Essen. Das Museum Folkwang hat einst von den Nazis beschlagnahmte Werke in Online-Listen gefunden. In manchen Fällen müsse aber weiter recherchiert werden.
Der Verdacht galt schon lange als begründet, nun bekommt man im Museum Folkwang allmählich Gewissheit: Unter den vielen Kunstwerken, die der im Mai verstorbene Sammler Cornelius Gurlitt in seiner Münchener Wohnung als spektakulären Kunstschatz gehortet hatte, befinden sich auch Arbeiten aus dem Museum Folkwang.
Rund 1400 Kunstwerke hatten die Nationalsozialisten im Sommer 1937 als vermeintlich „entartet“ beschlagnahmt und von Kunsthändlern wie Hildebrand Gurlitt, dem Vater des jetzt verstorbenen Münchner Sammlers, weiterverkaufen lassen. Darunter auch 260 Zeichnungen und Aquarelle, 350 Blätter Druckgrafik sowie 26 grafische Mappenwerke.
Noch keine Angaben zur Anzahl der Werke
Um genau diese druckgrafischen Werke geht es, denn schon vor der jüngsten Veröffentlichung der Gurlitt-Werklisten im Internet sei klar gewesen, dass Hildebrand Gurlitt neben einem heute als verschollen geltenden Gemälde ausschließlich Arbeiten auf Papier – Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafik – aus dem Bestand der „entarteten Kunst“ im Museum Folkwang erworben hatte, erklärt Museums-Sprecherin Anka Grosser. Angaben über die genaue Anzahl der Werke und konkrete Künstler-Namen sind nach ihren Angaben deshalb noch nicht zu machen.
„Gerade im Bereich der Druckgrafik, bei der von einem Motiv immer mehrere Exemplare existieren, bedarf es weiterer Recherchen und vor allem einer Sichtung vor Ort, um festzustellen, ob es sich bei den im Nachlass Gurlitt vorhandenen Exemplaren tatsächlich um die im Museum Folkwang beschlagnahmten Blätter handelt“, erklärt Anka Grosser. „Da muss man ein Blatt auch mal umdrehen können.“ Wann so ein Vorort-Termin stattfinden könnte, steht bislang noch nicht fest.
Verlustlisten des Museums werden mit Nachlasslisten Gurlitts abgeglichen
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Der Abgleich der eigenen Verlustliste mit den Nachlasslisten Gurlitts geht im Folkwang derzeit weiter. Die langen Aufzeichnungen umfassen Lithografien von Kirchner und Heckel, Aquarelle von Nolde, Macke und Rohlfs, Bleistiftzeichnungen von Degas.
In einigen Fällen lasse sich bereits nachweisen, dass Werke im Nachlass Gurlitt aus der Folkwang-Sammlung stammen, sagt Grosser. Ob die betreffenden Werke irgendwann nach Essen zurückkommen, steht freilich in den Sternen. Man habe mit der zuständigen Task Force in Berlin umgehend Kontakt aufgenommen und sei an einer „weiteren Aufklärung extrem interessiert“, so Grosser.