Homberg. Die außergewöhnliche Form des Bügeleisenhotels zieht viele internationale Gäste in das sorgsam restaurierte Jugendstilhauses in Duisburg-Homberg.
Fernreisen sind momentan ja so eine Sache. Warum also nicht diesmal eine Nummer kleiner denken und der kleinen Schwester des weltberühmten Gebäudes in New York direkt vor Ort eine Chance geben? Das Jugendstilflair des liebevoll erhaltenen Hauses ist bestimmt genauso individuell und einzigartig wie in Amerika. Geschwungene, verspielte Linien, Detailverliebtheit und die künstlerische Hingabe an florale Ornamente kennzeichnen die Designkunst dieser Epoche.
Jugendstilbordüre und Kacheln aus einer Brennerei in Portugal
1906 ist das Homberger Bügeleisenhaus erbaut und war damals schon ein Schatzkästchen. Aber auch ein kostspieliges in der Unterhaltung. „Die Form ist toll, aber auch teuer, denn man muss bedenken, dass das Haus unheimlich viel Straßenfläche besitzt, die in der Erschließung und Reinigung mehr kostet als wenn man nur eine Straßenfront hat“, erzählt Geschäftsführerin Kerstin Courteaux eine der vielen alten Geschichten, die das Bügeleisenhotel in seinen über hundert Jahren erlebt hat.
Der Charme des rosa Altbaus entfaltet sich erst so richtig, wenn man in die Eingangshalle tritt. „Wir haben wunderbare Fliesen an den Wänden, deren Jugendstilbordüre unheimlich aufwendig restauriert wurde. Die defekten Kacheln wurden in einer Brennerei in Portugal eigens für das Haus hergestellt“, erklärt Kerstin Courteaux und ist nach wie vor schwer verliebt in ihren Arbeitsplatz. Seit 2017 wacht sie sowohl über die schützenswerten Artefakte, als auch über die Gästeschar, die die zehn Zimmer und drei Appartements rege bevölkert.
Während auch die große Treppe noch aus der Zeit stammt und wunderbar historisch anmutet, sind die Zimmer natürlich nicht auf dem Niveau von 1906 stehen geblieben. Flachbildschirme, W-Lan und moderne Badezimmer an den Zimmern harmonieren vortrefflich mit den hohen Fenstern und dem Parkett.
Corona: „Als kleines Haus können wir flexibler reagieren“
Die Fenster des Bügeleisenhauses lassen das Herz eines jeden Kunsthistorikers ebenfalls höherschlagen, denn auch die sind noch original. „Allerdings nur von außen. Innen sind sie modern doppelverglast und schallisoliert“, erklärt die Geschäftsführerin schnell. „Bei uns muss niemand frieren.“ Frischluftfreunde können allerdings die schöne Terrasse nutzen und sich entspannen. Entweder vom Arbeitstag, der Sightseeing- oder Radtour.
„Wir haben viele internationale Gäste, die unseren Standort für Messebesuche genutzt haben“, sagt Kerstin Courteaux und deutet damit schon indirekt an, dass die Situation im historischen Hotel zwischenzeitlich gar nicht so gut aussah. Messen oder ähnliche Events sind ja nach wie vor abgesagt. Dennoch ist das keine existenzielle Bedrohung für das Haus. „Wir haben hier natürlich den Vorteil, dass wir ein relativ kleines Haus sind und dementsprechend weniger fixe Personalkosten haben und flexibler reagieren können.“
Viele Radtouristen und Gäste aus der Schifffahrt
Außerdem kommen nach wie vor viele Radtouristen und die Nähe zum Hafen beschert dem Bügeleisen auch viele Übernachtungsgäste aus der Schifffahrt. Für Kerstin Courteaux gibt es also nach wie vor viel zu tun. „Ich habe vorher jahrelang in Spanien in einem Haus mit über 70 Zimmern gearbeitet, da ist das hier natürlich viel intimer und familiärer“, erzählt sie und bereut es nicht, den sonnigen Standort zugunsten der alten Heimat aufgegeben zu haben. „Hier fragt mich wenigstens niemand nach Sonnenschutz und Mückenspray“, erklärt sie lachend.
Auch, wenn die Zeiten in der Hotelbranche momentan unruhig sind, punkten die kleinen, individuell eingerichteten Häuser mit ihrem ganz besonderen Flair und dem festen Kundenstamm, der nach wie vor beruflich in Duisburg aktiv ist und froh darüber, so ein schönes Dach über dem Kopf zu haben.