Rheinhausen. Mit dem neuen Nahverkehrsplan wird das Viertel am Stadtrand nur noch selten angefahren. Das ärgert Anwohner. Sie sammeln Unterschriften dagegen.
Am Sonntag tritt der neue Nahverkehrsplan in Kraft. Was Stadt und Duisburger Verkehrsgesellschaft als großen Wurf verkaufen, trifft nicht überall auf ungeteilte Begeisterung. Monika Jakubowski, die mit ihrem Ehemann auf der Schützenstraße in Friemersheim lebt, sagt: „Friemersheim ist total abgeschnitten.“ Damit meint sie vor allem den hinteren Teil des Ortsteils inklusive Eisenbahnsiedlung und historischem Dorfkern. Bisher gebe es mit der 914 eine Linie, die von der Turmstraße in der Eisenbahnsiedlung bis zum Gymnasium Filder Benden in der Moerser Stadtmitte fahre. Dabei hält sie unter anderem im Logport, am Friemersheimer und Rheinhauser Markt, am Flutweg und den dortigen Schulen, sowie am Moerser Bahnhof.
In der Woche passiert das im Halbstunden-Takt, am Wochenende stündlich. Ab Dezember soll diese Linie nun wegfallen. Sie ist eine Kooperation im Duisburg-Moerser Grenzgebiet, die offiziell von der NIAG, den Verkehrsbetrieben aus Moers, betrieben wird.
„An Markttagen sind die Busse überfüllt“
Dann gibt es nur noch die stündliche Linie 927, die aus Krefeld kommt und auch von den dortigen Stadtwerken betrieben wird. Sie fährt vom Krefelder Hauptbahnhof zum Rheinhauser Markt. „Zu den Schulen am Flutweg kommen die Schüler dann nicht mehr von hier mit dem Bus“, kritisiert Monika Jakubowski. Ihr Mann Erich ergänzt: „Auch für die Schüler an der Grundschule Marktstraße gibt es nur noch die Möglichkeit um 6.50 Uhr viel zu früh oder um 7.50 Uhr fast zu spät anzukommen.“ Die Busse zum Rheinhauser Markt seien jetzt schon an Markttagen völlig überfüllt. Rentner mit Rollator oder Menschen mit Kinderwagen könnten oft nicht mitfahren.
Die 914 ist „uns durchgegangen“
„Wir haben unser Auto vor drei Jahren abgegeben, weil wir auf den Nahverkehr vertraut haben“, sagen die Jakubowskis. Mit so einer Politik könne man jedenfalls nicht mehr Menschen dazu bringen, mit Bus und Bahn zu fahren.
„Bei den Beratungen ist uns die 914 durchgegangen“, gibt SPD-Ratsherr Rainer Schütten zu. Das liege wohl auch daran, dass der Fokus nach wie vor darauf liege, den Lkw-Verkehr aus Friemersheim herauszuhalten. Dabei sei der Wegfall der 914 niemandem ins Auge gefallen. Das wollen er und sein Parteifreund Bruno Hensellek nun ändern. „Da dieses Anliegen von Bürgern kommt, unterstütze ich es auch.“
Alternativen sind denkbar
Monika Jakubowski hat sich bereits daran gemacht, Unterschriften zu sammeln. Diese will sie am 5. November an Oberbürgermeister Sören Link übergeben. Innerhalb von zwei Wochen kamen bereits 500 zusammen. Sie ist guter Dinge, dass es noch erheblich mehr werden. Sie hat auch schon Ideen, wie das Problem vergleichsweise einfach zu lösen wäre. Dazu gäbe es mehrere Alternativen. So könnte eine der beiden neuen Linien 923 (Friemersheim – Baerl) und 922 (Friemersheim – Beeckerwerth) über die Endhaltestelle „Friemersheim Markt“ bis zur Eisenbahnsiedlung verlängert werden. Alternativ könnte auch die 924 (Kaldenhausen – Winkelhausen) eine Schleife durch die Siedlung fahren. „Die 937 fuhr damals auch so eine Schleife“, erinnert sich Schütten.
NIAG: zu wenige Fahrgäste
Auf Anfrage verweist die DVG an die Stadt: „Der Nahverkehrsplan ist Planungsinstrument der Stadt Duisburg. Die Stadt Duisburg beauftragt dann die DVG, die Leistung ÖPNV zu erbringen“, so Sprecherin Kathrin Naß. Die Verwaltung antwortet durch Sprecher Falko Firlus: „Die NIAG hat die Anbindung der Siedlung mit der Linie 914 eingestellt, weil die Fahrgastzahlen zu gering waren.“
Da der Fahrplan bereits in Kürze in Kraft trete, würden die Anregungen und Änderungsvorschläge „in die Liste für eventuelle Nachbesserungen“ aufgenommen.