grundfeste erschüttert: Anwohner beschweren sich seit längerem und noch immer vehement über stinkenden, unregelmäßig entsorgten Pferdemist, über blockierte Straßen durch Pferde und parkende Reiterhofgäste sowie freilaufende Hunde, die Kleinkindern das Fürchten lehrten. Von Harmonie am Singscheider Weg kann derzeit nicht die Rede sein. Nun nimmt sich die Stadt der Sache an.

Der Streit schwelt schon länger. „Die Atmosphäre ist vergiftet“, sagt Norbert Müller-Ostholt, ein Anwohner. Zuletzt fielen harsche Worte – auf beiden Seiten. Von „Beleidigungen“ und „Provokationen“ sprechen die Nachbarn; als einige wenige „Querulanten“ bezeichnet diese die Hofbetreiberin. „Ich selbst habe mich zwei Jahre lang nicht an der Diskussion beteiligt“, erklärt Müller-Ostholt. Doch nun sei es auch mit seiner Zurückhaltung vorbei.

Stadt führt Gespräche mit Betreiberin und Nachbarn

Aus gutem Grund: Sein Haus am Singscheider Weg erreicht er über einen Abzweig, ein rund 300 Meter langes, öffentliches Teilstück, ähnlich eines Waldweges. Vor einiger Zeit ließ der Hausherr einen Teil davon neu aufschottern und mit drei Wasserablaufrinnen quer zum Weg versehen – in Absprache mit Grün und Gruga und auf eigene Kosten. Insgesamt 2500 Euro habe er in die Sanierung der maroden Zufahrt gesteckt. Doch nun entdeckte er dort tiefe Hufspuren, fürchtet um seine Investition. Zumal er weiß, dass die Stadt dort eher liberal verfährt. „Lasst sie doch reiten“, heißt es da.

Doch was ist überhaupt dran an den Vorwürfen und was ist bestenfalls Theater am eigenen Gartenzaun? Eine Frage, die Stadtsprecherin Nicole Mause aktuell nicht abschließend beantworten kann: „Wir befinden uns in Gesprächen mit der Betreiberin und den Nachbarn.“ Wobei die Kommunikation in beide Richtungen geht. Im Moment sei die Stadt dabei, die Angelegenheit „überprüfend zu bewerten“, wie es im schönsten Amtsdeutsch heißt.

Mangels belastbarer Ergebnisse, hält sich die Stadt bedeckt: Mause räumt zumindest ein, dass „baurechtliche und auch landschaftsschutzzrechliche Fragen aufgetaucht sind, die es zu klären gilt.“

Warum die Stadt einen Hof genehmigt, der möglicherweise nicht allen gesetzlichen Anforderungen genügt, erklärt Mause wie folgt: „Nicht immer verhalten sich Betreiber später so, wie es vereinbart war. Das kommt öfter vor.“ In welchem Ausmaß dies in diesem Fall gilt, müsse sorgsam ergründet werden.

Pferde dürfen nicht mehr auf der Straße gesäubert werden

Einige Sofortmaßnahmen hat die Stadt bereits ergriffen. Künftig ist es der Hofbetreiberin untersagt, ihre Pferde auf der Straße „abzuspritzen“. Die müssen, um Verkehrsbehinderungen zu vermeiden, ab sofort auf dem Hof gesäubert werden. Ad hoc soll die Geruchsbelästigung minimiert werden: „Der Pferdemist darf nicht mehr offen gelagert werden, sondern muss in Containern deponiert und zeitnah beseitigt werden“, sagt Stadtsprecherin Mause.

Ob es weitere Auflagen gibt, muss sich erst noch zeigen. Doch das kostet Zeit, „immerhin sind mehrere Fachbereiche beteiligt“, wie Mause betont. Das Bauamt ebenso wie das Ordnungsamt, aber auch das Umweltamt werden zur Überprüfung des Sachverhaltes herangezogen. „Fakt ist: Es gibt nicht ein Ergebnis, sondern viele einzelne, die es später zu berücksichtigen gilt.“