Duisburg-Rheinhausen. . Aus einer Hüttenwerks-Deponie und einer städtischen Müllkippe entstand durch Rekultivierung das Zentrum eines der schönsten Naherholungsgebiete im Duisburger Westen - und ein spektakulärer Aussichtspunkt.
Wenn der Duisburger als solcher ankündigt, er werde „auf Schlacke gehen“, ist gemeinhin ein Auswärtsspiel bei einem zwei Ligen über dem MSV spielenden Fußballclub gemeint, dessen Stadion unweit einer ehemaligen Zeche westlich von Herne steht. Dabei kann man hierzulande auch im wahrsten Sinne des Wortes - und sogar grammatikalisch korrekt - auf Schlacke gehen. Auf Hochofen-Schlacke des Krupp-Stahlwerkes, um genau zu sein, zwischen der und den eigenen Füßen allerdings eine dicke Erdschicht liegt.
Abgekippt wurde diese Schlacke von 1955 bis in die 70-er Jahre von Krupp. Bis 1982 kehrte das Recycling-Unternehmen, von dem die Halde im Volksmund ihren Namen hat, in dieser Deponie noch einmal das Unterste zuoberst, um verwertbare Metallreste aus der Schlacke zu waschen. Erst engagierter Bürgerprotest machte dem schließlich ein Ende, und Krupp begann, in Absprache mit der Stadt, die Schlackenhalde zu rekultivieren.
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Apropos Stadt: Die kippte Jahrzehntelang direkt nebenan ab. Als Müllverbrennung noch ein Fremdwort war, landete der Müll der Stadt Rheinhausen jahrzehntelang am Rheindeich. Auch diese Deponie ist mittlerweile mit verdichtetem Erdreich verhüllt. Dass, wie zuletzt 2008, das unschöne Fundament der schönen Hügel zu Tage tritt, soll dank neuer Aufschüttung und Verdichtung nicht mehr vorkommen. Wenn im Herbst die Bepflanzung der Nachbarfläche abgeschlossen ist, würde Axel Freude, der als städtischer Revierförster die Rekultivierung koordiniert, gerne noch weiteres Erdreich aufschütten lassen, um die Flanken der alten Müllkippe abzuflachen und endgültig zu verhindern, dass Wind und Regen dort noch einmal Müll freilegen.
Das wäre auch unschön, ist doch das, was aus den Halden wurde, mittlerweile einer der schönsten und spektakulärsten Aussichtspunkte im Duisburger Westen. Wer den Weg, der sich um den künstlichen Berg schlängelt, in knapp zehn Minuten (stramm) oder einer guten Viertelstunde (gemütlich) heraufgekraxelt ist, blickt einmal rund um das von Industrie eingerahmte, selber aber doch erstaunlich grüne Rheinhausen, vom Bayerwerk in Südwesten, vorbei an den HKM-Schloten gegenüber von Friemersheim, der Kupferhütte und den Ruhrorter Hafenkränen bis zu Sachtleben. Nur in Richtung Moers fehlt für ein paar Kilometer das industrielle Ambiente. Bei gutem Wetter geht vor allem der Blick in Richtung Norden noch deutlich weiter, sind die ausgedienten Hochöfen des Landschaftsparks Duisburg-Nord und manchmal sogar das Oberhausener Gasometer zu sehen.
Auch unterhalb der Halde gibt es im Sommerhalbjahr fast täglich etwas zu sehen: Einen Teil der Rheinwiesen hält der FSC Duisburg-Rheinhausen 1959 e.V. immer peinlich kurz geschoren - als Modellflugplatz. Bei gutem Wetter sind hier meist mehrere Fernsteuer-Piloten mit ihren teils spektakulär großformatigen Modellflugzeugen zugange und zeigen auch gerne mal waghalsige Kunststücke. Offiziell geht die Saison 2013 noch bis zum „Abfliegen“ am 13. Oktober. Die nächste Saison startet dann wieder mit dem noch nicht genau terminierten „Anfliegen“ im April.
„Nur gucken, nicht anpacken!“, gilt nicht nur für die Modell-Flieger, sondern auch für die „Werthauser Wardt“. In den Rheinwiesen liegt dieses Naturschutzgebiet rund um einen vom Hochwasser regelmäßig gefluteten See, in dem seltene Vogelarten brüten und vor allem Hunde an die Leine gehören. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Homberger Ortsteil Essenberg, von wo der Leinpfad am Rheinufer entlang führt. Aber den kennen Sie ja schon...
Wie kommt man hin?
Mit dem ÖPNV ist die Halde nicht direkt zu erreichen. Selbst von den nächsten Bushaltestellen „Stünning“ (912, 921) und „Einkaufszentrum“ (912) ist es noch rund ein Kilometer Fußweg bis zur Rheingasse.
Auto: Über die Rheingasse kommt man bis vor den Fuß der Halde. Dort, sowie etwas weiter entfernt, an der Deichstraße, gibt es einige wenige Parkplätze.
Für Radfahrer liegt der Aussichtspunkt genau am „Erlebnisweg Rheinschiene“. Stromaufwärts kommt man, an der „Brücke der Solidarität“ (Folge vom 1. 8.) und dem ehemaligen Hüttenwerk (28.8.) vorbei zur Friemersheimer Rheinaue (24.8.). Rheinabwärts schließt sich der Homberger Leinpfad (13.8.) an.