Essen. Die große Koalition in Essen will bei den städtischen Beteiligungen sparen. Das Ziel: weniger Gesellschaften und weniger Posten in den Chefetagen.

Alle Jahre wieder veröffentlicht die Stadt Essen in ihrem Beteiligungsbericht, wie viel Geld die Geschäftsführer und Vorstände städtischer Tochtergesellschaften so pro Jahr verdienen. Und wie immer hinkt die Stadt mit ihrer Veröffentlichung der Zeit hinterher. Der aktuelle Beteiligungsbericht gibt die Jahresabschlüsse und damit die Chefgehälter für das Jahr 2013 wieder.

So mancher aus den Chefetagen ist heute nicht mehr im Amt. Sei es, weil der Betreffende aus Altersgründen vorzeitig ausgeschieden ist wie Horst Zierold bei der Evag, weil der Vertrag nicht verlängert wurde wie der von Messe-Chef Frank Thorwirth, oder weil er es vorzog zu gehen, bevor man ihm die Tür weist wie Klaus Kunze bei den Entsorgungsbetrieben Essen.

Verdienst der Stadttöchter-Vorstände

OB Reinhard Paß verdient 142 000 Euro pro Jahr. Nebeneinkünfte brachten ihm 29 500 Euro.
OB Reinhard Paß verdient 142 000 Euro pro Jahr. Nebeneinkünfte brachten ihm 29 500 Euro. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services
Bernhard Görgens, Stadtwerke-Chef (bis 31.12.2013): 329 452,34 Euro plus 39 142,99 als EVV-Vorstand.
Bernhard Görgens, Stadtwerke-Chef (bis 31.12.2013): 329 452,34 Euro plus 39 142,99 als EVV-Vorstand. © Arnold Rennemeyer/ WAZ FotoPool
Dietmar Bückemeyer, techn. Stadtwerke-Vorstand: 302 473,80 Euro plus 19 571,43 Euro als EVV-Vorstand.
Dietmar Bückemeyer, techn. Stadtwerke-Vorstand: 302 473,80 Euro plus 19 571,43 Euro als EVV-Vorstand. © Remo Bodo Tietz / WAZ FotoPool
Klaus Kunze, Ebe-Geschäftsführer (bis 10/2013): 139 212,72 Euro plus 39 142 Euro als EVV-Vorstand.
Klaus Kunze, Ebe-Geschäftsführer (bis 10/2013): 139 212,72 Euro plus 39 142 Euro als EVV-Vorstand. © Klaus Micke / FUNKE Foto Services
Horst Zierold, Evag-Vorstand bis 30. Juni: 178 000 Euro, plus 13 462,50 Euro als Vorstand der EVV.
Horst Zierold, Evag-Vorstand bis 30. Juni: 178 000 Euro, plus 13 462,50 Euro als Vorstand der EVV. © Alexandra Roth/ FUNKE Foto Services
Michael Feller, Nachfolger von Horst Zierold als Evag-Vorstand seit 15. Juni: 84 458,41 Euro.
Michael Feller, Nachfolger von Horst Zierold als Evag-Vorstand seit 15. Juni: 84 458,41 Euro. © Klaus Micke/ FUNKE Foto Services
Dirk Miklikowski, Allbau-Vorstand: 184 884,46 Euro plus 19 571,43 Euro als Vorstand der EVV.
Dirk Miklikowski, Allbau-Vorstand: 184 884,46 Euro plus 19 571,43 Euro als Vorstand der EVV. © Allbau
Dietmar Düdden, Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft Essen (EWG): 187 435 Euro.
Dietmar Düdden, Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft Essen (EWG): 187 435 Euro. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Berger Bergmann, Geschäftsführer der Theater und Philharmonie (TuP): 190 411,75 Euro.
Berger Bergmann, Geschäftsführer der Theater und Philharmonie (TuP): 190 411,75 Euro. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Egon Galinnis, Geschäftsführer der Messe Essen (bis 31.12.2013): 172 475,24 Euro.
Egon Galinnis, Geschäftsführer der Messe Essen (bis 31.12.2013): 172 475,24 Euro. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Essen (bis 31.12.2013): 236 841,51 Euro.
Frank Thorwirth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Essen (bis 31.12.2013): 236 841,51 Euro. © Rainer Schimm/ Messe Essen
Ulrich Lorch, Geschäftsführer der Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG): 153 308,19 Euro.
Ulrich Lorch, Geschäftsführer der Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG): 153 308,19 Euro. © Torsten Leukert / WAZ FotoPool
Burkhard Wüllscheidt, Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG): 89 320,08 Euro.
Burkhard Wüllscheidt, Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG): 89 320,08 Euro. © Jan Dinter / WAZ FotoPool
Andreas Hillebrand, Geschäftsführer der Grundstücksverwaltung Essen (GVE): 126 673,45 Euro.
Andreas Hillebrand, Geschäftsführer der Grundstücksverwaltung Essen (GVE): 126 673,45 Euro. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Eva Sunderbrink, Geschäftsführerin der Essen Marketing-Gesellschaft (EMG): 154 098,06 Euro.
Eva Sunderbrink, Geschäftsführerin der Essen Marketing-Gesellschaft (EMG): 154 098,06 Euro. © Alexandra Roth / FUNKE Foto Services
Klaus Wieschenkämper, RGE: 125 565,15 Euro plus 19 571 Euro als EVV-Vorstand.
Klaus Wieschenkämper, RGE: 125 565,15 Euro plus 19 571 Euro als EVV-Vorstand. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Wolfgang Fröhlich, Geschäftsführer der EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH: 117 989,63 Euro.
Wolfgang Fröhlich, Geschäftsführer der EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH: 117 989,63 Euro. © Stadtbildstelle Essen
Jochen Drewitz Geschäftsführer der Jugendberufshilfe: 97 500 Euro.
Jochen Drewitz Geschäftsführer der Jugendberufshilfe: 97 500 Euro. © Remo Bodo Tietz/ WAZ FotoPool
Dirk Otto, Vorstandsvorsitzender der Triple Z AG: 102 500 Euro.
Dirk Otto, Vorstandsvorsitzender der Triple Z AG: 102 500 Euro. © WAZ FotoPool
Günter Büsselberg, Geschäftsführer der Gesellschaft für Soziale Dienste Essen (GSE): 172 000 Euro.
Günter Büsselberg, Geschäftsführer der Gesellschaft für Soziale Dienste Essen (GSE): 172 000 Euro. © Remo Bodo Tietz/ NRZ
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Nicht nur aus solchen Gründen wird sich das Tableau der führenden Köpfe weiter verändern. Die Stadt muss sparen und verlangt dies auch von ihren Beteiligungsgesellschaften. Oberstes Ziel müsse der Ausgleich des städtischen Haushalts sein, betont SPD-Fraktionschef Rainer Marschan. Thomas Kufen, Fraktionschef der CDU im Rat und Aufsichtsrat der städtischen Holding EVV, die unter ihrem Dach so wichtige Tochtergesellschaften wie die Evag, den Allbau und die Stadtwerke vereint, gibt folgendes Ziel vor: „Am Ende müssen es weniger Gesellschaften sein“ – und damit weniger Chefs und weniger Aufsichtsratsposten, die es zu verteilen gäbe.

