Duisburg-Bergheim. Anwohner an der ehemaligen Baumschule Bendmann in Trompet sind sauer: Warum der Flächennutzungsplan für Ärger sorgt - und wie die Stadt reagiert.

In Trompet macht sich Unmut bezüglich des Flächennutzungsplan-Entwurfs (FNP) der Stadt Duisburg breit. Er sieht vor, dass der nördliche Teil der ehemaligen Baumschule Bendmann, zwischen Neustraße und Römerstraße, zukünftig als Bauland ausgewiesen werden soll. Grünflächen und Bäume könnten so Neubauten weichen. Ein Umstand, der für scharfe Kritik im Stadtteil sorgt.

„Das schockiert uns“, sagt Anwohner Michael B. im Gespräch mit der Redaktion. Der Duisburger verfolgt das Thema Baumschule schon länger. So hat er bereits vor zehn Jahren im Rahmen der Bürgerbeteiligung an Bürgerworkshops zum Thema teilgenommen. An deren Ende stand im Bezirk Rheinhausen das Ergebnis: Die freie Fläche soll nicht bebaut werden. „Die Bürger wollten ausdrücklich, dass die Fläche erhalten bleibt“, so der Anwohner.

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Laut seiner Aussage schloss sich die Verwaltung dem Vorschlag an, die gesamte Baumschulfläche wurde als „Fläche für Wald“ 2016 in den FNP-Vorentwurf übernommen und im November 2016 vom Rat der Stadt beschlossen. „Da haben wir uns zurückgelehnt und gedacht, das ist auf einem guten Weg“, sagt Michael B.. Das änderte sich 2017, als die Stadt den Vorentwurf öffentlich auslegte.

Ehemalige Baumschule Bendmann in Duisburg: Einwand führte zu Umweltprüfung

Der Duisburger berichtet, dass zu diesem Zeitpunkt ein Schreiben der Eigentümer die Stadt erreichte: Die Baumschule sei 100 Jahre alt, ein wirtschaftlicher Betrieb nicht weiter möglich. Zwei Szenarien kämen daher infrage: Entweder wird ein Teil zur Baufläche und der andere bleibt als Grünfläche erhalten, oder für eine landwirtschaftliche Nutzfläche müsste der Bereich umfangreich gerodet werden. „Das heißt ja nur: Entweder ihr setzt Vorschlag Nummer 1 um, oder wir holzen alles ab“, so der Duisburger.

Der Einwand führte zu einer Umweltprüfung in diesem Bereich, die Ergebnisse liegen dieser Redaktion vor. Darin zu lesen: Die Änderung von Grün- zu Wohnbaufläche hätte „erhebliche“ Umweltauswirkungen. Wörtlich heißt es: „Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Auswirkungen auf die Umwelt-Schutzgüter ist insgesamt mit einer erheblichen Konfliktintensität zu rechnen“. Trotz dieser Prognose taucht die nördliche Fläche (rund 2,8 Hektar) nun im FNP-Entwurf als Bauland auf.

Das kritisiert auch die Vorsitzende des BUND Duisburg, Kerstin Ciesla. „Wir würden uns wünschen, dass die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger die jeweiligen Einzelflächenprüfungen des Umweltberichts lesen würden und dann erst Abwägungen treffen. Wenn das Umweltgutachten bereits durch die geplante Bebauung der aktuellen Grünfläche eine ‘erhebliche Auswirkung’ prognostiziert, sollte man genauer hinsehen und klug abwägen“, sagt sie.

BUND-Vorsitzende aus Duisburg befürchtet hohe Belastung durch Verkehrslärm

Das betreffe vor allem die Schutzgüter „Klima und Luft“ sowie „Mensch und Gesundheit“. Laut Gutachten führt die Fällung der Bäume und Gehölze zwar nur zu einer „geringen Zunahme der thermischen Belastung“, aber: „ein Grad mehr oder weniger in der Nacht, kann darüber entscheiden, ob man entspannt schlafen kann und ausgeruht am nächsten Tag seiner Arbeit nachgehen kann.“

Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND Duisburg, kritisiert die Pläne für die ehemalige Baumschule Bendmann (Archivbild).
Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND Duisburg, kritisiert die Pläne für die ehemalige Baumschule Bendmann (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Auch hohe Belastungen durch Verkehrslärmimmissionen seien mit Blick auf die geplante Wohnnutzung zu prognostizieren, so Ciesla weiter. „Bei einer Flächennutzungsplanung sollte man auch immer an die Menschen denken, die bereits in unserer Stadt leben und die den Ausgleichsraum von Grünflächen benötigen und nicht nur an potenzielle Menschen, die nach Duisburg ziehen sollen.“

Stadt Duisburg betont: Bebauung setzt Aufstellung eines Bebauungsplans voraus

Gabi Priem, Sprecherin der Stadt Duisburg, ordnet die Situation an der Baumschule auf Anfrage ein. Sie bestätigt, dass der FNP-Entwurf anders als der FNP-Vorentwurf die nördliche Fläche als Wohnbaufläche darstellt. Aber: „Beim Flächennutzungsplan handelt es sich um einen vorbereitenden, behördenverbindlichen Bauleitplan, aus dem sich kein Baurecht ableiten lässt. Eine tatsächliche Bebauung der Fläche setzt die Aufstellung eines Bebauungsplans bzw. eine Änderung des rechtskräftigen Bebauungsplans voraus“, betont sie.

