Duisburg-Rheinhausen. Wulius bietet anderen Vereinen seine Räumlichkeiten zur Untermiete an. Außerdem sucht Vorsitzende Gabi Neuhaus nach Menschen, die helfen wollen.

Natürlich ächzen viele Vereine unter dem Joch der Corona-Isolation. Doch besonders schlimm trifft es Organisationen, die sich um die Bedürfnisse der Älteren und Schwachen kümmern. Ihre Hauptaufgabe ist die Kontaktpflege und die Hinwendung zu denen, die sonst niemanden haben, der mal eben vorbeischaut und den tristen Alltag mit bunten Geschichten aus dem eigenen Familienleben aufhellt. „Das ist natürlich gerade alles doof, aber wir lassen uns nicht entmutigen“, sagt Gabi Neuhaus, Vorsitzende und Mitbegründerin des 2012 ins Leben gerufenen Vereins.

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Wulius heißt ausgeschrieben „Wohnen und Leben in unserem Stadtteil“ und ist in Rheinhausen seit Jahrzehnten an der Hans-Böckler-Straße 8 in Hochemmerich eine feste Institution. Früher zeichnete das DRK für die Begegnungsstätte verantwortlich, die in den 70er-Jahren vom damals noch eigenständig agierenden Rheinhausen geschaffen wurde. Nach der Eingemeindung ging das Zentrum zuerst in den Duisburger Verantwortungsbereich über, der schon bald danach karitative Wohlfahrtsträger mit ins Boot holte, um die Kosten zu senken. Rund um das Jahr 2012 waren aber auch die nicht gewillt, sämtliche Standorte bestehen zu lassen und es drohte die Schließung.

Wulius in Rheinhausen: Früher gab es massive Proteste

„Ich erinnere mich noch daran, dass es massive Proteste gab und viele unserer Gäste sich dazu entschlossen, die Idee des Vereins zu unterstützen und aktiv mitzuhelfen“, erklärt Gabriele Neuhaus den Grund der Wulius-Gründung. Sie war damals bereits als Standortleitung an der Hans-Böckler-Straße aktiv und konnte sich nicht vorstellen, so viele Leute einfach im Stich zu lassen.

Durch die unmittelbare Nähe zum Markt hatten sich schon damals zweimal in der Woche feste Marktcafé-Tage etabliert, die gerne und häufig genutzt wurden. Und das nicht nur von der älteren Generation, sondern auch von den Kindern und Enkeln, die sich nach dem Einkaufen kurz auf einen Kaffee oder ein Stück Kuchen mit der Verwandtschaft trafen.

Wulius-Verein in Rheinhausen muss keine Miete bezahlen

Deshalb konnte Frau Neuhaus nicht einfach tatenlos zuschauen, sondern gründete ein halbes Jahr vor ihrer offiziellen Verrentung mit acht weiteren wackeren Mitstreitern den gemeinnützigen Verein. Das hat auch wunderbar geklappt, denn der Bauverein als Eigentümer der Mietimmobilie verlangt bis heute keine Miete, nur die 500 Euro Nebenkosten müssen bestritten werden. Durch die verschiedenen wöchentlichen Cafés oder Sonntagstreffs ist das normalerweise finanziell stemmbar. Doch mittlerweile dauert die Coronakrise schon zu lange und diese so wichtigen Einnahmen bleiben aus.

Bekannter Blick: Das Schaufenster des Vereins „Wulius“ an der Hans-Böckler-Straße in Duisburg-Rheinhausen.
Bekannter Blick: Das Schaufenster des Vereins „Wulius“ an der Hans-Böckler-Straße in Duisburg-Rheinhausen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Auch die berühmt berüchtigten Novemberhilfen sind bisher noch nicht in Rheinhausen angekommen. Zumindest nicht an dieser Adresse. „Ein zweites Problem ist die Tatsache, dass viele Gründungsmitglieder von damals heute weit über 80 Jahre alt oder zum Teil schon verstorben sind und uns der Nachwuchs fehlt“, erklärt die 1. Vorsitzende.

Gesellschaftsraum bei Wulius bietet Platz für 80 Personen

Um den Treff dennoch am Leben erhalten zu können, bietet Wulius anderen Vereinen die Nutzung der Räumlichkeiten gegen eine moderate Miete an. „Viele Gaststätten schließen momentan ihre Veranstaltungs- und Gesellschaftsräume und wenn Vereine nach Räumlichkeiten suchen, dann habe ich ein offenes Ohr“, sagt Neuhaus. Immerhin fasst der Gesellschaftsraum gut und gerne 80 Personen. Ferner gibt es noch zwei weitere Räume, in die zu Seminarzwecken acht bis zehn Personen locker Platz haben. Außerdem gibt es einen eigenen Billardraum und einen schönen Innenhof, in dem man wunderbar grillen kann.

Sowohl der SPD- als auch der CDU Ortsverein, ein Hospizdienst und die Interessengemeinschaft Margarethensiedlung haben sich schon bei Wulius eingemietet. Nach wie vor bietet die Organisation einmal in der Woche ein warmes Mittagessen an. Im Moment allerdings nur zum Mitnehmen. „Auch wenn die Menschen ihr Essen gerade nur abholen und nicht gemeinsam speisen können, ist es dennoch ein sozialer Kontakt und man merkt deutlich, dass alle sich freuen, auch nur kurz miteinander reden zu können“, erzählt Neuhaus. Auch bei dieser Aktion wünscht sie sich aktive Schüler, Studenten, Rentner oder schlichtweg jeden, der Zeit und Lust hat, im Team etwas Gutes für Rheinhausen zu tun und vielen Menschen eine wirkliche Freude zu machen.

  • Informationen gibt es telefonisch unter 02065/9170025