Duisburg-West. Thomas Rangs sitzt seit 2008 für die FDP in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Er weiß: Die Liberalen haben es in Duisburg schwer.

Thomas Rangs hatte zu tun. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hat den 51-Jährigen am Wochenende beschäftigt. Rein didaktisch; Schulstoff der 15-jährigen Tochter. Das Einlesen in die nächste Sitzung musste warten, denn schließlich, stellt Rangs klar, geht die Familie vor. Aber nun sind 844 Jahre fachgerecht umrissen - und die Politik ist wieder am Zug. Ein Gespräch mit DEM Liberalen des Duisburger Westens.

Wobei Thomas Rangs natürlich nicht der einzige FDP-Politiker im Duisburger Westen ist. Aber er ist der einzige, der es bei der letzten Kommunalwahl in eine der beiden Bezirksvertretungen geschafft hat, in die BV Homberg/Ruhrort/Baerl. In Rheinhausen konnte die FDP 2014 nicht punkten. In den Jahren danach haben sich die Ortsverbände dann zusammengeschlossen. Seither gibt es die West-Liberalen.

Duisburg ist für die FDP ein schwieriges Pflaster

„Duisburg ist für die FDP ein schwieriges Pflaster“, weiß er. Die Arbeiterstadt und ihre Sozialstruktur und das smarte Lindner-Image wollen nicht recht zueinander passen, wobei es im Süden etwas besser liefe. Auch in Baerl und Rumeln werde FDP gewählt. Aber eben nicht häufig. 2,4 Prozent der Stimmen waren es 2014. Diesmal rechnet Rangs gesamtstädtisch mit „ein bis zwei Prozentpunkten“ mehr.

1969 wird er in Rheinkamp geboren, heute Moers, damals noch Teil von Baerl. Eingemeindet sei er worden, grinst Rangs. Baerl blieb seine Heimat, zwischendurch sechs Jahre im „Asyl“ in Homberg, wegen seiner Frau. 2005 ging’s zurück ins ehemalige Elternhaus. Ansonsten? Alles normal. Bankkaufmann, verheiratet, ein Kind.

Rangs liberales Gemüt entwickelte sich nicht zwangsläufig. Der Vater war Arbeiter, SPD-Wähler, die Mutter konservativ, was ihn, überlegt er, durchaus geprägt haben könnte. 1993, mit 24, die Politik. Da war er noch in der Ausbildung. Ein Kollege habe ihn für die FDP begeistert, erzählt er. Es waren die Jahre nach der Wiedervereinigung. Spätestens seit seiner Rede vor der Prager Botschaft sei Außenminister Hans-Dietrich Genscher für ihn zur entscheidenden Person geworden. Worum es dem jungen Rangs ging? „Freiheit. Bürgerrechte. Eigenverantwortlichkeit. Ich habe mich in der FDP am besten aufgehoben gefühlt.“ Rangs bringt ein Beispiel aus der Kommunalpolitik. Das von den Steingärten, die immer mehr Kommunen verbieten wollen. „Also grundsätzlich. Pflaster, Mauer oder Garten: Ich möchte über mein Grundstück selbst entscheiden können.“

Er zählt sich zum konservativen Flügel

Fast 30 Jahre ist er jetzt in der Politik, davon 25 Jahre im Ortsvorstand. Kasse, Schriftführung, Vize, Vorsitz. In der Bezirksvertretung ist Rangs seit 2008. Gern! Weil man Themen dort anpacken kann. Weil er sagen kann, was er von den Dingen hält. „Ich bemühe mich immer, Klartext zu sprechen.“ Beispiel Bebauungsplan Baerl. „Da geht es nicht um ja oder nein, sondern immer um die einzelnen Projekte.“ Dabei definiert sich Rangs als Einzelkämpfer, nicht nur mangels Masse. Eine lockere Zusammenarbeit mit der CDU - ja. Aber nicht unbedingt.

Wobei sich Rangs durchaus zum konservativen Flügel der FDP zählt. Christliche Werte sind ihm wichtig, betont er, Beständigkeit, auch. Eine neue Ehrlichkeit habe er damals in die Politik bringen wollen, erinnert er sich an die Anfänge. Wieder die Mutter. „Sie hat immer gesagt, handele so, dass du am Ende eines Tages noch in den Spiegel sehen kannst.“

Rückschläge hält er aus. 2013, als die Liberalen aus dem Bundestag flogen. Oder den Februar 2020, an die Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen. Als Thomas Kemmerich sich von der AfD wählen ließ, musste Rangs im entfernten Baerl seine Facebook-Seite sperren lassen, „wegen massiver Beleidigungen. Die reinste Gossen-Sprache.“ Besonders geschockt jedoch sei er über den Auftritt von OB Sören Link bei der Demo vor der FDP-Geschäftsstelle in Duisburg gewesen. „Das hat weh getan.“

Rangs blickt entspannt auf die Wahl. Er hat sich ohnehin entschieden. Schön war’s, aber auch genug. Er tritt ein letztes Mal an, danach ist Schluss. Wofür dann mehr Zeit bleibt? Rangs überlegt. Da ist vieles! Lesen, gern Geschichte. Musik hören, Punk, Heavy Metal, Independent. Frankreichreisen. Und Eishockey, die Füchse Duisburg. Da ist er schon länger Fan, als er in der FDP ist. Und das will etwas heißen.