Die Fläche an der Baumschule leiste wie zahlreiche weitere Flächen einen Beitrag zum vom Regionalverband Ruhr (RVR) ermittelten Wohnbauflächenbedarf für die Stadt Duisburg. „Somit entfällt im nördlichen Teil der ehemaligen Baumschule Bendmann die Darstellung im derzeit noch rechtskräftigen FNP als Grünfläche. Der südliche Teil wird auch weiterhin – wie schon im rechtskräftigen FNP – als Grünfläche dargestellt.“

Fläche an der Baumschule im Duisburger Westen ist ein Sonderfall

Die Darstellungen im Vorentwurf und im Entwurf weichen dabei voneinander ab. Dass die Fläche im Vorentwurf als „Fläche für Wald“ dargestellt wurde, war ein Irrtum, erklärt die Stadtsprecherin. „Im Falle einer Weiterführung der Baumschulnutzung hätte korrekterweise eine Darstellung als Fläche für die Landwirtschaft erfolgen sollen. Erst im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung zum FNP-Vorentwurf hat die Eigentümerin signalisiert, dass die Baumschulnutzung aufgegeben werden soll.“ Dieser Umstand führte zu einer erneuten Prüfung der Fläche auf Eignung für Wohnbau.

Der aktuelle Flächennutzungsplan-Entwurf der Stadt Duisburg sieht vor, einen Teil der Fläche der ehemaligen Baumschule Bendmann in Bauland umzuwandeln.
Der aktuelle Flächennutzungsplan-Entwurf der Stadt Duisburg sieht vor, einen Teil der Fläche der ehemaligen Baumschule Bendmann in Bauland umzuwandeln. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Auch wenn im FNP-Entwurf der Fokus der Wohnbauflächenentwicklung auf die Reaktivierung von Brachflächen gerichtet sei – 6-Seen-Wedau sei ein Beispiel – so erfordere der ermittelte Bedarf auch die Inanspruchnahme ungenutzter Flächen im Siedlungsrandbereich. „Die Fläche an der Baumschule Bendmann stellt dabei in gewisser Weise einen Sonderfall dar“, sagt Priem. Das Areal sei durch die ehemalige gartenbauliche Nutzung vorgeprägt, zusätzlich hätten sich dort „vorwiegend nicht standortheimische Gehölzbestände“ entwickelt.

Baumschule in Duisburg: Anwohner hoffen auf viele Einsprüche

Eine Prüfung habe ergeben, dass sich die Fläche aufgrund der fußläufigen Erreichbarkeit des Bahnhofs Trompet sowie der Nähe zu Betreuungs- und Bildungseinrichtungen wie der GGS Van-Gogh-Straße über gute Standortqualitäten verfügt und für Zielgruppen wie Familien als guter Wohnstandort infrage käme. Und: „Der südliche Teil des ehemaligen Baumschulareals bleibt als Freiflächenkorridor und klimatischer Ausgleichsraum erhalten und wird als Grünfläche mit der Zweckbestimmung naturnahe Entwicklung dargestellt. Ein Erhalt der vorhandenen Gehölzstrukturen ist mit dieser Darstellung vereinbar“, sagt Priem.

Das beruhigt Michael B. und seine Mitstreiter nicht. Sie hoffen, dass auch der nördliche Teil zukünftig als Grünfläche erhalten bleibt und möglichst viele Bürgerinnen und Bürger Stellungnahmen abgeben. „Ich bin richtig enttäuscht. Man hat die Bürger ja schon beteiligt, die Fläche wurde im Entwurf übernommen und jetzt kommt das.“

>>> FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DUISBURG: SO KANN MAN STELLUNG NEHMEN

  • Noch gibt es die Möglichkeit, Einspruch einzulegen und Stellungnahmen abzugeben.
  • Wer eine Stellungnahme abgeben möchte, sollte sich beeilen. Bis Sonntag, 29. Oktober, liegt der Entwurf zur Einsicht öffentlich aus. Und zwar im Amt für Stadtentwicklung im Stadthaus am Friedrich-Lange-Platz 7 in der Stadtmitte.
  • Bürger können Stellungnahmen, Bedenken und Anregungen auch per Mail abgeben: fnp@stadt-duisburg.de. Der Entwurf mit seinen Begründungen und dem Umweltbericht ist im Internet einsehbar unter www.duisburg.de.