Essen. . Angelika von Schenk-Wilms, die frühere Vize-Leiterin der BMV-Schule, ist zur neuen Missbrauchs-Beauftragten des Bistums Essen ernannt worden.

Es ist keine leichte Aufgabe, die sich Angelika von Schenk-Wilms ausgesucht hat. Die 65-Jährige, die im letzten Sommer nach 37 Jahren als Lehrerin an der BMV-Schule in Pension ging, ist jetzt zur neuen „Bischöflichen Beauftragten für die Prüfung von Vorwürfen sexualisierter Gewalt im Bistum Essen“ ernannt worden. So heißt der Titel in voller amtlicher Länge.

Missbrauchs-Beauftragte - warum ein so anspruchsvolles Ehrenamt nach einem bewegten Berufsleben? Angelika von Schenk-Wilms war in den letzten 16 Jahren ihrer Dienstzeit die stellvertretende Leiterin der traditionsreichen Ordensschule in Holsterhausen, die sich vor anderthalb Jahren auch für Jungen geöffnet hat. „Viele Aufgaben“, sagt Angelika von Schenk-Wilms, „kommen eben auf einen zu.“ Sie sei vor geraumer Zeit angesprochen worden, ob sie diese Funktion nicht übernehmen möchte, schließlich sagte sie zu. Das Amt wird drei Jahre dauern, eine Verlängerung ist möglich.

159 Hinweisen nachgegangen

Seit dem Frühjahr 2010 hat das Bistum eine Missbrauchs-Beauftragte, erst später hat die gesamte Deutsche Bischofskonferenz flächendeckend Leitlinien erlassen für den Umgang mit dem Thema, und es waren ja auch Essener Fälle, die Schlagzeilen machten, nicht zuletzt schlimme Geschichten, die sich in den Sechziger Jahren im Franz-Sales-Haus abgespielt hatten. Wobei dort eine eigene, aufwändige Aufarbeitung längst stattgefunden hat, entscheidend vorangetrieben durch den Direktor des Heims.

Bis zum Herbst 2014 war Dorothee Trynogga die Missbrauchs-Beauftragte des Bistums, bei ihrer Verabschiedung erklärte Bistums-Sprecher Ulrich Lota, dass die Chuzpe, mit der manche Täter vorgegangen sind, sprachlos mache. 159 Hinweisen war Dorothee Trynogga nachgegangen, immer eingebunden in einen Stab aus Beratern, die psychologisch, kirchenrechtlich und pastoral professionell geschult sind. Diesen Beraterstab muss es geben, das ist so vorgeschrieben, und Angelika von Schenk-Wilms sagt jetzt: „Als ich mich erstmals mit den Strukturen vertraut gemacht habe, war ich überrascht, wie gut aufgebaut dieser Bereich mittlerweile ist.“

„Zeichen der Ökumene“

Erfahrung im Umgang mit Opfern sexuellen Missbrauchs hat die frühere Deutsch- und Geschichtslehrerin eigenen Angaben zufolge nicht, dass die künftige Aufgabe völlig neue Herausforderungen mit sich bringe, habe sie durchaus gereizt. „Mir ist klar, dass das ein Bereich ist, der einen sehr fordern wird.“ Sie hofft, dass „ich das nötige Fingerspitzengefühl mitbringe“ und vertraut dabei auf die Erfahrung ihres Stellvertreters Karl Sarholz, der die Arbeit des Missbrauchs-Beauftragten im Bistum seit dem Ausscheiden von Dorothee Trynogga in der Zwischenzeit alleine bewältigt hatte. Am Ende eines Verdachtsvorgangs kann übrigens das offizielle „Anerkennen von Leid“ seitens der Kirche stehen, verbunden mit einer Entschädigungszahlung.

Weil das Thema Missbrauch ein so gewaltiges ist, mag diese kleine Randnotiz banal sein, verglichen mit der Wucht der Schicksale, denen Angelika von Schenk-Wilms künftig begegnen wird, aber: Sie ist evangelisch. Irgendwie muss man auch von Zeit zu Zeit erwähnen. Angelika von Schenk-Wilms will ihr künftiges Engagement auch „als Zeichen der Ökumene“ verstanden wissen.