Duisburg. Nun es ist bittere Wahrheit: die Montana-Ranch in Rheinhausen-Friemersheim exisiert nicht mehr. Anfang der Woche rückten die Bagger an, um fast alle Gebäude der Ranch abzureißen. Das Bauordnungsamt hatte das kleine Western-Städtchen dicht gemacht. Was mit dem Gelände geschieht, ist offen.
Ein Stück Rheinhauser Geschichte ist fast völlig dem Erdboden gleichgemacht. Anfang der Woche rückten die Bagger an, um In den Bänden fast alle Gebäude der „Sioux Montana Ranch“ abzureißen. Nur die Kirche wird stehen bleiben. Sie steht auf einem Grundstück, das die Gründer Erich und Irma Wiesner auch weiterhin privat bewohnen werden.
1960 hatte USA-Fan Wiesner, in Rheinhausen wegen Vollbart und Cowboyhut auch als „Fuzzy“ bekannt, den Verein „Sioux Club Montana“ gegründet und begonnen, mit seinen Mitstreitern auf dem von der Stadt gepachteten Vereinsgelände in Schwarzenberg die Westernstadt hochzuzimmern. Nachdem die liebevoll errichteten Holzhäuser zwei Mal einem Brand zum Opfer gefallen waren, entstand das Städtchen mit Saloon, Kirche, Tierställen, Hufschmied und Sheriffs-Amtssitz ab 1977 in der bis zuletzt bekannten Form.
Nach der Loveparade wurde die Ranch gesperrt
Schnell sprach sich das einzigartige Ambiente der Ranch bei Festveranstaltern herum. Die Vatertagssause der Friemersheimer SPD oder die von Wiesner selbst veranstalteten Tage der Offenen Tür und Western-Flohmärkte waren feste Größen im Rheinhauser Veranstaltungskalender. Da bei solchen Großveranstaltungen sowie bei vielen privaten Feiern auch „Offizielle“ ein- und ausgingen und nie Beschwerden kamen, waren die Wiesners jahrzehntelang davon ausgegangen, dass schon alles seine Richtigkeit hatte.
Möglicherweise war man in der Stadt Rheinhausen und später im gleichnamigen Duisburger Bezirk wirklich dermaßen froh über das ehrenamtliche Engagement der Wiesners und ihrer Mitstreiter, dass man in Sachen Baugenehmigung, Brandschutz oder Fluchtwegekonzept lange nach der Devise „Wo kein Kläger, da kein Richter“ verfuhr - zumal tatsächlich nie ein Mensch auf dem Gelände ernsthaft zu Schaden gekommen war. Damit war aber spätestens nach der Loveparade-Katastrophe 2010 Schluss: Bekanntlich wurde seitdem in Duisburg die Einhaltung solcher Richtlinien auf Punkt und Komma überprüft - mit dem Ergebnis, dass die Ranch für die Öffentlichkeit gesperrt wurde.
Zukunft des Geländes ist unklar
Bei Facebook formierte sich daraufhin eine Initiative zur Rettung der Ranch, hauptsächlich getragen vom in Rheinhausen aufgewachsenen Wetzlarer Journalisten Matthias Tilgner.
Der erste Plan war, den Trägerverein neu zu beleben. Doch all zu schnell stellte sich heraus, dass ein Verein die nötigen Investitionen nicht hätte schultern können: Allein für nachzureichende Anträge wäre ein „hoher fünfstelliger Betrag“ fällig gewesen, noch bevor auch nur ein Zaun aufgestellt oder ein Brett neu angenagelt gewesen wäre. Anschließend versuchte man, Eventgastronomen eine Übernahme des Geländes schmackhaft zu machen - vergebens. Selbst an die Umwidmung des Geländes zu einer Art Freizeitpark hatten die Montana-Unterstützer gedacht und bereits mit großen Playern der Branche Kontakt aufgenommen. Als auch die abwinkten, war die Rettung de facto gescheitert.
Jetzt mussten die Wiesners das Gelände zur Rückgabe an die Stadt wieder in „jungfräulichen“ Zustand überführen - die über Jahrzehnte liebevoll aufgebaute Ranch wurde abgerissen. Was die Stadt mit dem Gelände vor hat, ist unklar. Theoretisch könnten die politischen Gremien es als Bauland ausweisen. Insider rechnen allerdings damit, dass es eine Grünfläche bleibt.