Essen.. In Berlin war er Nachbar von Dieter Bohlen. Aus seiner Feder stammen mehr als 1.500 Schlagersongs, gesungen teils von den ganz Großen der Branche. Doch berühmt wurde der Essener Musikproduzent Klaus Pelizaeus auch nach 25 Jahren nicht. Trotzdem ist er sicher: Er würde alles wieder genauso tun.

„Ein Hauch von Verwesung auf CD“ – so soll Schauspieler und Comedian Oliver Kalkofe mal das musikalische Werk der „Amigos“ umschrieben haben. Einem 1970 gegründetem Schlager-Duo, das vielleicht nicht ganz so erfolgreich ist wie „Die Flippers“, dafür aber mindestens genauso lange in den Charts. Warum leider keiner ihrer Hits bisher aus der Feder von Klaus Pelizaeus stammt, für wen er die 1.500 Titel sonst so geschrieben hat, und wieso er Songs für Heino immer gleich 24 Mal einsingen muss, verrät der Musikproduzent und -verleger anlässlich seines 25. Jubiläums.

"Ohne Kontakte geht gar nix"

Bevor Klaus Pelizaeus allerdings Einblick in ein Vierteljahrhundert Schlagergeschichte, unzählige Tonträger und Schwarz-Weiß-Promi-Fotos in seinen heiligen Kellerräumen gewährt, stellt er eines klar: „Zur Musikbranche würde ich heute niemandem mehr raten.“ Zwar scheint er seine fünfköpfige Familie mit dem am 8.8.1988 gegründeten Verlag „Alibaba“ problemlos ernähren zu können, „aber früher, da lief das ja alles etwas anders“. Früher, so in den Achtzigern, da ließ man seinen Beamtenstatus in der Stadtverwaltung gar für eine Schlagerkarriere sausen – zumindest tat Pelizaeus das. „Meine Mutter war entsetzt“, erinnert sich der 61-Jährige heute.

Zunächst schrieb er nur für seine eigene Band Titel, die von Abba bis Roland Kaiser „alles an Tanzmusik“ coverte. Da war er Keyboarder, hatte mit Akkordeon-Spielen angefangen, sich selbst dann noch Gitarre und Schlagzeug beigebracht. Doch es juckte ihm in den Fingern, Hits zu schreiben.

Er schmiss 1982 seinen Beamtenjob, ging nach Berlin, mietete ein Büro in Berlin nur wenige Straßen entfernt von Dieter Bohlens. „Der hat’s damals nur schneller gemacht,“ so Pelizaeus, „und erfolgreicher.“ Heute profitiere er aber von Bohlens Casting-Format, bei dem jüngst eine junge Schlager-Sängerin die Staffel gewann.

"Der Schlager stirbt nie aus"

„Der Schlager stirbt nie aus“, vermag er zu prophezeien. Auch wenn die Radiosender „kaum noch was außer Helene Fischer und Andrea Berg spielen“. Die Branche an sich aber habe sich gewaltig verändert. Während er sich damals noch selbst hocharbeiten konnte, „geht heute ohne Kontakte gar nix mehr“, weiß Pelizaeus.

Große Namen waren da schon immer hilfreich: „Als Jürgen Drews 1980 hier seinen Song eingesungen hatte, wurde einiges leichter“, lacht er. Danach kamen regelmäßig Anfragen ins Haus. Er schrieb Titel für Tony Marshall, Peggy March und Roger Whittaker, der ihm seinen größten Erfolg einbrachte – mit einem Song auf einem Album, das sich mehr als eine halbe Million Mal verkaufte.

Aber auch Heino – damals noch weit entfernt von Rammstein – zählte zu seinen „Kunden“, mit einer Besonderheit: Immer wenn er ein Demo für den laut Pelizaeus „sehr professionellen Künstler“ einsingt, muss er das gleich 24 Mal tun. „Damit simuliere ich den Chor“, erklärt der 61-Jährige. Damit Heino eine genaue Vorstellung bekomme. Ohrwürmer und Nummer-Eins-Hits sind seiner Feder aber nie entsprungen.

Auch die goldene Schallplatte an der Wand ist nur ein gebasteltes Geburtstagsgeschenk. „Ich hab’ jetzt nicht die ganz großen Knaller erfunden“, sagt Pelizaeus, aber immerhin etliche kleine. Er könne die gar nicht mehr alle zählen. Rund 1.500 sollen es aber sein, pro Tag schon mal vier Stück. „Ich mache das ja nicht seit gestern.“

"Gema-Tantiemen sind die Hauptquelle"

Woher er die Inspiration nimmt? Das bleibt wohl sein Geheimnis, aber Duft-Öl soll helfen, zumindest erfrischt er mit Zitronen- und Latschenkiefer-Aroma seine Keller-Räume am „Ruhmbach“ in Haarzopf. Und sollte seine kreative Ader jemals ein Ende finden, wird er trotzdem weiter verdienen: „Die Hauptquelle sind im Prinzip die Gema-Tantiemen durch meine Songs, die im Radio gespielt werden“, so der Produzent.

Auf seinem Bildschirm hat er die Abspiel-Listen der Radiosender parat, checkt regelmäßig ab, wann welche seiner Titel gesendet werden. Außerdem produziert er die Mädchen-Band seiner Tochter Dana, die zur Sicherheit noch „Medien und Gesellschaft“ studiert und Mitte September auf der von ihm organisierten „Essen Original“-Schlagerbühne auftritt.

In der Rückschau würde Pelizaeus alles genauso machen „nur früher anfangen“, sagt er. Auch mit seinem Platten-Label „à la tête“. Das ist übrigens Französisch und heißt „an die Spitze“.

Da wollte er immer hin.