Duisburg-Rheinhausen. Volksmusik-Star Heino begeisterte mit zweieinhalbstündiger Schau in der Rheinhauser Erlöserkirche. Geschickt wandelte der 74-Jährige sein Image, ohne seine Ideale zu verraten. Er spielte eine Mischung von Beethoven bis Rammstein.

Das einzige was an die „Haselnuss“ erinnert, ist wohl noch die „schwarz-braun“ getönte Brille, die der Sänger mit dem platinblonden Haar trägt. Ansonsten hat er in diesem Jahr einen perfekten Imagewandel durchlaufen, spielte vor 80.000 begeisterten jungen Rockfans in Wacken und erhielt in der letzten Woche Platin für sein „verbotenes“ Album „Mit freundlichen Grüßen“ – mit Coverversionen deutscher Popmusik – in Hamburg. Der in Düsseldorf geborene Interpret hat aber nie sein Gelübde gebrochen, dass er doch eigentlich nur Volkslieder singen möchte. Dafür nämlich steht Heino ein – und irgendwie glaubt man ihm das.

Denn in dem Programm „Die Himmel rühmen“ zeigte er in der Rheinhauser Erlöserkirche, dass alle Lieder für das Volk gemacht wurden - auch die Kirchenmusik, die er geschickt in seine Setliste einbaute. „Es war mir ein Herzenswunsch Gott dafür zu danken, dass er mich mit dieser Stimme und der Möglichkeit, singen zu dürfen, gesegnet hat“, sagte der blonde Barde. Und dann ließ er seine Stimme rollen – genauer gesagt das „R“, welches über die 50 Jahre Showgeschäft zu seinem Markenzeichen werden sollte.

Die Wersi-Orgel und ein Chor

Begleitet von Franz Lambert an der weißen Wersi-Orgel, die ein ganzes Orchester imitieren kann, und dem Backing-Chor „Gloria Terzett“ stieg er schon fast biblisch in die Schöpfungsgeschichte der Genesis ein mit „Es war am Anfang“ und einem sehr guten Cover des Songs „Sonne“ der Band Rammstein. Mit diesem Lied machte er deutlich, dass selbst moderne Pop-Stücke liturgische Momente haben können und er verneigte sich vor der Band „Die Ärzte“ in dem Song „Junge“. „Meine Musikerkollegen haben damit ein modernes Gleichnis geschaffen, das an die Geschichte des Verlorenen Sohnes aus dem Lukas-Evangelium erinnert“, so Heino. Und seine Interpretation hatte insofern mehr „Karamba“ und „Karacho“, als er diese mahnenden väterlichen Textpassagen mit seiner sonoren Baritonstimme viel glaubhafter rüber brachte als eben der fipsige Ärzte Sänger Farin Urlaub.

Überhaupt beeindruckend war wie Heino, der mit seinen 74 Jahren nur unwesentlich über dem Durchschnittsalter vieler Männerchöre liegt, mit langem Atem die Töne hielt und die Wortendungen, wie „T“ und „D“, hörbar prägnant absprach. Man merkte ihm auch nicht an, dass er während des Rheinhauser Kirchenkonzerts um seinen Besitz fürchten könnte - nachdem am letzten Wochenende während eines Auftritts in Wuppertal seine Wohnung von Einbrechern leergeräumt wurde – Heino in seinem anthrazitfarbenen Anzug war vollkommen präsent und man spürte seine innere Begeisterung, die er vor den 500 Zuschauern in der Erlöserkirche entwickelte. „Einmal werde ich auch nicht deutsch singen“, sagte er als Ankündigung für das großartige „Ave verum Corpus“, das Mozart in Latein geschrieben hatte und im Chorsatz vom „Gloria Terzett getragen wurde, und alles gipfelte natürlich in dem Titelstück „Die Himmel rühmen“ nach einer Melodie von Ludwig van Beethoven.

Mit einer Coverversion von „Ein Kompliment“ seiner jungen Musiker-Kollegen „Sportfreunde Stiller“ und dem Stück „Das ist mein Lied nur für dich“ gab es noch den vom Publikum ersehnten Liebesbeweis an seine Frau Hannelore und 500 Kehlen sangen schließlich zusammen die Kirchenhymne „Großer Gott wir loben dich“ von Ignaz Franz und applaudierten lange stehend für einen großen deutschen Volksliedersänger, der sein Image geschickt gewandelt – seine Ideale aber nicht verraten hat...