Essen/Mülheim. . 49.500 Flugbewegungen zählte der Flughafen Essen-Mülheim 2014. Das Team im Tower sorgt dafür, dass alle sicher landen.

Der Weg gen Himmel beginnt gleich hinter der Tür mit dem Landeswappen über der Klingel. 70 Stufen geht es hinauf in den Tower am Flughafen Essen-Mülheim. Wer oben ankommt, muss erst einmal tief durchatmen, bevor er die weite Aussicht genießen darf. Leider hängen die Wolken an diesem trüben Dezembertag tief über dem weiten Flugfeld. 400 Fuß zeigt der Bildschirm auf dem Kontrolltisch an, der spontan an die Kommandobrücke der „Enterprise“ erinnert. Nur drückt hier kein verzweifelter Mr. Chekov Knöpfe, die nicht gehorchen wollen, wie in dem berühmtesten Serienraumschiff der Filmgeschichte. Dieser ausladende Tisch ist der Arbeitsplatz von Andreas Langschmidt. Der 51-Jährige ist Flugleiter am Flughafen Essen-Mülheim und strahlt eine Ruhe aus, die seiner Aufgabe angemessen ist. Langschmidt ist verantwortlich dafür, dass auch sicher runter kommt, wer hier landen will.

Seit 1925 wird in Essen-Mülheim geflogen, die erste Betriebsgenehmigung datiert von 1927. Rund 49 500 Flugbewegungen zählte der Flughafen in diesem Jahr. Und es wären wohl ein paar mehr, dürften auch Düsenflugzeuge auf den Ruhrhöhen landen, ist Langschmidt überzeugt. Doch politisch ist das nicht erwünscht. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Bei diesem Wetter kommt keiner rein“

Der Papst, die Queen und die Kicker von Schalke 04 sind hier schon gelandet. Heute erwartet Andreas Langschmidt weder den Papst noch weniger prominente Fluggäste: „Bei diesem Wetter kommt keiner rein.“

Die Kontrollanzeige schwankt und verharrt schließlich bei 500 Fuß, der kritischen Marke. Tiefer dürfen Wolken über unbebautem Gelände für einen Landeanflug nicht hängen. Denn ein Instrumentenlandesystem (ILS), das Maschinen wie von Geisterhand gesteuert ans Ziel bringt, gibt es hier nicht. Geflogen wird auf Sicht. Weil man eben nie sicher sein kann, ob nicht doch einer einfliegt, verlangt die Flugaufsicht bei der Bezirksregierung, dass der Tower täglich von 6 bis 22 Uhr besetzt ist.

Es geht gar die Mär, dass in den 1960er Jahren eine Boing 727 auf dem Weg nach Düsseldorf versehentlich auf den Ruhrhöhen gelandet ist. Denn mit 1553 Metern ist die Landebahn fast genauso lang wie die des Internationalen Flughafens, mit 45 Metern ist sie genau so breit.

Schon mal hektisch auf der Kommandobrücke

Wer Essen-Mülheim ansteuert, muss sich spätestens fünf Minuten vor der Landung per Funk im Tower melden. Langschmidt oder seine diensthabenden Kollegen müssen dann sicherstellen, dass der Luftraum über der Landebahn frei ist. „Fünf Minuten sind genug“, sagt der Flugleiter. Bei schönem Wetter, wenn der Tower zwischen 400 und 500 Flugbewegungen pro Tag zählt, kann es auf der Kommandobrücke schon mal hektisch zugehen. Auch da hilft es, dass Langschmidt selbst ein erfahrener Flieger ist. Sich hineinversetzen können in den Piloten, ihm in aller Ruhe die nötigen Tipps geben können, was zu tun ist, wenn es ernst werden sollte – auch das gehörte zu den Aufgaben eines Flugleiters.

Sollte einem dort oben aber der Sprit ausgehen, wie vor einigen Jahren geschehen, als der Bruchpilot seine Maschine mit Ach und Krach auf der nahen A 52 runter brachte, kann auch der Tower nicht mehr helfen. Andreas Langschmidt hat für solche unverantwortlichen Hallodris nur verständnisloses Kopfschütteln übrig. Die sollten lieber gleich am Boden bleiben.