Duisburg-Baerl. Nach langer Pause kehrte das Schützenfest nach Duisburg-Baerl zurück. Auch 2023 gab es kuriose Barrikaden – unter anderem auch ein Schwimmbad.

Wenn glückliche Schützenbrüder das ganze Baerler Dorf aufmischen, was soll es dann Schöneres geben, als puren Sonnenschein und 25 Grad. In der sengenden Sonne wohl noch mehr. Die Einheit der Baerler Bürgerinnen und Bürger, die die Schützen immer beschwören – am gigantischen Feier-Wochenende bewahrheitet sie sich wieder: Der ganze Ort ist auf den Beinen. Grün-weiße Fähnchen überall, fröhliche Nachbarschaft, die draußen vor ihren Häusern sitzt und bei einem Quätschchen mit Freunden das Leben feiert. Und: Schwitzende Sappeure ganz in Rot, die Leibgarde des Königs, die sich sägend, schleppend und mit Trennwerkzeugen bewaffnet, den Weg freiflexen.

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Mit dem Rücken zum Friedhof der evangelischen Kirchengemeinde und dem Gesicht Richtung Schützenumzug steht Ansgar Borgmann mit Frau Heidi. Die beiden kommen aus Wesel und sind fasziniert, wie in Baerl die Dorfgemeinschaft klappt. „Auch dass Barrieren beim Umzug auf den Wegen aufgebaut werden, haben wir noch nie gehört. Das ist hier wirklich faszinierend“, sagt der 59-Jährige.

Viele Hindernisse zum Schützenfest im Duisburg-Baerl gab es auch 2023.
Viele Hindernisse zum Schützenfest im Duisburg-Baerl gab es auch 2023. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Warum er aus Wesel nach Baerl am Feierwochenende kommt? Ansgar Borgmann und der neue Schützenkönig Bernie Staats sind Arbeitskollegen. Beide sind von der Handwerkskammer Düsseldorf ernannte Sachverständige für den Bereich Sanitär und Heizung. „Heute müssen wir unserem neuen König huldigen“, sagt er und hat sichtlich Spaß an dem vorbeiziehenden Schützenzug.

Schützenfest im Duisburger Westen: Schwimmbad gefüllt mit Bierflaschen

Direkt am Anfang der Schulstraße haben Bewohner ein witziges Tuch ins Fenster gehängt. Darauf zu sehen ist ein rotes Dreieckschild mit einer Person darin, die sich auf allen vieren fortbewegt. „Achtung! Schützenfest“ ist zu lesen. Die fröhliche Stimmung – sie hat alle ergriffen. Sowohl die Zuschauer, die die Bürgersteige säumen, als auch die Schützen selbst, die sich ihren Weg hart erkämpfen müssen. Beton-Barrieren müssen weggeschoben werden. Auf der schmalen Kantstraße hat die Gemeinschaft Dudelbau wieder ein atemberaubendes Hindernis errichtet. „Wir machen immer irgendetwas mit Wasser“, schildert Gerrit Wens vom Vorstand „Dudelbau“.„Wir sind ungefähr 25 Personen in der Dudelgemeinschaft, die immer fürs Schützenfest ein Hindernis bauen. Da packt jeder mit an, das geht ziemlich schnell“, erzählt Ulrich Pege.

Ein kleiner Pool ist vor der „Tiki-Bar Bosch“ beim Schützenfest in Duisburg-Baerl aufgebaut worden. Mit viel Liebe haben die Baerler wieder zahlreiche Hindernisse für die Schützen aufgestellt.
Ein kleiner Pool ist vor der „Tiki-Bar Bosch“ beim Schützenfest in Duisburg-Baerl aufgebaut worden. Mit viel Liebe haben die Baerler wieder zahlreiche Hindernisse für die Schützen aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

In diesem Jahr haben sie aus alten Telegrafenmasten ein circa 8x10 Meter großes Schwimmbad gebaut. In dem kühlen Nass warten Leckereien in Form von gekühlten Bierflaschen. Erst muss das Wasser abgelassen werden, dann geht es mit Säge und Brechstange an die Arbeit. „Früher haben die Menschen solche Hindernisse in den Weg gebaut, um den König länger sehen zu können, wenn er sich dem Volk zeigte“, erklärt Ulrich Kempken vom BSG-Vorstand den historischen Hintergrund. Als nach langer Arbeit Schwimmbecken, Gurte und Masten weggeräumt sind, können Frank Bosch, Janine Hinrichsen, Sigrid Pecnik und Rilara Kieselmann mit ihrem Bollerwagen und der sechs Monate alten Victoria endlich weiterziehen.

„Ärzte“ begleiten Schützen beim Festumzug in Duisburg-Baerl

Sie haben Riesenspaß, eisgekühltes Fassbier schleppen sie mit und genießen im Festzug die Gemeinschaft und die fröhlichen Menschen. Weit kommen sie allerdings nicht. Denn kaum sind sie um die Ecke gebogen, wartet schon das nächste Hindernis auf sie. Ein kleiner Pool ist vor der „Tiki-Bar Bosch“ aufgebaut worden, davor breitet sich ein großes Sandfeld aus, in dem kühle Bierflaschen stecken. Denn überall in den Hindernissen sind flüssige und feste Überraschungen versteckt. Passieren kann an dem Tag zum Glück nichts. Denn die Schützen werden von einer Gruppe von „Ärzten“ begleitet. „Wir sorgen dafür, dass hier niemand verdurstet“, sagt ein Begleiter im weißen Kittel, der viel Flüssigkeit mitschleppt. Allerdings nichts Anti-Alkoholisches, verrät er und versorgt die feiernden Gäste am Straßenrand.

>>> SCHÜTZEN IN BAERL: FÜNF JAHRE CORONA-ZWANGSPAUSE

  • So ein gelungenes Fest haben sich die Baerler Schützen redlich verdient. Nach fünf Jahren Zwangs-Coronapause hatten Schützenbrüder und Zuschauer nur eins im Sinn: Endlich mal wieder ausgelassen mit Freunden, Nachbarn und Bekannten zu feiern.
  • Das ist am Wochenende perfekt gelungen. Auch die Baerler Bevölkerung hat ihren Teil dazu beigetragen, indem sie mit Spaß und Köpfchen Hindernisse in den Weg baute, die eine echte Herausforderung für die Schützen waren. Etliche Stunden brauchten die Männer für die sieben Kilometer, um sich den Weg freizuschaufeln.
  • Das bedeutete auch: Gemeinsam etliche fröhliche Stunden zu erleben. Aber nach dem Fest ist vor dem Fest. Jetzt heißt es wieder: Drei Jahre lang die nächsten Feierlichkeiten vorbereiten.