Essen. . Zwar mausert sich das „Pick up“-Projekt der Suchthilfe zu einem sozialpolitischen Überraschungserfolg. An den Auswüchsen des Trinker-Treffs kann es aber nichts ändern.

Sie motivieren sich jeden Morgen aufs Neue, trinken trotz ihrer Abhängigkeit konsequent nicht bei der Arbeit und sammeln stattdessen engagiert Tonnen von Müll in der Innenstadt ein: Die „Pick up“-Teilnehmer sind so sehr bei der Sache, dass das im Vorfeld lange umstrittene Suchthilfe-Projekt nach wenigen Wochen schon als sozialpolitischer Überraschungserfolg durchgehen kann.

Ja, es ist deutlich sauberer geworden in der City – aber leider nicht leiser: Nach wie vor beschweren sich Anlieger und Geschäftsleute wahrnehmbar über die Auswüchse des Szene-Treffs auf dem Willy-Brandt-Platz. „Pick up“, das Angebot für langjährig suchtkranke Menschen, kann eben nicht auch noch die Platte putzen, wie es sich vielleicht mancher insgeheim erhofft hatte. Langsam stellt sich diese Einsicht ein und mir ihr wird der Ruf nach dem Ordnungsrecht wieder lauter.

Möglicherweise ein privater Sicherheitsdienst?

Übers Knie wird nichts gebrochen. Dennoch hat die Stadt das Thema im neuen Jahr auf der Agenda: Ordnungsdezernent Christian Kromberg kündigte gestern auf Nachfrage an, auf den Arbeitskreis der Anlieger zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Natürlich werde bei der Lösung der Probleme auch das Thema Doppelstreife eine Rolle spielen, sagte Kromberg, der aber vor der falschen Erwartung einer Dauerpräsenz der Kräfte des Ordnungsamts an den neuralgischen Punkten warnt: „Das ist von der Stadt nicht zu leisten.“ Ob die Kaufleute inzwischen womöglich über einen privaten Sicherheitsdienst für den Objektschutz nachdenken, der im Bedarfsfalle die städtischen Ordnungskräfte alarmieren könnte, blieb gestern offen. Gemeinsame Sache machen – das wäre nach dem Vorbild anderer Städte ein durchaus denkbares Modell auch für Essen.

Nach NRZ-Informationen, die Kromberg allerdings nicht bestätigen wollte, könnte sich für den Treppenabgang am Willy-Brandt-Platz, der von Trinkern als Urinal genutzt wird, inzwischen eine Lösung abzeichnen. Angeblich soll es technisch nun doch möglich sein, den Eingang zuzuschütten.

Ein weiterer Baustein für mehr Sauberkeit am Willy-Brandt-Platz war im Rahmen des „Pick up“-Projekt stets eine unkaputtbare Toilette. Da sich ein sozusagen selbstfinanzierendes Bezahl-Urinal bei den Szenegängern kaum durchsetzen dürfte, müssten die Anlieger nicht nur darüber nachdenken, ob sie vor dem Hintergrund einer leeren Stadtkasse ein öffentliches WC an zentraler Stelle finanzieren wollen – sondern auch darüber, vor wessen Tür es letztlich stehen soll.