Essen. Vor Gericht gesteht der Kunstvermittler, dass er Rechnungen am Kopierer fälschte. Einen Schaden für seinen Kunden Berthold Albrecht sieht er nicht.
Erstmals hat der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach sich öffentlich zu den Betrugsvorwürfen geäußert. Vor dem Landgericht Essen sprach er mit stockender Stimme von einem „großen Fehler“, dass er das Vertrauen, das der verstorbene Aldi-Erbe Berthold Albrecht in ihn gesetzt habe, „nicht gerechtfertigt“ hätte.
Dem 62-Jährigen, der seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt, wirft Staatsanwältin Valeria Sonntag vor, Albrecht beim Aufbau einer privaten Kunstsammlung um rund 23 Millionen Euro betrogen zu haben. Er soll mit dem Milliarden schweren Essener vereinbart haben, diesem Gemälde und Oldtimer zum Einkaufspreis zu vermitteln und dafür bis zu fünf Prozent als Provision zu kassieren. Tatsächlich hätte Achenbach die Einkaufsrechnungen aber manipuliert und so um Millionen Euro höhere Gewinne erzielt.
Was Achenbach am Montag vor der XXI. Wirtschaftsstrafkammer sagt, wertet sein Anwalt Thomas Elsner als „Teilgeständnis“. Tatsächlich räumt Achenbach lediglich die angeklagten Urkundenfälschungen ein. Ja, er habe die Rechnungen manipuliert, sagt er. Dies sei nötig gewesen, weil sein Aufwand bei der Suche nach wertvollen Anlageobjekten für Albrecht viel höher und von fünf Prozent Provision nicht gedeckt gewesen sei. Im Zivilprozess vor dem Landgericht Düsseldorf hatte Achenbach noch erklärt, die Aufschläge seien mit Berthold Albrecht vereinbart worden, um dessen Ehefrau die hohen Summen zu verheimlichen.
Der Sündenfall am Kopierer
Vor dem Strafgericht sieht sich Achenbach nicht als vermittelnder Kommissionär. Er spricht auch ausdrücklich nicht von einer vereinbarten Provision, sondern von einem „handling fee“, was laut Wirtschaftslexikon eine Gebühr ist.
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Ganz eindeutig ist Achenbachs Einlassung nicht. Zu den Gemälden sagt er, bei den ersten Käufen habe er die Rechnungen „unberechtigt“ und ohne Wissen Albrechts am Kopierer manipuliert: „Das war für mich der Sündenfall. Das bedauere ich sehr.“ Er nennt die Manipulationen nicht Fälschungen, sondern „Collagen“. Später hätte er Albrecht erzählt, dass er wegen des hohen Aufwandes Aufschläge genommen hätte. Das soll der Essener klaglos akzeptiert haben. Bei Käufen danach habe er aber wieder ohne Wissen Albrechts manipuliert und Aufschläge genommen.
Bei den Oldtimern sei die Lage „völlig anders“. Diese Geschäfte „wurden so abgewickelt wie vereinbart“. Nichts sei unberechtigt gewesen, betont Achenbach.
Achenbach bestreitet, dass es einen Schaden gibt
Strafrechtlich sieht der Düsseldorfer, der laut Verteidiger Elsner mit seiner Einlassung „Verantwortung übernimmt“, keinen Betrugsschaden. Denn die Objekte, die er für Berthold Albrecht kaufte, „waren ihr Geld wert“. Achenbach: „Ich habe Kunstwerke für 50 Millionen Euro gekauft, die heute etwa 80 Millionen wert sind.“ Das hatte Anwalt Elsner am ersten Prozesstag vorab bewertet: „Mein Mandant hat sich nichts vorzuwerfen. Ohne Schaden gibt es auch keinen Betrug.“
2007, so erzählt Achenbach, hätte er Berthold Albrecht kennengelernt. Die Treffen, oft mit Ehefrauen, fanden in seinen Monkey’s-Restaurants statt. Albrechts Witwe Babette, die ihn im April 2014 angezeigt hatte, hätte von den Gesprächen über die Ankäufe nichts mitbekommen: „Wir redeten unter vier Augen. Etwa, wenn wir draußen eine Zigarette rauchten. Oder Babette ging nach dem Essen einkaufen.“ Von einer echten „Männerfreundschaft“ spricht er.
Achenbach schweigt zu weiteren Vorwürfen
Um Albrechts Ehefrau zu beruhigen, habe er ihm eine Rückkaufgarantie eingeräumt. Um dafür ein finanzielles Polster zu haben, hätte er die Aufschläge auch gebraucht. „Obwohl ich mir sicher war, dass ich sie nach dem Rückkauf schnell weiterverkauft hätte.“
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Fragen lässt Achenbach nicht zu. Auch zum mitangeklagten Betrug zu Lasten des Pharma-Unternehmers Christian Boehringer will er nichts sagen. Ihn soll er laut Anklage ebenfalls mit gefälschten Rechnungen betrogen haben. Weil er dazu schweigt, erspart er sich Fragen von Richter Johannes Hidding oder Staatsanwältin Sonntag, warum er in diesem Komplex ein Jahr vor Bekanntwerden der Aldi-Vorwürfe Geld zurückgezahlt habe.
Schuldbewusst klingt Achenbach am Ende seiner Einlassung, als er betont, Albrechts Vertrauen nicht gerechtfertigt zu haben: „Dafür möchte ich mich bei seinen Erben, seiner Familie entschuldigen.“ Und fügt mit Tränen erstickter Stimme hinzu: „Auch meine Familie hat durch mich in den letzten Monaten viel gelitten.“