Essen. . Der „Thalys“ brachte auch heute viele Franzosen vom Hauptbahnhof aus nach Paris. Die Stimmung war gedrückt, Angst aber haben die meisten nicht
Der Hauptbahnhof, heute Nachmittag 16.49 Uhr, Bahnsteig 1. „Paris Nord“ zeigt die blaue Anzeigetafel“. Der Thalys rollt ein. Mit welchen Gefühlen fahren die Reisenden jetzt in die französische Hauptstadt? In die Stadt, die die Welt nach der schrecklichen Serie von Attentaten seit Tagen in Atem hält - eine WAZ-Umfrage.
Benoît Glin stammt aus dem südfranzösischen Perpignan, ist Immobilienkaufmann, und arbeitet im Rahmen eines Austauschprogramms vier Monate in Essen. „Die Ereignisse in Paris haben mich schockiert“, sagt der 24-Jährige. Und fügt hinzu: „Ich hatte eine düstere Vorahnung, ich wusste, dass eines Tages auch in Frankreich ein schreckliches Attentat passieren würde.“ Ein Anschlag wie auf die Londoner U- oder die Madrider Regionalbahn.
Zusammenhalten und stark sein
Der junge Franzose hat nun eher Angst davor, dass nach dem Attentat auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ der Hass auf Muslime zunehmen könnte. Eine Überreaktion, die er jedoch für völlig unbegründet hält. „99,9 Prozent der französischen Muslime sind friedliebende Menschen“, sagt er. Als er in „Wagen 25“ einsteigt, wirbt er für ein „einiges Frankreich“ und betont: „Wir müssen jetzt zusammenhalten und stark sein.“
Die aus Bulgarien stammende Borislava Gencheva besucht dieses Wochenende ihre Freunde in Paris und bekennt, keinerlei Ängste zu haben. Sechs Jahre lang hat sie in Paris gearbeitet – im 18. Arrondissement. Sie sagt: „Probleme gibt es in der ganzen Welt, nicht nur in Paris.“ Besorgt zeigt sich Paul-Emmanuel Le Grand. Er guckt auf die Uhr am Bahnsteig und hofft, dass der Zug bald eintrifft. „Meine Familie lebt in Dijon. Wir haben heute schon telefoniert, ich hoffe, das es da keine Probleme gibt. Eine Freundin von mir ist aber gerade in Porte de Vincennes, wo Attentäter sind. Das macht mir schon Sorgen, aber auch ihr geht es gut“, sagt er.
Jagd auf die Attentäter
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Auch der Pariser Giuseppe Ancowa wartet an Gleis 1 auf den Schnellzug. Der 30-Jährige ist recht entspannt. „Natürlich ist schlimm, was gerade in Paris passiert. Aber das geht auch wieder vorbei, eigentlich fühle ich mich sehr sicher in Paris. Es ist meine Heimat.“ Eine Französin spricht aufgeregt und laut in ihr Handy. Sie telefoniert mit Familienmitgliedern: „Es haben alle Angst und ich möchte einfach schnell bei meiner Familie sein.“ Der Musiker Matthias Witt steigt aus beruflichen Gründen in den Zug. „Für Urlaub würde ich das jetzt nicht unbedingt machen. Aber meine französischen Kollegen warten auf mich“, meint er.
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