Essen. Die geplante Übertragung von Dutzenden nicht mehr benötigter Gebäude und Grundstücke an die Allbau AG scheitert an den verschiedenen Vorstellungen.
Der Versuch der Stadt Essen, ihren Bestand an nicht mehr benötigten Immobilien auf einen Schlag um eine beträchtliche Zahl zu reduzieren, ist über einen Versuch nicht hinausgekommen. Eine Liste mit rund einhundert Objekten wurde in der jüngsten Ratssitzung von der Verwaltung sang und klanglos von der Tagesordnung genommen. Darin aufgeführt waren ehemalige Schulgebäude, Lagerhallen, Garagen, aber auch durchaus prägende Gebäude wie das Haus der Verbände am Weberplatz oder das ehemalige Katastrophenschutzzentrum an der Seumannstraße in Altenessen.
Diverse städtische Ämter hatten an der Zusammenstellung der Liste mehr als ein Jahr gearbeitet. Mit Zustimmung des Stadtrates sollten die Immobilien der Allbau AG übertragen werden. Mit dem Ziel, dass die städtische Wohnungsgesellschaft die Gebäude und Grundstücke möglichst gewinnbringend vermarktet oder selbst städtebaulich entwickelt.
Kindertagesstätten oder Unterbringung von Asylbewerbern
Der Deal scheiterte jedoch, und das offenbar an unterschiedlichen Vorstellungen über die Frage, was die in Rede stehenden Objekte denn Wert sind. Sowohl die Stadt als auch der Allbau hatten dazu eigene Wertermittlungen angestellt. Im Ergebnis lag der Allbau um zehn Millionen Euro unter dem der Verwaltung, die der Hilfe eines Wirtschaftsberatungsunternehmens bedient hatte. Kosten: 50 000 Euro. Nun verschwindet die Immobilienliste in der Schublade.
Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve begründet dies damit, dass zuvor „die Rosinen herausgepickt wurden“. Gemeint seien dürften lukrative Flächen wie das auf 525.000 Euro taxierte Grundstück an der Einigkeitstraße in Bredeney, das die Stadt bereits an den Allbau verkauft hat. Weitere Grundstücke wurden von der Liste genommen, weil die darauf stehenden Gebäude als Kindertagesstätten genutzt oder für die Unterbringung von Asylbewerbern benötigt werden. Auf der Liste verblieben hingegen Objekte, die wenig schmeichelhaft als Schrottimmobilien bezeichnet werden.
Immobilien bleiben bei der Stadt
Der Allbau kam bei der Wertermittlung jedenfalls zu dem Schluss, dass der Buchwert über dem Verkehrswert liegt, die Objekte folglich überbewertet seien.
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Im Klartext: Hätte die Stadt die Immobilien dem Allbau übertragen, wäre der Stadtkämmerer nicht umhingekommen, eine Wertberichtigung in seinen Büchern vorzunehmen. Das Eigenkapital wäre gesunken, die Stadt einer drohenden Überschuldung, die es für Klieve unter allen Umständen zu vermeiden gilt, so ein Stückweit näher gerückt.
Nun bleiben die Immobilien bei der Stadt. Dass dies die Gebäude und Grundstücke alsbald selbst vermarkten wird, sei nicht zu erwarten, heißt es aus der Politik.
Aus Kreisen der großen Koalition heißt es, der beschriebene Vorgang unterstreiche, wie sehr es dränge, sämtliche städtischen Immobilien in eine noch zu gründende Holdinggesellschaft einzubringen. 2017 soll es soweit sein. So lange bröckelt weiter der Putz.