Essen. Ein 39-Jähriger wurde nun vom Gericht zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Er überrollte in Essen seine Schwägerin mit dem Auto.

Tötungsabsicht unterstellte die VII. Strafkammer dem Angeklagten Ali K. nicht. Dass der 39-Jährige aber seine Schwägerin auf dem Gehweg der Altendorfer Straße mit dem Auto überrollt hatte, sei „ungeheuerlich“, betonte Richter Marcus Dörlemann. Zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilte das Gericht Ali K., dessen Führerschein mit fünf Jahren Sperrfrist eingezogen wurde.

Eine libanesische Familienfehde war der Anlass der Tat vom 11. November 2013, die das Gericht als gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und gefährliche Körperverletzung bewertete. Die Frau von Ali K. hatte ihre Familie um Hilfe gebeten, weil ihr Mann sie geschlagen hätte – weil sie angeblich fremdgegangen sei. Die Familie riet zur Anzeige. Gemeinsam gingen sie deshalb zu einem Anwalt auf der Altendorfer Straße.

Beschimpfungen durch die andere Familie

Schon dieser Weg gestaltete sich schwierig. Denn Mitglieder der anderen Familie beschimpften sie, erste körperliche Auseinandersetzungen wurden auf offener Straße ausgetragen. Die 25-Jährige, die später überrollt wurde, erinnerte sich im Prozess, dass sie trotzdem weitergegangen seien. Ihre Mutter und sie hätten ihre Schwester begleitet, damit diese ihren Ehemann Ali K. anzeigen konnte.

Doch der näherte sich in dem Moment von hinten mit dem Auto, unbemerkt von den drei Frauen. Schnell fuhr er nicht – das ersparte ihm eine Anklage wegen eines Tötungsversuchs. Seine Frau bemerkte den Wagen, sprang zur Seite. Seine Schwägerin, die 25-Jährige, erfasste der Wagen dagegen. Sie wurde auf die Motorhaube geschleudert, rutschte ab. Ali K. setzte zurück, fuhr wieder los und verletzte sie an der Nase. Schließlich wollte er den Gehweg verlassen und überrollte die Schwägerin dabei. Relativ leichte Verletzungen an den Beinen trug sie davon.

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Danach fuhr Ali K. weg. Anschließend kam es zu weiterer Gewalt in der Straße. Die Familien schlugen aufeinander ein. Zwei mitangeklagte Libanesen, die Polizisten geschlagen haben sollen, bekamen ihr Strafverfahren ohne Auflagen eingestellt. Die Beweislage gegen sie war eher dürftig.

Detaillierte Aussage des Opfers

Beim Hauptangeklagten Ali K., der zu Beginn der Verhandlung geschwiegen hatte, reichte den Richtern schon die Aussage des Opfers. Detailliert habe sie die Aktion geschildert und ihren Schwager als Fahrer identifiziert. Passanten stützten ihre Schilderung.

Strafmildernd wertete die Kammer, dass der Angeklagte nach dem Streit mit seiner Frau „in einer emotional sehr angespannten Lage war“. Für eine Bewährung, die Verteidiger Michael Bonn beantragt hatte, sah das Gericht keinen Anlass. Dörlemann: „Dieses Verhalten kann nicht geduldet werden, es kann keine Bewährung geben.“