Rund 42 Millionen Euro musste der Rat der EVV jüngst als Liquiditätshilfe zuschießen

Wie groß die Leidenschaft unter den Entscheidungsträgern im Rat da ist, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, wird man sehen. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 42 Millionen Euro musste der Rat der EVV jüngst als Liquiditätshilfe zuschießen. Im kommenden Jahr will die EVV über die Runden kommen, weil die Stadt eine lukrative Finanzbeteiligung veräußern wird, im Jahr drauf könnte der Allbau „stille Reserven“ heben. Spätestens im Jahr drauf dürfte es aber kritisch werden. Und 2019 soll die EVV nicht weniger als 30 Millionen Euro einsparen. Wie das funktionieren soll, bleibt vorerst ein Rätsel.

Einen ersten Schritt in die gewünschte Richtung ist der Rat auf Antrag von SPD und CDU bereits gegangen: Die Verwaltung muss ein Konzept für eine Immobilien-Holding entwerfen, die dem Allbau der städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) und wohl auch der Reinigungsgesellschaft Essen (RGE) ein Dach bieten soll.

„Kompetenzen bündeln“, lautet das Patentrezept. In der Tat darf man sich die Frage stellen, warum mit dem Allbau und der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) zwei städtische Gesellschaften Immobilien als ihre Kernkompetenz verstehen. Eine Immobilien-Holding soll jedenfalls Geld sparen: 250 000 Euro 2016, dreimal so viel im Jahr drauf und 1,5 Millionen ab 2018. Genügen wird das nicht. Und so bleibt die Evag das größte Sorgenkind unter den Tochtergesellschaften. Bleibt es bei den finanziellen Vorgaben des Kämmerers, muss die Evag ihr Angebot kürzen. Die große Koalition will den Nahverkehr fördern. Es klingt nach der Quadratur des Kreises.