Duisburg Rheinhausen. . Für Tätowierer Frank Lederer in Duisburg ist seine Arbeit eine Kunstform. Er ärgert sich darüber, dass der Beruf bis dato nicht geschützt ist und plädiert dafür, dass das Berufsbild endlich reguliert wird. Und: “Ohne Schmerz ist ein Tattoo kein richiges Tattoo“.

Wenn die Tattoo-Maschine in Frank Lederers Hand läuft, dann tut sie das mit einem konstanten Surren. Es ist das charakteristische Geräusch beim Tätowieren. Mit 1500 bis 2000 Stichen pro Minute drückt die darin befindliche Nadel die Tinte in den Körper von Michael Baier. Er sitzt dabei falsch herum auf einem großen Stuhl und drückt sein Gesicht in die Kopfstütze. Meist erträgt er die Stiche schweigend, aber manchmal, wenn der Tätowierer längere Tinten-Linien auf seinem Rücken zieht, dann stöhnt er auf und sein Gesicht verzieht sich vom Schmerz. Der 23-jährige lässt sich im Rheinhauser Tattoo- und Piercingstudio Free-Line an der Siegfriedstraße von Inhaber Frank Lederer einen chinesischen Drachenreiter stechen – und zwar über den gesamten Rücken.

Der Schmerz gehört dazu

An Narkose oder Betäubung ist dabei nicht zu denken. „Der Schmerz gehört einfach dazu“, sagt Baier, der in Rheinhausen aufgewachsen ist und heute in Moers wohnt. Frank Lederer bietet zwar die Möglichkeit einer oberflächlichen Betäubung, die werde aber nur selten verlangt. Wenn dann wollen das meistens Frauen. „Ohne Schmerz ist es doch kein richtiges Tattoo“, so Lederer. Es sei doch das Besondere, dass man das ertragen habe.

Michael Baier kennt den Schmerz. Es ist bereits sein viertes Tattoo. Sein erstes Motiv war ein so genanntes Tribal. Damals hatte ihn ein Freund zum Free-Line Studio mitgenommen und das Tattoo-Interesse in ihm geweckt. Es folgten weiter, oft asiatische Motive. „Ich stehe auf diese chinesischen Sachen. Ich habe auch mal Kampfsport gemacht“, erzählt Baier.

Für den Drachenreiter plant Frank Lederer 20 bis 30 Tätowier-Stunden ein. Die hat er auf drei große Termine verteilt. Am vergangenen Wochenende zog er die Linien, markierte also das Grundgerüst und die Form. Im August wird es mit den Schattierungen des Schwarz-Weiß-Tattoos weiter gehen. In einem dritten Termin werden die Feinarbeiten erledigt und das Tattoo nachgedrückt. Eine Tätowier-Stunde kostet bei Frank Lederer 90 Euro. Bis so ein großes Tattoo ganz fertig werde, könne es ein halbes bis ganzes Jahr dauern.

Nur kurz duschen

Die ersten Tage nach den Tattooterminen wird Michael Baier auf seinem Rücken ein Ziehen haben, wie nach einem Sonnenbrand. Zwei Wochen lang darf er nicht schwimmen gehen und nur kurz duschen. Außerdem muss er seinen Rücken sechs bis acht Wochen vor Sonne schützen und das Tattoo dreimal täglich eincremen. „Wenn die Kunden das nicht machen, kann so ein Tattoo auch mal schnell versaut sein“, sagt Frank Lederer, der seit 20 Jahren Tattoos sticht.

Für ihn ist seine Arbeit eine Kunstform, auch wenn die Künstlersozialkasse das anders sieht. „Da wird dann gesagt, wir würden so etwas wie Malen nach Zahlen machen. Aber das stimmt nicht. Wir müssen viel freihändig machen und vor allem gibt es für uns auf dem menschlichen Körper keinen zweiten Versuch. Tätowieren kann man oder nicht.“ Darum ist er auch dafür, das bisher ungeregelte Berufsbild endlich zu regulieren. Nur so könnten schwarze Schafe vom Tätowieren abgehalten werden.

Überhaupt sei der schlechte Ruf von Tattoos ungerechtfertigt. Seit jeher hätten sich die Menschen mit Tätowierungen geschmückt. Es sei eine der ältesten Kunstarten, die es gibt. Jeder trage doch Körperschmuck, und sei es nur eine Uhr oder ein Ring. Auch unsere Kleidung sei eine Art von Körperschmuck. Michael Baier freut sich indes auf den letzten Stich, dann hat er einen ganz persönlichen Teil Körperschmuck mehr.