Duisburg-Bergheim. Die kleine Schwester des Folkfestivals entpuppte sich als große Nummer. Selbst Programmänderung und Regendusche trübten die Stimmung nicht.
Mit den alternativen „Folkfestspielen“ wollte das Orga-Team am Gemeindezentrum Auf dem Wege den Geist des überregional bekannten Folkfestivals im kleineren Rahmen wieder beleben. Dass dieses Ersatz-Event aber fast die Größe des Originals annahm, damit hätte Volker Hanke, Leiter des Orga-Teams, nicht gerechnet. Fast 400 Menschen waren zur Bergheimer Mühle an die Peschmannstraße gekommen, um bei launiger Musik gemeinsam zu feiern. „Ich bin überwältigt, dass so viele Leute am Start sind. Das zeigt uns, dass unser Festival auch nach zwei Jahren Pandemie noch in den Köpfen verankert ist“, sagte der Cheforganisator des Events.
Die Kölner Band Tigermilch musste aus Krankheitsgründen absagen
Doch es traten Widrigkeiten im Vorfeld auf: Am Donnerstag musste die Kölner Band „Tigermilch“ aus Krankheitsgründen absagen. „Das war natürlich nervenaufreibend und wir haben überlegt, wer einspringen könnte, und in der Nacht noch herum telefoniert“, so Volker Hanke. Die Rheinhauser Band „Vintage Neon“ war sofort bereit. Die vierköpfige Formation mit der charismatischen Frontfrau Florence zeigte, dass sie kein Notstopfen ist, sondern begeisterte mit ihrem Gig auf der unter dem Vordach des Gemeindezentrums platzierten Bühne.
Schließlich sind die Musiker nicht irgendwer in der Duisburger Szene, schon ihr Gitarrist Alex Schroer war Mitglied der Formation „Mobilée“, die 2013 am deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnahm. Der ausgeklügelte Alternative-Pop von „Vintage Neon“ gewann die Zuhörer schnell für sich, weil immer wieder Soul-, Funk-, oder Jazzanleihen in dem mit Synthesizer gestützten Sound durchschimmern.
Den Souleinfluss bringt Sängerin Florence ein, interagiert viel mit dem Publikum. Unverkennbar ist der 80er-Jahre-Charme der Musik: „Wir versuchen neue Beats mit älteren Stilen zu verbinden, deswegen unser Name „Vintage“ und „Neon“, sagt Florence. Die Band existiert seit 2018, eine CD habe man mit selbst geschriebenen Songs produziert.
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„Hello, Rheinhausen-City-People“, ruft die Sängerin ins Publikum und bei Stücken wie „Long way down“, „Safety Zone“ oder bei der Zugabe „Pouring rain“ tanzen viele Musikfans ausgelassen vor der Bühne mit. Dann aber setzt wirklich der von der Band heraufbeschworene Landregen ein, die Festspiele müssen eine halbe Stunde unterbrochen werden. Viele flüchten in den Keller des Jugendzentrums Tempel.
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Weiter geht’s mit der deutsch-niederländischen Formation „Futarii“, und fast alle Zuschauer tummeln sich nach der warmen Dusche wieder vor der Bergheimer Mühle. „Futarii“ liefern einen Set mit intelligent verspieltem Folk-Pop, der von Keyboards gestützt wird. Durch ihren Duett-Gesang klingen sie in besten Momenten wie die bekannte schottische Indie-Folk-Band „Belle & Sebastian“, Anwandlungen zum R’ n B’-Sound öffnen neue Räume in ihren Klangteppichen, die von der Bühne schweben. Mit misslichen Situationen aus dem Alltag beschäftigen sich ihre Texte, vielleicht haben sie den Lockdown in den Stücken „The worst is over“ oder „I want to dance again“ verarbeitet. Zuschauer Rainer Bohres ist begeistert: „Es ist schön, dass sich hier Alt und Jung treffen. Das Event hat den Charme eines Nachbarschaftsfests.“