Essen. Viele alte Bilder und Bilderstrecken sowie verstreutes Wissen über Essens Vergangenheit sollen im Netz gebündelt und so besser nutzbar gemacht werden.

Wie haben sich meine Stadt, mein Stadtteil, meine Straße in den letzten 90 Jahren verändert? Wer dazu als Essener Bürger etwas wissen will, wird es derzeit schwer haben, in annehmbarer Zeit die notwendigen Fotos zu bekommen. Es gibt sie zwar alle, sie müssen aber im Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster bestellt werden, was Zeit und Geld kostet.

Künftig wird das Navigieren auf einen Zeitleiste im Internet genügen und Bilder mit der gleichen Perspektive aus verschiedenen Epochen sind hintereinander zu betrachten oder auch übereinander zu legen. Die Ansichtsmöglichkeit für Luftbilder ist aber nur eine Funktion, die das künftige „Historische Portal Essen“ bieten soll, das kommenden Freitag mit Oberbürgermeister Reinhard Paß an der Spitze der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

"Essener Köpfe" und "Essener Straßennamen"

Drei Jahre haben eine Handvoll Enthusiasten um den Vorsitzenden des Historischen Vereins für Stadt und Stift Essen, Klaus Kaiser, und dem Amtsleiter Geoinformation, Frank Knospe, am Aufbau der Webseite gearbeitet. In dieser Zeit mussten reichlich Hindernisse, gerade auch technischer Art überwunden werden, doch die Mühe hat sich gelohnt.

Neben unzähligen Luftbildern, Karten und weiteren historischen Fotos, haben die Macher auch bereits begonnen, den Inhalt zweier Bücher in die Seite zu integrieren: „Essener Köpfe“ und „Essener Straßennamen“, beide geschrieben von dem früheren, inwischen verstorbenen städtischen Mitarbeiter und Heimatforscher Erwin Dickhoff. Auch hier wird über einen Zeitstrahl der jeweilige „Kopf“ und die richtige Epoche zusammengebracht. Beide Standardwerke zur Stadtgeschichte will der Historische Verein demnächst in absehbarer Zeit auch in aktualisierten Buchausgaben neu herausbringen.

Notwendige Digitalisierungsarbeiten

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Eine wachsende Sammlung von Zeitzeugen-Aussagen, etwa zum Bombenkrieg, eine Geschichte Essens in Stichworten - das sind weitere Vorhaben, die auf der Seite geplant sind. Sie soll im Laufe der Jahre stetig wachsen und idealerweise eine für jeden abrufbare Zentraldatei zur Essener Geschichte werden. Auch interaktive Verknüpfungen der Wissensgebiete sollen möglich sein. Wer beispielsweise in der Suchfunktion den Namen Gustav Heinemann eingibt, der erhält unter anderem die genaue Lage von Heinemanns Grabstätte auf dem Parkfriedhof.

„Das Amt für Geoinformation der Stadt will den Bürgern die Chance geben, alles zu wissen, was es selber auch weiß - und zwar kostenlos“, sagt Kaiser, der früher selbst als Abteilungsleiter dort tätig war. Dabei sei es wichtig, dass die notwendigen Digitalisierungsarbeiten jetzt geschähen. Denn wegen der Personaleinsparungen sei dies wahrscheinlich bald nicht mehr möglich. Kaiser lobt Oberbürgermeister Reinhard Paß. „Er hat sich sehr für dieses Projekt eingesetzt hat und auch verwaltungsintern dafür geworben.“