Essen. . Dem Ausbau der A 52 im Autobahndreieck Essen-Ost steht ein Häuserzug im Wege. Die Gebäude sollen deshalb abgerissen werden. Dabei wurden sie gerade erst renoviert. Und die Mieter wissen von nichts.

Stellen Sie sich vor, das Haus, in dem Sie wohnen, wird gerade modernisiert. Sie selbst nutzen die Gunst der Stunde und verpassen ihrem Badezimmer einen neuen Anstrich, und während die frische Farbe an der Wand noch trocknet, wird die Immobilie auf dem Reißbrett bereits weggeplant. Was würde Ihnen durch den Kopf gehen? Sie wären wohl bass überrascht.

So ergeht es auch den Mietern an der Huckarder Straße 2 bis 6 in Frillendorf. Hier, am Autobahndreieck Essen-Ost, wo A 40 und A 52 zusammentreffen, hat der Landesbetrieb Straßen NRW Wegweisendes vor. Die A 52 soll in Fahrtrichtung Bochum auf zwei Spuren erweitert werden. Das Nadelöhr, das täglich tausenden von Autofahrern Zeit und Nerven kostet, soll auf alle Zeiten verschwinden. Dies aber geht augenscheinlich nicht ohne „Kollateralschäden“: Die Autobahn benötigt mehr Platz, die Häuser Huckarder Straße 2 bis 6 stehen den Plänen im Wege und müssen abgerissen werden, heißt es beim Landesbetrieb Straßen NRW.

Mieter und Immobilienverwaltung überrascht vom Abriss

Darauf von der WAZ angesprochen, zeigen sich Mieter perplex. Gerüchteweise sei vor Jahren von einem Abriss die Rede gewesen, berichtet ein Hausbewohner, der dennoch nicht glauben mag, was er da hört. Kein Wunder, der Mann renoviert gerade seine Wohnung.

Auch bei der „K 2 Immobilienverwaltung“ in Berlin, welche die Häuser im Auftrag einer Immobilien-Holding betreut, weiß man nichts von Abrissplänen. Erst vor Weihnachten haben die Mehrfamilienhäuser einen neuen Anstrich erhalten. Bald sollen die alten Nachtspeicherheizungen durch moderne Gaszentralheizung ersetzt werden.

Land wird als Bauherr seine Ansprüche auf die Immobilien formulieren

Noch gibt es kein Baurecht für den geplanten zweispurigen Autobahnanschluss. Das erforderliche Planfeststellungsverfahren soll Ende Januar, Anfang Februar eröffnet werden. „Noch befinden wir uns in einer gewissen Unverbindlichkeit“, formuliert Niederlassungsleiter Michael Gebert.

Erst danach wird das Land als Bauherr seine Ansprüche auf die Immobilien an der Huckarder Straße formulieren und auf die Hauseigentümer zugehen, heißt es beim Landesbetrieb. Der Rest ist dann wohl Verhandlungssache. Üblicherweise unterbreitet das Land dem Eigentümer auf Grundlage eines Wertgutachtens ein Kaufangebot. Nur für den Fall, dass sich beide Seiten nicht einig werden, kommt es zu einer so genannten „Besitzanweisung“. Im Klartext handelt es sich um eine Enteignung, allerdings wird der Eigentümer finanziell entschädigt.

Wie auch immer die Verhandlungen verlaufen werden – Straßen NRW hat bereits einen Zeitplan ins Auge gefasst. „Wir hoffen, dass wir noch 2016 bauen können“, so Michael Gebert. Danach dürfte ein weiteres Jahr vergehen, bis der neue Anschluss an die A 40 fertig ist und die Häuser an der Huckarder Straße nur noch Geschichte sind.