Ende des Traditionscafés Overbeck auch für Auswärtige ein Schlag
•
Lesezeit: 3 Minuten
Essen. Viele Gäste, die von auswärts kommen, wissen noch nichts vom bevorstehenden Ende des Essener Traditionscafés. Am Samstag, 27. Dezember, öffnet Overbeck letztmalig.
Viele Gäste wissen noch immer von nichts. Das kommt, weil es in diesen Tagen, kurz vor Weihnachten, offenbar zu den Gepflogenheiten der halben Region gehört, erst nach Essen auf den Weihnachtsmarkt zu fahren – und dann, ja dann, noch Kaffee trinken zu gehen bei Overbeck.
Es ist nur eine kleine Stichprobe an diesem verregneten Donnerstag, doch sie zeigt, dass das Café Overbeck, das am Samstag nach Weihnachten letztmalig öffnet, nicht nur für die Essener Bürger von großer Bedeutung ist.
Ein Café mit viel Atmosphäre
„Wie – die machen zu?!“ Christel Hohmann (70) aus Haltern am See hat das noch nicht mitbekommen. Und lässt einen Moment lang ihre Stachelbeertorte stehen. „Das kann doch nicht sein.“ Mit drei Freundinnen ist sie heute hier, alle sind sie aus Haltern, sie waren zunächst im „Limbecker Platz“, und dann sind sie zu Overbeck, weil sie das seit Jahren so machen. Christel Hohmann trifft sich auch regelmäßig mit Freundinnen, die in Dortmund und Gelsenkirchen wohnen, immer – im Overbeck. „Am liebsten ist mir ja die Vanilleschnitte“, sagt sie, als sie den kleinen Schock wieder überwunden hat, „aber die war heute schon ausverkauft.“
Im Café Overbeck
1/17
Aus Unna kommt Marlene Schwaab, die mit ihren Freundinnen zunächst auf dem Weihnachtsmarkt war und nun im Café Overbeck einkehrt – auch bei ihnen hat das Tradition. „So ein Café gibt’s doch nirgendwo mehr, bei uns in Unna schloss der letzte traditionelle Konditorei-Betrieb vor rund zwei Jahren“, erzählt Marlene Schwaab. „Das ist hier ein gestandenes Café, so viel Atmosphäre gibt es doch sonst nirgends mehr.“
Gäste von außerhalb besuchen ein letztes Mal das Café
Ganz hinten, im Untergeschoss in der Ecke, hat es sich Familie Weikamp aus Bocholt im Münsterland bequem gemacht, die Kinder Jonathan (1) und Marlene (5) sitzen vor großen Tassen Kakao. Sie seien zum ersten Mal hier, berichtet Mutter Marina. „Das sah von außen so ansprechend aus. So gemütlich.“ Dass das Café bald schließt – warum sollten sie es wissen? „Schade“, sagt die junge Familie.
Gäste aus Essen? Na klar, die haben wir auch gefunden. Antje Sasse aus Huttrop und Jürgen Schöpper aus Altendorf bedauern seit Wochen die bevorstehende Schließung. „Wir werden uns was Neues suchen müssen“, sagen sie. Etwa alle 14 Tage saßen sie hier beim Kaffee, Antje Sasse erinnert sich: „Ich war als Kind schon hier, meine Mutter nahm mich nach dem Einkauf mit. Ich fand das immer schön. Auch, dass sich nichts verändert hat in all’ den Jahren.“ Bekannte hätten ihr berichtet, nach der Schließungsnachricht seien sogar ehemalige Essener noch mal in die Stadt gekommen, um bei Overbeck Kaffee trinken zu kommen. Sie wohnen jetzt in Hamburg.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.