Duisburg. .

Der karnevalistische Sessionshöhepunkt ist im linksrheinischen Duisburg der Nelkensamstagszug von Hochheide nach Moers. Auch in diesem Jahr war ganz Homberg auf den Beinen, um dabei zu sein. „Manche Bekannte trifft man nur einmal im Jahr, eben beim Homberger Zug“, sagt eine Piratin.

Schon lange, bevor sich mittags die ersten Wagen in Bewegung setzten, wand sich ein bunter Lindwurm aus fröhlichen, kostümierten Jecken durch die Straßen, um sich an der Grenze zu Scherpenberg zu versammeln. Dort hatte ein Autoteile-Handel eine Bühne aufgebaut und versorgte zudem das Narrenvolk mit Bier und Grillgut.

Noch durchweg fröhlicher Trubel in Hochheide

Viele Homberger hatten sehnsüchtig auf dieses Karnevalsspektakel gewartet und nun schunkelten sie ausgelassen zu Stimmungsliedern wie dem Fliegerlied und dem Roten Pferd. Wem davon allein nicht warm wurde, der half schon mal mit dem einen oder anderem Schnäpschen nach. Feuchtfröhlich sollte es werden, denn in etlichen Bollerwagen und Rucksäcken war Hochprozentiges und Bier verstaut, einige junge Männer und Frauen bewiesen ihre Trinkfestigkeit beim Trichtersaufen.

„Mal sehen, was heute noch so alles geht“, sagte ein Zugbesucher, die Bierdose in der Hand. „Heute ist Karneval, da ist alles möglich. Vielleicht geht’s nach Moers oder es heißt sogar: ,Viva Las Vegas’“.

Es war „relativ ruhig“

Nach Angaben der Polizei nahmen bis zu 90 000 Narren am Nelkensamstagszug teil. Während in Homberg alles ruhig blieb, kam es in Moers zu einigen Schlägereien, bei denen drei Polizisten durch Betrunkene leicht verletzt wurden. Dies sei jedoch als „relativ ruhig“ einzuschätzen, so ein Polizeisprecher. 45 Rettungsdiensteinsätze bewältigten die Feuerwehr Moers und das DRK von 13 bis 18.15 Uhr. 37 Personen mussten in Krankenhäusern gebracht werden, 50 Personen wurden vor Ort ambulant behandelt. Bewährt hat sich übrigens das Glasverbot. Es gab keine Verletzten.

Für die Kinder jedoch war nicht der bierselige Trubel, der in Hochheide durchweg fröhlich blieb, der größte Spaßfaktor, sondern die bunten Kostümierungen, kaum ein Jeck, ob jung oder alt, war ohne entsprechende Aufmachung unterwegs: Viele Kinderhelden waren zu sehen, etwa die Teenage Mutant Hero Turtles, die Mario Brothers, Batman oder die Schlümpfe. Doch auch Indianer, Nasa-Piloten, Eskimos, Mexikaner, Marienkäfer, Polizisten und Ritter waren dabei, viele Narren hatten ihre Kostüme untereinander abgestimmt.

Als schließlich der Umzug begann, wurde es für die Kinder ganz besonders spannend, denn sie waren auf Kamelle-Jagd, hatten ihre Eltern dabei, die Stofftüten trugen, die es zu füllen galt. Spätestens als der mit roten Luftballons verzierte Wagen von Radio KW die Kids passierte, mussten sie sich richtig anstrengen, denn dort fuhr das behinderte Prinzenpaar, Michael, der Köchelnde und Claudia, die Liebende, mit, das äußerst freigiebig mit den Kamellen war. „Helau!“, rief das einzige Moerser Prinzenpaar dieser Session den Hombergern auf dem Weg nach Scherpenberg zu und ein fröhliches Helau schmetterte samt winkendem Händemeer zurück. Dabei war bis zuletzt fraglich, ob das Prinzenpaar mitfahren dufte, weil sich der Versicherer gegen Behinderte sträubte und der Veranstalter die beiden zunächst nur in einem PKW mitfahren lassen wollte.

Viele Jecken zogen dem Zug hinterher

Aber auch auf anderen Wagen legten sich die Narren ins Zeug und ließen Bonbons regnen und mancher Karneval-Fan zeigte sich positiv überrascht: „Boah, die hauen heute echt einen raus! Mann, du! Toll!“ Zudem gab es auch Gelegenheit, sich als Gentleman zu beweisen, denn nachdem sich die Kleinen mit Süßigkeiten eingedeckt hatten, ließ man den Mädels den Vortritt oder fing für sie eine Blume.

Kurz nach 14 Uhr hatte der Umzug mit all seinen Wagen und Musikspielgruppen Hochheide verlassen und war nun auf Moerser Gebiet unterwegs, da zogen viele Homberger Jecken kurzerhand hinterher und überließen den Duisburger Wirtschaftsbetrieben das Feld, um die Straßen von leeren Flaschen und Unrat zu befreien. „Der Zug war wie immer schön“, sagte eine Pippi Langstrumpf, die jedes Jahr an dem Spektakel teilnimmt. Ein Wermutstropfen blieb allerdings: „Früher war er aber länger.“ Dies sollte aber niemandem die Karnevalslaune trüben, denn die Partys in Hochheide und Moers waren noch lange nicht beendet.