Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Graffiti-Künstler Marten Dalimot hat das Albert-Einstein-Gymnasium in Duisburg mit einem Porträt des weltberühmten Physikers verschönert.
Als der CDU-Volksvertreter Ferdi Seidelt gefragt wurde, welche Maßnahme zur Pflege des Ortsbildes er spannend fände in Rumeln-Kaldenhausen, fiel ihm das Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) ein. Genauer gesagt, dessen Fluchtturm, der als Fluchtweg für die oberen Etagen dient. „An diesem prangte einmal eine Kohlestift-Zeichnung des Namensgebers der Schule, genau das Bild, in dem der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Physiker die Zunge herausstreckt“, erinnert sich Seidelt.
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Das Bild faszinierte viele und auch ihn in seiner Jugend. Doch fand der Bezirkspolitiker bei seiner Inspektion nur noch ein mattes Orange an dem Beton des Fluchtturms vor, mit dem die einstige verblasste Zeichnung übertüncht worden war. Da erinnerte sich Seidelt an die Graffiti-Aktion von Mark Roberz am Pumpenhäuschen an der Kaldenhausener Beethovenstraße im Jubiläumsjahr zu Ehren des großen Komponisten, genauso wie ihm die Trinkhalle an gleichnamiger Straße in Rheinhausen wieder einfiel, an der der Graffiti-Künstler Marten Dalimot einen überdimensionierten Ludwig van Beethoven in 2020 gesprayt hatte (wir berichteten).
Porträt von Albert Einstein stammt vom Meidericher Künstler Marten Dalimot
Vielleicht sollte man diese erhöhte Stelle des Gymnasiums in Form des Fluchtturms jetzt mit einem modernen Porträt von Albert Einstein verzieren, ihr wieder ein Gesicht geben, war die Überlegung. Schnell war der Kontakt zu dem Meidericher Künstler Marten Dalimot hergestellt. Ebenso brauchte Seidelt für die Umsetzung aber auch das Einverständnis der Schule und der Stadt. Der Schulleiter des AEG, Steffen Jelitto, und Umfeld waren vom Künstler-Entwurf begeistert. „Wir wollten schon in den Sommerferien mit der Graffiti-Aktion starten“, sagt Ferdi Seidelt, der von da ab als Projektleiter fungierte. Doch leider war der Künstler Dalimot über die Sommerzeit noch mit Kursen und anderen Aktionen beschäftigt, so konnten sie erst in den Herbstferien mit der Malaktion anfangen. „Wir durften den Schulbetrieb auf keinen Fall stören“, erklärt Seidelt.
Von der Bezirksvertretung waren 3500 Euro für das Graffitiporträt des großen Denkers und Naturwissenschaftlers bewilligt worden, viel zu wenig, wie sich schnell ergab. So sprang der Runde Tisch Rumeln-Kaldenhausen e.V. in die Bresche mit fünf starken Sponsoren. Insgesamt 14000 Euro wurden benötigt, denn der Maler und seine Gehilfen brauchten neben dem gesamten Material auch ein Gerüst, um ihr Kunstwerk auf den Beton zu bringen. Jedoch stießen sie auf Widrigkeiten: „Auf der gesamten Fläche musste erstmal das Moos entfernt werden, das dort wucherte, Risse wurden beigearbeitet, teilweise war der Beton angegriffen und brüchig“, erinnert sich Seidelt.
Albert Einstein-Graffiti in Rumeln-Kaldenhausen: Fläche von 50 Quadratmetern
In der ersten Woche der Herbstferien wurden die Vorarbeiten erledigt. In der zweiten konnte Marten Dalimot endlich loslegen: „Ich hatte erst eine Vorlage, Porträt und Formel zur Relativitätstheorie, gezeichnet und mir das O.K. bei der Schulleitung eingeholt“, sagt der 40-Jährige, „dann habe ich die Fläche mit anthrazitfarbener Fassadenfarbe vorgrundiert, um dann später das Porträt Einsteins in Polygontechnik darüber zu malen“, erklärt Dalimot. Polygontechnik heißt, dass der gelernte Designer die Kopfform des Genies in bunte Vielecke, sogenannte Polygone, zerlegt hat, die aber wie in einem Mosaik neu zusammengefügt werden.
Insgesamt bemalte Marten Dalimot so eine Fläche von etwa 50 Quadratmetern, denn auch die Rückseite des Fluchtturmes bekam eine farbliche Neugestaltung, in verschiedenen Grautönen und mit dem Namenszug des Erfinders der Relativitätstheorie und Nobelpreisträgers für Physik von 1921. Kurz vor Fertigstellung kam dann der Schoch: Unbekannte hatten nachts das Kunstwerk mit einem Farbkleks verschandelt. „Wir konnten aber die Flecken abwaschen und haben jetzt einen speziellen Graffitischutz über das Werk gesprüht“, erzählt Marten Dalimot. Dieser Schutz soll nachhaltig sein, genauso nachhaltig wie Ferdi Seidelt die Bedeutung von Einstein als Universalgenie herausstellt, der jetzt quasi von oben würdevoll auf das entstandene Kultur- und Schulungszentrum, das mit den umliegenden Sportstätten des Rumelner TV und Bienenmuseum erweitert ist, herabschaut.
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„Einstein war ja nicht nur ein naturwissenschaftlicher Gelehrter, er hatte auch Interesse an Geisteswissenschaften und traf sich mit anderen Gelehrten zu Debattierabenden in der Akademie Olympia“, weiß Seidelt. Somit passe die Stele optimal an diese Stelle – auch der Zeitpunkt stimmt, denn schließlich ist die Verleihung seines Nobelpreises jetzt genau hundert Jahre her. Nach Ansprachen von Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß, Schulleiter Steffen Jelitto und Künstler Marten Dalimot erlebte die kleine Feiereinstunde zur Einweihung jetzt eine würdige Abrundung.
>>> Projekt in Rumeln-Kaldenhausen hatte viele Sponsoren
Folgende Personen haben das Kunstprojekt in Rumeln-Kaldenhausen finanziell unterstützt: Arne Thomsen, Geschäftsführer Steinbau Bauträger GmbH, Hendrik Johann, Eigner/Geschäftsführer REWE Rumeln-Kaldenhausen, Stefan Laudage, Eigner/Geschäftsführer Edeka Rumeln-Kaldenhausen, Marten Thöne, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Bauverein Rheinhausen eG und Fritz Ketzer, Eigner/Geschäftsführer Fritz Ketzer Elektrotechnik, Kaldenhausen.